- Pfalz-Express - https://www.pfalz-express.de -

Einsatz vorerst beendet: Rund 500 Kräfte aus SÜW und Landau helfen bei Unwetterkatastrophe

Pressegespräch zum Einsatz der Hilfskräfte im Katastrophengebiet.
Fotos: Rolf H. Epple/Pfalz-Express

Landau. Der Einsatz der Hilfsorganisationen aus dem Landkreis Südliche Weinstraße und der Stadt Landau in den von den Unwettern betroffenen Gebieten im Norden von Rheinland-Pfalz ist vorerst beendet.

Rund 500 Kräfte waren seit Donnerstagmittag bis in die heutige Nacht im Einsatz.

Innerhalb der Pressekonferenz „Weinregion für Weinregion – Südpfalz hilft dem Ahrtal“ [1] gab es Gelegenheit für die beiden Landräte Brechtel (GER) und Seefeldt (SÜW) sowie den Landauer OB Thomas Hirsch, Dank und Hochachtung der Kommunen an die Hilfsorganisationen aus Kreisen und Stadt auszusprechen.

Landrat Dr. Brechtel

OB Hirsch, der sich zwar offiziell in Urlaub befindet, war auf Grund der Situation „auf Empfang“ geblieben: „Hilfe muss jetzt schnell kanalisiert werden“.

Die Landesgartenschau hätte eigentlich 2023 in Bad Neuenahr stattfinden sollen. Hirsch glaubt aber aufgrund der Zerstörungen nicht, dass die Stadt dann schon wieder so weit sein könnte. Er betonte aber, dass man sich als Landesgartenschau-Stadt Landau mit Bad Neuenahr sehr verbunden fühle.

OB Thomas Hirsch

„Unser Dank gilt Ihnen allen, dass Sie so schnell und unkompliziert Ihre Dienste zur Verfügung gestellt haben, um den Menschen vor Ort zu helfen. Was Sie geleistet haben, ist enorm. Sie haben Menschen gerettet, überflutete Keller ausgepumpt und eine Stadtteilküche aufgebaut, damit die Menschen etwas essen können.

Dafür gebührt Ihnen größte Anerkennung und Respekt“, betonen Landrat Seefeldt und Oberbürgermeister Hirsch, die sich glücklich zeigen, dass alle Helfer wieder wohlbehalten nach Hause gekommen sind.

Die beiden Brand- und Katastrophenschutzinspekteure Jens Thiele (SÜW) und Dirk Hargesheimer (LD), die gemeinsam mit den Rettungskräften vor Ort im Einsatz waren, sind immer noch geschockt von dem unermesslichen Leid und der Zerstörung, die sie miterleben mussten.

„Die Innenstadt von Bad Neuenahr ist praktisch nicht mehr existent – die Region ist zerstört!“, so Thiele, noch sichtlich mitgenommen von dem Erlebten.

Landrat Dietmar Seefeldt

Die mitgebrachte Feldküche habe sich als sehr hilfreich erwiesen, mit der Errichtung eines Stadtteilzentrums habe man auch in der Stromversorgung weiter helfen können. Zwei Seelsorger waren ebenfalls im Team dabei. Sie kümmerten sich natürlich um die betroffenen Menschen, aber auch um manch jungen Feuerwehrangehörigen, der eine solche belastende Situation erst einmal verkraften muss. Man wolle das alles noch aufarbeiten, so Dirk Hargesheimer. Auch er lobte wie alle Beteiligten die gute Zusammenarbeit der Kräfte untereinander.

Dirk Hargesheimer…

Aber sie betonen auch: „Alles, was wir mit unseren Mitteln in unserem Bereich bearbeiten konnten, wurde erfolgreich abgeschlossen. Jetzt muss die Infrastruktur instand gesetzt werden, das machen derzeit die Bundeswehr und das Technische Hilfswerk. Wir sind sehr stolz auf die Leistung und die vorherrschende Kameradschaft unserer gesamten Mannschaft.“ Im Lauf der Woche werde ermittelt, welche Spezialfähigkeiten vor Ort weiterhin gebraucht werden und ob dann in diesen Bereichen gezielt geholfen werden könne.

…sowie Bernd Wichmann (ganz links) und Jens Thiele (2.v.r.) beim Pressetermin.

Landrat Brechtel hatte am Morgen schon eine Videoschalte mit Kollegen. „116 Tote, alle Brücken über die Ahr zerstört, alle 10 Schulen geflutet“, zählt er auf. 2016 habe man dort von einer Jahrhundertflut gesprochen, da war das Wasser 3,50 Meter hoch, jetzt stand der Pegel bei 10 Metern! Insgesamt sieht sich der Germersheimer Landrat mit dem Hochwasserschutz in seinem Landkreis sehr gut aufgestellt. Mit dem eingesetzten Germersheimer Amphibienfahrzeug habe man 30 Personen aus Gebäuden retten können, zu denen man sonst nicht hätte durchdringen können, berichtet Brechtel.

Neben rund 500 Helfern der Feuerwehren im Kreis- und Stadtgebiet, der DLRG, des DRK und des THW waren Rettungshunde und die Technische Einsatzleitung in Kenn im Landkreis Trier-Saarburg im Einsatz.

Der Landkreis Germersheim hat die Hilfskräfte mit zwei Transportfahrzeugen unterstützt. Am Einsatzort in Bad Neuenahr sind mittlerweile unzählige neue Kräfte aus dem gesamten Bundesgebiet aktiv.

Auch zahlreiche zivile Spontanhelfer sind vor Ort. Die Abschnittsleitung wurde an das THW übergeben, wie dies von der Landeseinsatzleitung vorgesehen ist. Die Einsatzleitung liegt nun beim Präsidenten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD).

Ob der Katastrophenschutz richtig aufgestellt ist? Man müsse weg vom Klein-Klein-Denken, vielmehr müssten Bund und Land Strukturen von oben schaffen, so Thiele. „Wir dürfen uns nicht in Sicherheit wiegen“, so Landrat Brechtel. Obwohl man die vergangenen Jahre zur Verbesserung des Hochwasserschutzes genutzt habe, Deiche verstärkt, Polder angelegt und eine Hochwasser-AG gegründet habe, gebe es neue Dimensionen der Gefährdung, an die man sich anpassen müsse.

Die Bürger müsse man mit ins Boot nehmen, wenn es um Hochwasserbeschlüsse geht, wie jetzt aktuell die Gemeinde Altrip, die gegen einen solchen Beschluss klagt. Dabei werde bei solchen Beschlüssen immer Rücksicht auf die Belange der Bürger genommen, appeliert Brechtel an den Gemeinschaftssinn der Menschen.

Workshops mit Bürgern finden in Landau statt, die Stadtdörfer werden momentan mit Sirenen ausgestattet. Auf die Katwarn-App will man sich nicht alleine verlassen, denn die wird noch längst nicht von allen Bürgern genutzt. Wichtig sei es auch, dass jeder Bürger sich informiert, wie man sich gegen Überschwemmungen wappnen könne. (desa/red)

Print Friendly, PDF & Email [2]