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Ditib Germersheim setzt Spatenstich für Moscheebau – Gegner protestieren auf Königsplatz

Volles Haus in der Hans-Sachs-Straße: rund 600 besucher kamen zur Grundsteinlegung. Fotos und Video: pfalz-express/Licht / v. privat (zum Vergrößern anklicken) [1]

Volles Haus in der Hans-Sachs-Straße: Hunderte Besucher kamen zur Grundsteinlegung.
Fotos und Video: pfalz-express/Licht / v. privat
(zum Vergrößern anklicken)

Germersheim – Der Türkisch Islamische Kulturverein Ditib Germersheim hat den Grundstein zum Bau der Maresal Fevzi Çakmak-Moschee gelegt.

Rund 600 Gäste folgten der Einladung des Vorsitzenden Hayrettin Günes. Mit dabei war auch der für Rheinland-Pfalz zuständige Generalkonsul der Türkei, Arif Eser Torun.

Schon am Morgen wurde in der Küche des Vereins neben dem Bauplatz geschält, geschnippelt und gehackt, denn die Besucher sollten angemessen bewirtet werden. Die Gäste wurden von einem Spalier junger Damen mit Rosen begrüßt.

Zur Grundsteinlegung kamen zahlreiche Festredner zu Wort; die Ansprachen wurden auf türkisch und dann jeweils in deutscher Sprache gehalten. Vor den Reden rezitierte der Imam der Gemeinde feierlich Verse aus dem Koran.

Hayrettin Günes betonte nochmals, dass die Moschee eine Begegnungsstätte für alle Bürger sein solle. „Wir sind vielleicht alle etwas unterschiedlich, aber in der gemeinsamen Verantwortung gehören wir zusammen.“ Dafür wolle die Gemeinde mit der neuen Moschee eintreten, so Günes. Er wünschte allen Beteiligten „großen Mut und Gottes Segen.“

Zum Spatenstich griffen die Honoratioren dann gemeinsam zur Schaufel. Auf dem Gelände haben die Ausschachtungsarbeiten bereits begonnen.

Mehr Informationen zur Moschee, der Ditib Germersheim und den Geschehnissen um das Bauvorhaben gibt es hier [2] mit weiterführenden Links zu zusätzlichen Berichten (Weiter im Text nach der Bildergalerie).

Proteste begleiten Grundsteinlegung

Zu einer Protestkundgebung am Königsplatz hatte die Interessengemeinschaft „GER sagt Nein zum Ditib Moscheeneubau“ aufgerufen und dazu im Vorfeld rund 4.000 Flyer in der Stadt verteilt.

An der Kundgebung hatte sich auch die AfD Germersheim beteiligt. Die Satirepartei „Die PARTEI“ war ebenfalls mit einem kleinen Stand vor Ort, flankiert von einem Antifa-Vertreter.

Etwa 100 Demonstranten waren gekommen, allerdings die wenigsten aus Germersheim, wie ein Einheimischer dem Pfalz-Express gegenüber anmerkte.

Dagegen waren AfD-Anhänger zahlreich erschienen – so viele, dass Michael Faber, Sprecher der Interessengemeinschaft, darauf hinwies, dass es sich um keine von der AfD erstellte Veranstaltung handele.

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Ein Anwohner wollte indes die Redner mit Reggae-Musik überschallen, was ihm aber von der Polizei untersagt wurde.

Faber sagte, er habe nicht generell etwas gegen einen Moscheebau, kritisierte aber, dass das Gebäude „ausgerechnet“ am großen Südkreisel der Stadt errichtet werden solle: „Als Blickfang“.

Dass die Moschee – ein Gotteshaus – nach dem türkischen Feldmarschall und Generalstabschef der türkischen Armee, Fevzi Çakmak (gestorben 1950) benannt wird, ist Faber ebenfalls ein Dorn im Auge. Für eine christliche Kirche sei so etwas undenkbar.

Der AfD-Landtagsabgeordnete für den Kreis Germersheim und Kreisverbandsvorsitzende Matthias Joa griff die „Altparteien“ und die Germersheimer Lokalpolitik außergewöhnlich scharf an. Eine „riesen Sauerei“ sei schon gewesen, dass man den Namen von Sponeck [5] „in den Dreck gezogen“ habe.

Dass aber „illegale Einwanderer“ generell als Flüchtlinge bezeichnet würden, der Anteil „kulturfremder“ Migranten in Germersheim mit 50 Prozent (Angabe Joa) viel zu hoch sei und diese Politik „krachend scheitern“ werde, sei ein gewaltiges Versagen der „Altparteien“, die immer „denselben falschen Weg“ weitergingen.

Es fielen Worte wie „Politikverkäufer“, „verraten und verkauft“ – Zwischenrufe „Volksverräter“ – , „billige Taschenspielertricks“. Den Widerspruch der Kreis-CDU [6] bezeichnete Joa (früheres CDU-Mitglied)  als „reine Kosmetik“, die CDU selbst als „Teil des Problems“.

Die AfD stehe für Religionsfreiheit, diese sei jedoch Privatsache. Auch wenn es zahlreiche Beispiele für gelungene Integration gebe, habe sich dennoch jeder „ohne Wenn und Aber hierzulande einzufügen“. Die Reaktion der Germersheimer Ditib, trotz Bitte um Aufschiebun [7]g den Bau zu beginnen, zeige jedoch, dass es „lediglich um die Durchsetzung der eigenen Interessen“ ginge, so Joa.

Das nächste AfD-Schwergewicht war Joachim Paul, stellvertretender Landesvorsitzender und Abgeordneter aus Koblenz. Man lasse sich nicht einschüchtern vom „Kartell der Altparteien“ und von Linksextremisten, rief Paul: „Wegducken war gestern.“

Joachim Paul (li.), Matthias Joa. [8]

Joachim Paul (li.), Matthias Joa.

Auch Paul trat offensiv auf, griff die Landesregierung an, die 36.000 Euro für ein Gutachten [9] (über Landesverband Ditib, Anm.d. Red) ausgebe, damit sie „endlich mal weiß, mit wem sie seit zehn Jahren verhandelt.“

Mit Steuergeldern werde die „Jugendorganisation von Ditib finanziert“, das sei ein Skandal. Die Landesregierung bedrohe mit ihrer „Naivität“ die Freiheit, habe geschlafen, während Ditib „Schritt für Schritt seine Macht ausgebaut hat. Wir kriechen aber nicht vor Despoten.“

Paul sprach zudem über Strukturen und Verbindung der Ditib zum Amt für Religiöse Angelegenheiten in der Türkei, Diyanet, und dem türkischen Staat.

Die PARTEI Germersheim/SÜW indes demonstrierte mit ihrem Vorsitzenden Thomas Völk und dem Landesvorsitzenden Hans Friedrich gegen Ditib, aber für den Moscheebau.

Der Beigeordnete und Baudezernent von Germersheim, Norbert König, hat zwischenzeitlich einen Antrag zur Verschiebung des Baus beim Verwaltungsgericht Neustadt eingereicht. (cli)

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