- Pfalz-Express - https://www.pfalz-express.de -

Demonstrationen in Kandel aufgeheizt, aber weitgehend friedlich – Zug in Wörth gestoppt

[1]

Fotos: Pfalz-Express – Bildergalerie am Textende.

Kandel – Neun verschiedene Kundgebungen waren ursprünglich für den Samstagnachmittag in Kandel angemeldet worden. 

Am Ende waren es eigentlich nur drei, die übrig geblieben waren. Einige Mahnwachen wurden wieder abgesagt. Grund ist, dass das Ordnungsamt die ursprünglich an verschiedenen Plätzen in Kandel vorgesehenen Veranstaltungen alle auf dem Bahnhofsvorplatz gebündelt hatte – weit weg von der Demo am Marktplatz.

Die meisten schlossen sich dem „Männerbündnis Kandel“ an, so dass es im Verlauf des Nachmittags eigentlich nur zwei Gruppen gab – „bürgerlich-links“ und „bürgerlich-rechts“.

Eine Spontan-Demo antifaschistischer Gruppen bildete sich am Ende der Veranstaltungen am Bahnhof. Dort sprach unter anderem der parteilose Europaabgeordnete Stefan Bernhard Eck.

Den Marktplatz „gebucht“ hatte schon vor längerer Zeit der Mannheimer Marco Kurz („Frauenbündnis Kandel“) mit seiner Kundgebung „Migrationspolitik, Innere Sicherheit“, die nach dem Auftakt durch Kandel zog.

Leute auf dem Marktplatz skandierten „Volksverräter“, „Festung Europa, macht die Grenzen dicht“, „Widerstand“ und das obligatorische „Merkel muss weg“. 

Auffällig dieses Mal: Es waren viele junge Leute dabei. Die Versammlung wuchs mit der Zeit an, so dass nach der Auftaktveranstaltung auf dem Marktplatz etwa 900 Personen durch die Haupt- und Rheinstraße zogen.

An der Gegendemonstration mit dem Motto „Bürgerrechte statt rechte Bürger“ nahmen etwa 350 Personen teil. Die Ansprache eines Kandelers in „Kannler Sproch“ fand viel Anklang, ebenso die Rede von Jutta Paulus, Landesvorsitzende der Grünen und eines Mitglieds des Bündnisses „Aufstehen gegen Rassismus Südpfalz“.

Die Gruppe bewegte sich später in die Raiffeisenstraße, um in Hörweite der etwa 30 Meter entfernt vorbeiziehenden Flüchtlingspolitik-Gegner zu sein. In Anlehnung an ein von Marco Kurz auf Facebook verbreitetes Video hatten sich einige Teilnehmer Geschirrtücher als Kopftücher umgebunden (in Fotostrecke unten).

[2]

Das Männerbündnis und antifaschistische Gruppen am „Saubrunnen“. 

Unterdessen meldete das Polizeipräsidium Rheinpfalz, dass ein Zug aus Richtung Karlsruhe im Bahnhof Wörth gestoppt werden musste. Grund seien Übergriffe auf begleitende Polizeibeamte, so die Polizei.

Die Polizei sei daran gehindert worden, in den Zug zu steigen. Es gab 16 Strafanzeigen wegen Landfriedensbruchs und Widerstands. Bei weiteren 56 Insassen wurde die Identität festgestellt. Danach wurden die Personen, die zur Gegenkundgebung wollten, wieder nach Karlsruhe zurückgeschickt. Es habe sich um rund 200 Teilnehmer gehandelt, sagte indessen eine Sprecherin, die daran gehindert worden wären, an der Demo teilzunehmen.

Schwere Vorwürfe gegen die Polizei wurden bei der spontanen Abschluss-Demo der Antifa am Bahnhof erhoben. Man habe ohne Grund Schlagstöcke und Pfefferspray eingesetzt (sowohl aktuell im Zug als auch bei der Demo am 24. März [3]) und das Recht auf Versammlungsfreiheit gebrochen, während man für die „Faschisten“ den „roten Teppich ausgerollt“ habe. Bei der letzten Demonstration am 24. März habe die Polizei unverhältnismäßige Gewalt ausgeübt.

Auch die Medien wurden kritisiert, weil sie die Darstellung der Polizei „ungeprüft“ übernommen hätten. Einige wenige Demonstranten hätten lediglich zwei kleinere Böller über die Polizisten hinweg geworfen, von Angriffen könne keine Rede sein.

Wie die Polizei am Samstagabend mitteilte, hat ein Teilnehmer des rechten Spektrums eine Gegendemonstrantin verletzt.

Ein Teilnehmer der Versammlung „Migrationspolitik, Innere Sicherheit“, der ein Messer dabei hatte, muss sich wegen eines Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz verantworten.

Außerdem wurden eine Beleidigung und eine weitere Körperverletzung zur Anzeige gebracht, wobei bislang nicht klar ist, zu welcher Versammlung die Beteiligten gehört haben.

Insgesamt 16 Personen wurden Platzverweise erteilt. Bei der Abreise kam es laut Polizei in einem Zug zur Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, was ebenfalls zur Anzeige gebracht wurde. Rund 1.000 Polizeibeamte waren im Einsatz.

Das Bündnis „Wir sind Kandel“ war am 7. April  nicht dabei, wartete aber am Ende der Veranstaltungen mit einer Überraschung auf: Ein Reinigungstrupp aus etwa 30 Leuten rückte mit Schubkarre und Schrubber an, um den „rechten Dreck“ wegzuputzen.

Print Friendly, PDF & Email [7]