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Bahn wird wieder bestreikt: Kein angepasster Service außerhalb der Ballungszentren

„Infos auf bahn.de/aktuell“ – mehr Information wird an den Bahn-Haltepunkten Hauenstein (Südwestpfalz) nicht geboten (hier West, 24. August 2021).
Foto: Werner G. Stähle

Frankfurt/Main / Hauenstein (Südwestpfalz). Die Deutsche Bahn (DB) soll ab übermorgen wieder bestreikt werden.

Das kündigte Claus Weselsky, Vorsitzender der „Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer [1]“ (GDL, Frankfurt/Main) heute (30. August 2021) am frühen Abend im Rahmen einer Pressekonferenz an. Es täte ihm leid in den dritten Arbeitskampf zu gehen. Dieser sei von der Bahnseite absichtlich provoziert worden. Vom sechs Tage dauernden Arbeitskampf werden wieder Güter- und Personenverkehr betroffen sein, kündigte Gewerkschaftsführer Weselsky an.

Ab kommenden Mittwoch 17 Uhr soll der Güterverkehr und ab Donnerstag 2 Uhr der Personenverkehr möglichst weitgehend lahmgelegt werden, wurde bekannt gegeben. Diesmal werde es länger dauern als zuvor. Erst am darauf folgenden Dienstag (7. September) um 2 Uhr sollen die kampfbereiten Mitglieder seiner Gewerkschaft die Arbeit wieder aufnehmen.
Da in der GDL nur ein Teil der Mitarbeiterschaft der DB organisiert ist und manche aus der Zeit vor der Privatisierung Beamte sind, werden nicht alle Züge ausfallen.

Fernpendler leiden mehr

Während in Ballungszentren meist Straßenbahn und Linienbus fahren, wenn die von der DB betriebene S-Bahn nicht kommt (und umgekehrt), gibt es in der Fläche meist keinerlei Alternative. Wer sein Zuhause beispielsweise im Pfälzerwald hat, und regelmäßig morgens sehr früh am Bahnsteig steht, um pünktlich am fernen Arbeitsplatz in Industrieregionen wie Mainz/Wiesbaden, Ludwigshafen/Mannheim oder Wörth/Karlsruhe einzutreffen, hat keine vergleichbare Wahl. Diese Bahnkunden sind stärker betroffen.

Reisende außerhalb Großbahnhöfen benachteiligt

Wer reisen möchte oder muss, ist mehr vom Streik betroffen, wenn es beispielsweise an einem Haltepunkt der Verbandsgemeinde Hauenstein losgehen soll. Auf größeren Bahnhöfen ist ein Infocenter zu finden, wo man sich nach Ausweichmöglichkeiten erkundigen kann und Servicepersonal in auffälligen Jacken ist ansprechbar um weiterzuhelfen.

An Haltepunkten wie denen der Linie Pirmasens – Landau wird per Schriftband lediglich auf die Internetseite der DB verwiesen. Auch vom hochdigitalisierten Fahrkartenautomat ist kein Hinweis zu erhalten ob oder wann ein Zug kommt.
Demzufolge gehört dort zu den Grundvoraussetzungen für Bahnfahren der Besitz eines Smartphones sowie Erfahrung und Geduld im Umgang mit Internetangeboten. Man muss zudem den richtigen Vertragspartner haben. An manchen Haltestellen steht nur das D-Netz zur Verfügung, an anderen ausschließlich das E-Netz.

Forderung nach Verbeamtung

Als Reaktion auf die Streiks der GDL fordern die Freien Wähler im Landtag von Rheinland-Pfalz die Verbeamtung von Lockführern. (Wir berichteten [2].)

Tatsächlich Kampf zweier Gewerkschaften?

Claus Weselsky zufolge richten sich die von der GDL ausgerufene Streiks ausschließlich gegen den Arbeitgeber DB, namentlich den Bahnvorstand, der sich nicht bewege. In manchen Kommentaren findet sich dagegen auch die Vermutung, es könne sich um einen Konkurrenzkampf der kleineren (37.000 Mitglieder; Eigenangabe, gerundet) GDL mit der größeren (184.000 Mitglieder; Eigenangabe, gerundet) „Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft [3]“ (EVG) handeln.

Ihre Haltung zur EVG beschreibt die GDL in einem Podcast unter dem Titel „GDL überzeugt, EVG nicht [4]“.
(Werner G. Stähle)

Der Bahnhof von Hauenstein (Alte Bundesstraße), heute Haltepunkt mit Fahrkartenautomat. Die breite der Trasse lässt noch die frühere Zweigleisigkeit erkennen (bis 1945).
Foto: Werner G. Stähle

 

 

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