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„Zug der Erinnerung“- Gedenken an junge NS-Opfer

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Im „Zug der Erinnerung“ wird an jugendliche NS-Opfer und deren Schicksale erinnert. Foto: zug-der-erinnerung

Landau/Germersheim. Mehrere hunderttausend Kinder aus Deutschland und dem übrigen Europa, wurden von den deutschen Besatzungsbehörden verschleppt und auf dem Schienennetz in die Konzentrations- und Vernichtungslager des NS-Regimes geschleust, weil sie Juden waren oder anderen verfolgten Bevölkerungsteilen angehörten.

Von den Deportationsopfern, vor allem aber von den Kindern und Jugendlichen gibt es oft nur wenige Fotos und Dokumente. Die NS-Deportationen und Massenmorde scheinen weit zurück zu liegen. Doch Zehntausende werden davon bis heute gepeinigt: Die letzten überlebenden Opfer. Der Verein  „Zug der Erinnerung“, der im Juni 2007 gegründet wurde, will die Erinnerung an diese jungen Leute, wach halten und organisiert seit dieser Zeit eine Ausstellung in einem Zug.

Der „Zug der Erinnerung“ besteht aus mehreren Waggons, in denen die Geschichte der europäischen Deportationen in beispielhaften Biografien nacherzählt wird. Ob aus Skandinavien oder aus Südgriechenland: Über Tausende Kilometer
verschleppten die SS, das Reichsverkehrsministerium und die „Deutsche Reichsbahn“ über 1 Million Kinder und Jugendliche. Die Fotos der Opfer und ihre letzten Briefe, die sie aus den „Reichsbahn“-Waggons warfen, stehen für das Los der Millionen, die in den Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet wurden.
Statt entsetzlicher Bilder zeigt die Ausstellung Andenken, die aus unseren Familienalben stammen könnten. Zu sehen ist das Lächeln der Kindheit und der Optimismus der Jugend. Zugleich verweisen die Dokumente auf ein Tabu, das für alle Zivilisationen verpflichtend ist: Das Leben der Kinder zur Erhaltung der Gattung zu schonen. Mit dem Kindermord hat Nazideutschland dieses Gesetz gebrochen und zeitweise außer Kraft gesetzt.

Ihre beispielhaften Biographien, laden nicht nur zum Gedenken ein, sondern vermittelten eine ganz bestimmte Aufforderung: Gegen die Triebfedern der Verfolgung (Rassismus, Antisemitismus und nationalistische Ideologien) deutlich Stellung zu beziehen.
In einem erweiterten Ausstellungsbereich werden mehrere Täter der unterschiedlichen Funktionebenen vorgestellt, die für den Transport der todgeweihten Kinder und Jugendlichen in die Vernichtungslager sorgten. Am Ende des zweiten Waggons hängen die Fotos und Biographien einzelner Kinder aus den Gemeinden und Städten entlang der Fahrstrecke.

In unserer Region bereiteten sich Organisatoren an fünf Haltestationen auf die Ankunft der Ausstellungswagen mit Biographien der deportierten Kinder und Jugendlichen vor. Der „Zug der Erinnerung“ erwartet den Besuch tausender Schüler – aber auch die Anteilnahme der regionalen Bürgerschaft. Insbesondere an den Nachmittagen (bis 19 Uhr) und Wochenenden steht die Ausstellung für Einzelbesucher kostenlos offen.
Der „Zug der Erinnerung“ hält auch eine Rechercheneinheit bereit: Computer und eine Handbibliothek laden zur Spurensuche ein.
Der Zug wird in Landau am Sonntag, 14. Oktober, eintreffen und dort bis  etwa 21 Uhr offen sein.
Am Montag, 15.10., wird die Ausstellung im Zug ab 8.30 Uhr geöffnet sein (insbesondere für Schulklassen).
Einzelbesucher und kleinere Gruppen sollten bevorzugt am Nachmittag kommen. Um 19.30 Uhr werden die Ausstellungswagen geschlossen.
Am Dienstag, 16.10., gilt das identische Programm.  Nach 19.30 Uhr fährt der Zug weiter nach Germersheim, wo er am folgenden Tag für Besucher bereit steht. Danach fährt er weiter nach Schifferstadt, Neustadt,Haßloch und Pirmasens. (desa/red)
www.zug-der-erinnerung.eu

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