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Zufällig von Bürgermeisterin entdeckt: Natürliche Therme im Polder bei Jockgrim entstanden

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Haben schon einmal die Badesachen bereit gestellt: Ortsbürgermeisterin Sabine Baumann und Bürgermeister Karl Dieter Wünstel.
Foto: OG Jockgrim

Jockgrim – Noch zu Jahresbeginn waren Landwirtschaft und Politik nach zwei Hochwasserereignissen in großer Sorge um den Polder Wörth/Jockgrim. Druckwasser trat im gesteuerten Polder auf und im ungesteuerten Polder lief das Wasser deutlich langsamer als erwartet wieder ab.

Nun scheint die Situation sich in einen Glücksfall für die Gemeinde Jockgrim gewandelt zu haben: Das Wasser im ungesteuerten Bereich weist seit mehreren Tagen eine erstaunlich hohe Temperatur auf und fließt nicht mehr in den Rhein zurück – auf der Gemarkung Jockgrim ist eine natürliche Therme entstanden. Wird Jockgrim also in einigen Jahren das neue Baden-Baden?

Hydrologen haben das Phänomen zusammen mit Wissenschaftlern anderer Disziplinen untersucht. Das Wasser hat in einem abgegrenzten Bereich von etwas über 3 ha Fläche eine Temperatur von konstant 41,3 Grad. Außerhalb davon fällt die Temperatur innerhalb weniger Meter auf Umgebungstemperatur.

Die Fachleute stimmen überein, dass die wahrscheinlichste Erklärung für dieses völlig unerwartete Phänomen in den heftigen Sonneneruptionen im März liegt.

Der daraus folgende Sonnensturm hat für mächtige Magnetfelder auf der Erde gesorgt. Obwohl diese nur temporär auftreten, haben sie offenbar ein gigantisches natürliches unterirdisches Wärmekraftwerk wieder in Gang gesetzt.

„Im Rheingraben gibt es viele solcher ehemaligen natürlichen Wärmekraftwerke“, erläutert Paläogeophysikerin Hannelore B. Abbl-Neth vom KIT, „bisher war es graue Theorie, dass sie unter dem Einfluss starker Magnetfelder wieder dauerhaft in Gang gesetzt werden können.“

Die Jockgrimer Therme wurde von Ortsbürgermeisterin Sabine Baumann mehr zufällig entdeckt. Mitte März nahm sie zusammen mit weiteren Vertretern der Jagd- und der Fischereigenossenschaft an einem Vor-Ort-Termin im Polder teil, um die vom Gemeinde- und Städtebund geplante klimabedingte Zusammenlegung dieser beiden Genossenschaften vorzubereiten.

Mit hohen Absätze kam sie vom Bermenweg ab und trat mit einem Fuß ins Wasser, das überraschend warm war. Nach erster Skepsis standen bald alle Kollegen knietief im heißen Wasser. Schon am selben Nachmittag begannen Wissenschaftler vom KIT mit umfassenden Untersuchungen. Inzwischen sind staunende Fachleute von der Universität in Reykjavik/Island dazugekommen.

Mittlerweile sind auch Planungen für die Vermarktung der Therme angelaufen. Hierbei wird die Gemeinde von Hiob Müller-Calidum, Referent für Standortentwicklung beim rheinland-pfälzischen Innenministerium, beraten.

Baumann ist optimistisch: „Jockgrim füllt mit der großflächigen natürlichen Therme künftig ein bisher wenig besetztes Segment im weltweiten Tourismus aus. Noch in diesen Sommer wollen wir eröffnen, und bis in einem Jahr wird der „Warme Froschteich“ – so der Name der Therme – die Blaue Lagune von Grindavik an Bedeutung überholt haben.“

Auch Verbandsbürgermeister Karl Dieter Wünstel unterstützt das Projekt: „Ich sehe hier große Chancen für Jockgrim und die ganze Verbandsgemeinde. Nicht nur hinsichtlich der kommunalen Finanzlage, auch was die weltweite Bekanntheit der VG Jockgrim angeht.“

Aktuell arbeiten Baumann und Wünstel am detaillierten Konzept für den Thermenbetrieb. Das Foto entstand bei einer Arbeitssitzung.

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