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WDR-Affäre: Schönenborn unterschätzte Hinweise auf sexuelle Belästigung

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Jörg Schönenborn
Foto: dts Nachrichtenagentur

Köln  – Die Affäre rund um WDR-Korrespondenten, die Kolleginnen belästigt haben sollen, spitzt sich nun auch für die Funkhaus-Spitze zu.

Der heutige Fernsehdirektor Jörg Schönenborn und andere Führungspersönlichkeiten hätten frühzeitig von mindestens einem der beiden Fälle, die nun öffentlich wurden, wissen müssen, schreibt der „Spiegel“.

2011 wurde Schönenborn demnach von einem Kollegen gebeten, den Bericht über sexuelle Belästigung zu lesen, der zuvor angefertigt worden war.

Darin hatte die Personalrätin, die zu den Vorwürfen gegen einen Redakteur recherchiert hatte, festgehalten: Sie habe den Eindruck, dass es in der Auslandsredaktion „Vorkommnisse gab und noch gibt, die die jeweiligen Grenzen von Kolleginnen überschritten und verletzt haben, und somit als sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz bewertet werden könnten“.

Schönenborn antwortete seinem Kollegen ausweichend. Er könne sich „ehrlicherweise nicht erinnern, ob ich damals den Bericht zur Einsicht bekommen habe“, soll er geschrieben haben. Ein Jahr später wurde der Beschuldigte auf eine Korrespondentenstelle befördert.

Der WDR teilt dazu mit, die damals Verantwortlichen seien den betreffenden anonymen Hinweisen intensiv und sorgfältig nachgegangen. Die Anschuldigungen hätten sich weder entkräften noch belegen“ lassen.

Schönenborn war es auch, der jenen anderen beschuldigten WDR-Mann, der sich selbst „Alpha-Tier“ nannte, auf prestigeträchtige Korrespondentenstellen schickte. Und das, obwohl Schönenborn die Gerüchte über sexuelle Belästigung kannte – laut „Spiegel“ bereits seit den 1990er Jahren.

Sie seien in der Chefredaktion unter Jörg Schönenborn seit 2002 intensiv und ohne Ergebnis geprüft worden, teilt der WDR mit. Trotzdem wurde der Beschuldigte in zwei begehrte Auslandsstudios entsandt.

Schönenborn: „Ich hätte mir gewünscht, dass ich die Informationen, die uns heute vorliegen, schon damals gehabt hätte. Denn mit dem Wissen von heute hätte man damals andere Entscheidungen getroffen.“ (dts Nachrichtenagentur)

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