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Wasserstoff-Strategie der Bundesregierung: Fehlender Zubau von Windenergieanlagen kann zum Problem werden

Sieht die niedrigen Zubauzahlen sehr kritisch: Christian Meindertsma (im Bild rechts)
Bildquelle: https://www.w-wind.de [1]

Die Erzeugung von erneuerbarer Energie [2] in Deutschland ist weiter gestiegen und hat im ersten Halbjahr mehr als 50 Prozent des Verbrauchs gedeckt. Die mit Abstand größte Menge von grünem Strom wird von Windenergieanlagen geliefert.

Die Windkraft gilt allgemein als zentraler Pfeiler der Energiewende, dem Übergang von der Nutzung fossiler Energieträger und Atomenergie, hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung mittels erneuerbarer Energien.

Das Ziel, bis 2030 65 Prozent des Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energien zu beziehen, wurde in dieser Legislaturperiode gesetzlich festgeschrieben, ist aber bei den derzeitigen Zubauzahlen in Gefahr.

Nach Angaben der Fachagentur Windenergie [3] an Land wurden in Deutschland im ersten Halbjahr 2020 insgesamt 186 Windenergieanlagen (WEA) mit einer Leistung von 587 MW errichtet und 66 alte Anlagen stillgelegt, der Netto-Zubau beträgt 528 MW.

Damit liegt er auf einem sehr niedrigen Niveau – es war das zweitschwächste Ausbau-Halbjahr der vergangenen 15 Jahre, ist allerdings etwa doppelt so hoch wie in den ersten sechs Monaten des Vorjahres.

Zu den aktuellen Zubauwerten sagte Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie, dass die Zahlen weiter dramatisch hinter den Notwendigkeiten der Energiewende zurückblieben.

Dramatisch deshalb, weil Deutschland sich mit diesen geringen Zubaumengen Jahr für Jahr weiter von dem Klimaziel 2030, also 65 Prozent des Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energien zu beziehen, entfernt.

Die Bundesregierung geht für das erneuerbaren Strommengenziel 2030 von 580 TWh aus. Der Bundesverbandes Windenergie und andere Branchenverbände, sehen jedoch 740 TWh als realistische Größe an; denn der Bedarf an Ökostrom wird in den nächsten 10 Jahren durch die angestrebte Sektorkopplung erheblich steigen. Erneuerbarer Strom soll in den Sektoren Verkehr, Wärme und Industrie – beispielsweise für eine klimaneutrale Stahlindustrie – die fossilen Energieträger ersetzen.

Um die Klimaschutzziele zu erreichen und eine Stromlücke zu verhindern, hält die Windenergiebranche daher einen jährlichen Zubau von 5000 MW Windenergie für notwendig. Dieses Jahr wird das Ziel um rund 70 Prozent verfehlt werden.

Christian Meindertsma vom niedersächsischen Windenergieprojektierer WestWind ENERGY sieht die niedrigen Zubauzahlen ebenfalls sehr kritisch und weist auf die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung hin: „Windkraft ist für die geplante Produktion von grünem Wasserstoff absolut notwendig.

Bestehende Hemmnisse beim Bau von WEA müssen daher zügig beseitigt werden.“ WestWind ENERGY und andere Branchenvertreter fordern schon seit längerer Zeit schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren, die Ausweisung geeigneter Flächen und eine Repowering-Strategie, um die steigende Nachfrage nach CO2-freier Energie zu decken.

Der Bundeswirtschaftsminister hatte Versäumnisse eingeräumt und zugesichert, nach der Sommerpause eine Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes vorzulegen. Planungs- und Genehmigungsverfahren sollen verkürzt und juristische Auseinandersetzungen beschleunigt werden.

Die Gemeinden und Anwohner sollen künftig finanziell profitieren, wenn bei ihnen Windenergieanlagen gebaut werden. Damit soll auch eine Akzeptanzsteigerung in der Bevölkerung gegenüber WEA erreicht werden. Geplant ist ein regelmäßiges Monitoring, um gegebenenfalls schnell steuernd eingreifen zu können.

Auch im Hinblick auf den Wirtschaftsstandort Deutschland ist es dringend erforderlich, dass diese Pläne jetzt umgesetzt werden. Die Zahl der Arbeitsplätze im Bereich der Windenergie ist innerhalb von zwei Jahren um ca. 25 Prozent gesunken.

Als Gründe für den Rückgang nannte das Umweltbundesamt Einbußen im Außenhandel sowie einen Rückgang der neu installierten WEA in Deutschland.

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