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Vortrag in Jockgrim: Immer mehr Frauen auf Sozialhilfe im Rentenalter angewiesen

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Die beiden Referentinnen Andrea Sarther (li.) und Katja Keppel.

Jockgrim – Immer mehr Frauen sind im Rentenalter auf Sozialhilfe angewiesen. Schon heute müssen viele Rentnerinnen mit einer monatlichen Rente von knapp unter 400 Euro im Monat auskommen.

Dies sei schockierend und beschämend, weil die Mütterrente offenbar das Abrutschen in Armut kaum verhindern könne, sagte die Gleichstellungsbeauftragten der Verbandsgemeinde, Jutta Bauer. So könne die Mütterrente nicht einmal annähernd die harten Auswirkungen der Unterhaltsreform aus dem Jahr 2008 auffangen.

Damals trat in Deutschland ein neues Unterhaltsrecht in Kraft, mit dem die sogenannte nacheheliche Eigenverantwortung eingeführt wurde. Das heißt: Einen Anspruch für Geschiedene auf einen Versorgungsunterhalt bis zum Lebensende gibt es seither nicht mehr.

Ob lange oder kurze Ehen, ob mit oder ohne Kinder – alle werden gleich behandelt.

Dies traf ganz besonders die Frauengenerationen der sogenannten Versorgerehe – Frauen, die mit der Geburt von Kindern im Job aussetzten, um sich um die Erziehung und den Haushalt zu kümmern.

Die meisten Frauen kehrten, wenn überhaupt, allenfalls als Minijobberin oder in Teilzeit mit schmalem Einkommen wieder zurück in den Beruf. Dies zeigt sich dann in der niedrigen Rente wieder und betrifft heute die meisten Frauen der Generation der sogenannten „Babyboomer“.

Die beiden Expertinnen Andrea Sarther und Katja Keppel (Filialleiterinnen bei der VR Bank Südpfalz) informiertenzu diesem Thema zusammen mit Jutta Bauer. Sie zeigten Berechnungen verschiedener fiktiver Lebensläufe, beginnend bei einer Berufsanfängerin und den jeweiligen durch die unterschiedlichen Lebensphasen geprägten Berufslaufbahnen.

Kinder noch immer Armutsrisiko

Dabei wurden die bis zum Rentenbeginn berechneten finanziellen Auswirkungen sichtbar dargestellt. So können sich Kindererziehung, Tod eines Partners oder auch Einschnitte beim Erwerbsleben zum Teil gravierend auf die spätere Rente auswirken.

Mit Rechenbeispielen wurden diese einzelnen Phasen individuell auf die später zu erwartende Rente errechnet. Auch die von vielen Frauen unterschätzte Witwenrente wurde dabei angesprochen.

Immer wieder gaben die beiden Expertinnen reelle Einblicke, zum Teil auch aus ihrer Praxiserfahrung. So verlassen sich Frauen heute auch immer noch beim Thema Altersvorsorge auf ihren Partner und dies trotz ständig steigender Ehescheidungen.

Frauen managen Haushalt, Beruf und Kinder, zahlen aber weniger in die Rentenversicherung ein, weil sie oft nur Teilzeit arbeiten oder geringfügig beschäftigt sind. Dies zeigt sich dann später bei den Rentenansprüchen. So beträgt die durchschnittliche Regelaltersrente in Deutschland bei Frauen 347 Euro im Monat.

Das Endergebnis der einzelnen Berechnungen machte die Zuhörer doch nachdenklich. In einer anschließenden Diskussion wurden nochmals die einzelnen Fallbeispiele nachgefragt und durchgerechnet. Es entstand ein reger Gedankenaustausch über die Probleme der jungen, mittleren und älteren Generation von Frauen.

In einer Zeitpanne von nur 40 Jahren hat sich die Lebenssituation der jeweiligen Frauengenerationen stark verändert. Die „Frau von heute“ sollte ihre ganz eigene Lebenssituation immer wieder im Hinblick auf die zukünftige Rente bewusst beobachten. Nach den Erfahrungen der beiden Bankfachfrauen können damit unliebsame finanzielle Erfahrungen vermieden werden. (jb/red)

 

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