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VG Kandel: Rat beschließt Klimakonzept – Klimaschutzmamanager kommt

Christian Koch (stehend) erläuterte dem Rat die von IfaS erarbeiteten Ergebnisse und den Maßnahmenkatalog.
Foto: Pfalz-Express/Licht

Kandel (Verbandsgemeinde) – Am Dienstagabend wurde dem Verbandsgemeinderat das Klimaschutzkonzept der Verbandsgemeinde vorgestellt. 

Die Verbandsgemeinde hatte das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) [1] mit einer Erhebung und einem Maßnahmenkatalog beauftragt. Ein Jahr lang arbeiteten Fachleute an dem Bericht. Ermittelt wurden unter anderem Daten zu Strom,Wärme, Verkehr, Wasser und Treibhausgasen.

Neben der Erhebung und Auswertung der einzelnen Grundlagendaten fanden auch fünf Sitzungen der Steuerungsgruppe statt, in denen Zwischenergebnisse vorgestellt und diskutiert wurden. Zudem seien Kinderklimaschutzkonferenzen – auch in den Grundschulen der Verbandsgemeinde – mit großem Erfolg durchgeführt worden, sagte Bürgermeister Volker Poß (SPD) eingangs.

Der UN Klimagipfel habe keinen entscheidenden Durchbruch gebracht, „die Fridays for Future Kundgebungen rütteln uns alle auf.“ Die Verbandsgemeinde sei aber auf einem guten Weg, die IfaS-Daten nun Grundlage, um zielgerichtet weiter zu machen, so Poß.

Christian Koch von IfaS berichtete, dass im Jahr 2017 der Gesamtenergieverbrauch der Verbandsgemeinde 289.468 Megawattstunden (MWh) betragen hatte. Davon sind die Privathaushalte die größte Verbrauchergruppe. „Darin liegt ja auch ein riesiges Potenzial“, so Koch. Man müsse die Verbraucher mitnehmen, in ihrer Eigenverantwortung unterstützen.

Die eigenen Liegenschaften der Verbandsgemeinde verbrauchen indes nur 1 Prozent. Diese hätten allerdings Vorbildfunktion, sagte Koch. Das große Problem liegt demnach im Wärmebereich. „Strom an sich ist easy“, meinte der Fachmann. Die Zielsetzung ist, bis zum Jahr 2050 91 Prozent der Treibhausgase einzusparen und bei der Stromgewinnung (beispielsweise mit Photovoltaik) sogar Gewinne zu erzielen. Passieren soll das mit dem Ausbau erneuerbarer Energien – und mit einem Klimaschutzmanager in der Verbandsgemeinde. Fördergelder können beim Land beantragt werden.

Räte diskutieren über Grundsätzliches

Kai Dettmar von der AfD gab zu bedenken, dass es bereits im Kreis einen Klimazuständigen gebe. Um Geld zu sparen, solle man doch erst einmal schauen, ob dieser nicht auch für die Verbandsgemeinde tätig werden könne. Für die Elektromobilität (Batteriespeicher) gebe es zudem einen hochproblematischen Abbau mit Ausbeutung und Kinderarbeit. „Nehmen wir das billigend in Kauf?“, fragte Dettmar. Auch die Windkraft sei umstritten, es gebe gesundheitsschädliche Frequenzen, außerdem würden viele Vögel Opfer der Windkraftanlagen.

Christian Koch sagte dazu, das Problem mit menschenunwürdigem Abbau von Rohstoffen gebe es schon seit Jahrzehnten auch bei fossilen Brennstoffen. Und die Stelle eines Klimaschutzmanagers sei an die entsprechende Aufgabe gekoppelt, sprich, ein Klimaschutzmanager für den Landkreis ist auch ausschließlich für den Landkreis zuständig und kann höchstens punktuell hin und wieder für die Kommunen aktiv werden.

Norbert Rapp von den Grünen brachte Wasserstoffantriebe und neue, in der Entwicklung befindliche Batterienarten ins Spiel, die recycelbar seien.

Der Erste Beigeordneter Josef Vollmer erklärte, ein Klimaschutzmanager sei ein Kümmerer, die Stelle eine Investitionen für die Kinder und in die Zukunft. „Wenn wir jetzt nicht anfangen, wann dann?“, appellierte Vollmer. Weitere Schritte und Ergänzungen müssten natürlich folgen.

Norbert Knauber (CDU) forderte „keine Denkverbote“, Monique Dinies (SPD) sagte, ein Klimaschutzmanager sei auch ein wichtiger Ansprechpartner in Sachen Kenntnisse, denn der Bürger selbst habe selten tiefere Einblicke in die Materie.

Markus Schowalter (FDP) fehlen im IfaS-Konzept „echte Lösungsmöglichkeiten“. Er selbst (Landwirt) habe derzeit jede Menge Biomasse – ungenutzt. Für einen Klimaschutzmanager gebe es viel Arbeit, so Schowalter.

„Katzen töten mehr Vögel“

Rainer Zimmermann (Grüne) wandte sich an Kai Dettmar von der AfD. Nebenbei bemerkt, ein gesitteter Diskurs von Mitgliedern zweier Parteien, die weiter kaum auseinander stehen könnten – es geht also.

Zimmermann sagte, er beschäftige sich seit 1992 mit dem Thema Klima. Ihm sei bewusst, dass viele Menschen so dächten wie Dettmar. Aber man habe seit Beginn der Wetteraufzeichnung vor etwa 200 Jahren in den letzten Jahren die heißesten fünf Jahre erlebt. Der Klimawandel sei Fakt. Zimmermann lud Dettmar ein, die nächste Energiemesse in Kandel [2] zu besuchen.

Und gewiss fielen Vögel den Windkraftanlagen zum Opfer, aber ungleich vielmehr würden von Katzen getötet. „Will man jetzt nun alle Katzen erschießen?“, fragte Zimmermann, was Heiterkeit bei den Räten auslöste.

Am Ende wurde das 100 Seiten starke Klimaschutzkonzept mit einer Stimme Enthaltung (AfD) beschlossen. Sobald die haushaltsrechtlichen Voraussetzungen und der Zuschussbescheid vorliegen, soll die Stelle eines Klimaschutzmanagers für die Verbandsgemeinde ausgeschrieben werden. (cli)

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