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Verbandsgemeinderat Kandel: „Hilfe für Asylsuchende ist keine Wunschveranstaltung“

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Verbandsgemeinderatssitzung in Kandel am 8. Oktober.
Foto: Kunze

Kandel – Auf der Verbandsgemeinderatssitzung im Feuerwehrgerätehaus führte auch dieses Mal kein Weg am Thema Flüchtlinge und Unterbringung vorbei.

„Hilfe für Asylsuchende ist keine Wunschveranstaltung“ – mit diesen Worten veranschaulichte der SPD-Fraktionsvorsitzende Hellmuth Vàrnay, was vielen Bürgern nicht so klar scheint: Die Hilfesuchenden „müssen“ untergebracht werden.

Auch der Erste Beigeordnete Norbert Knauber unterstrich die Aussage einer „Pflichtaufgabe“. Viele Bürger, so Knauber, malten sich Horrorszenarien aus, Gerüchte von unrealistischen Zahlen und Fehlinformationen machten die Runde. Daher müsse viel mehr Energie auf die Richtigstellung und das Vorlegen von Fakten verwand werden.

So gelte beispielsweise: „Jeder Ort wird nur zwischen drei bis vier Prozent seiner Bevölkerungszahl aufnehmen“.

Verbandsbürgermeister Volker Poß sprach von einem großen Problem angesichts der Unterbringung der Geflüchteten. Dabei gäbe es durchaus Haus und Wohnungseigentümer, die vermieten könnten, so Poß.  Die aber würden teilweise enorm hohe Mieten verlangen und unrealistische Vorgaben machen – wie zum Beispiel „keine Männer“.

Gemeindeeigene Gebäude seien nicht unbedingt geeignet für die Unterbringungen. Angedacht wird seit einiger Zeit eine Bebauung östlich der Lauterburger Straße.

Immerhin: In der ehemaligen Kneipe Max und Moritz in Kandel stünden die oberen Räume zur Verfügung. Die Räumlichkeiten im Erdgeschoss sollen als „Bistro International“ ein Treffpunkt für Bürger und Geflüchtete sein. Um eine Stelle in diesem Bereich zu schaffen, wurde eine Bedarfsmeldung beim Bundesfreiwilligendienst angefragt.

Gerlinde Jetter-Wüst, Ortsbürgermeisterin von Freckenfeld, sprach von einer Ausweichmöglichkeit auf die Gräfenberghalle.

„Man kann die Menschen im Winter nicht einfach vor der Türe stehen lassen“, so Jetter-Wüst. „Man muss den Bürgern die Ängste nehmen.“ Die hitzige Debatte bei der Gemeinderatssitzung in der vergangenen Woche in Freckenfeld [2] mache deutlich, wie sehr die Flüchtlingsthematik die Bevölkerung spalte.

Clemens Nagel (SPD) forderte mehr Aufklärung über Chancen, Probleme und deren Bewältigung. Der Gemeinderat stimmte darüber ein, die Bemühungen zu intensivieren.

Manfred Foos von der Freien Wählergruppe sagte, dass etwa 43 Prozent der Zuwanderer laut Prognose wieder in die Ursprungsländer zurück müssten.

Volker Poß äußerte seine Sorge, die Stimmung in der Bevölkerung könne kippen und die Fremdenfeindlichkeit zunehmen. Die große Zahl der Asylsuchenden, die schneller steige als angenommen, überfordere die Gemeinden. Daher sei dies eine Kraftanstrengung, die „alle“ betreffe.

Poß lobte die großen Bemühungen der Ehrenamtlichen, die jedoch auch mittlerweile an ihrer Belastungsgrenze ankommen würden.

Information

Am 22. Oktober findet in Freckenfeld die nächste Bürgerversammlung [3] zum Thema Unterbringung in der Gräfenberghalle statt. (gku)

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