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Veranstaltung mit Wissenschaftler, Journalist und Autor Stefan Baron: Weltmacht China – Die Chinesen – Psychogramm einer Weltmacht

Foto: hi

Hauenstein (Südwestpfalz). Zu „Müssen wir Angst vor China haben?“ fand im Bürgerhaus Hauenstein am Dienstagabend (14. Mai) eine als „außergewöhnlich“ angekündigte Veranstaltung statt, aufgebaut als Interview mit anschließender Diskussionsrunde.

Es war gelungen Stefan Baron, den Verfasser des Buches „Die Chinesen – Psychogramm einer Weltmacht“ zu gewinnen. Das Team der Bücherei Hauenstein hatte die Initiative ergriffen und Ortsbürgermeister Bernhard Rödig seine Kontakte spielen lassen.

Der Saal im „Bürgerhaus“ war voll besetzt von rund 150 Besuchern. Wie die dem Interview folgende Fragen und Beiträge aus dem Publikum zeigten, hatten sich einige davon schon intensiv mit diesem fernöstlichen Land und seinen Menschen beschäftigt.

Einleitend zeigte sich Bernhard Rödig erfreut über das hohe Besucherinteresse um dann den Bestsellerautor zu „dieser „für Hauenstein besonderen Veranstaltung“ willkommen zu heißen, mit „lieber Stefan“, denn „wir kennen uns seit der Kindheit“. Er habe ein paar Fragen vorbereitet und anschließend sei die Besucherschaft zur Teilnahme aufgefordert, erläuterte Bernhard Rödig das vorgesehene Procedere und rief allen ein „herzlich willkommen“ zu.

Dann übernahm Stefan Baron. Im eigenen Land gelte der Prophet am wenigsten, das wisse man. Im Heimatort das Gegenteil erleben zu dürfen sei schon etwas Besonderes, zeigte er sich angetan. „Ich freue mich, dass der Saal voll ist.“

Für den ersten Teil des Abends hatte Bernhard Rödig einige Fragen vorbereitet die Stefan Baron entsprechend beantwortete:
In China habe es im Lauf seiner langen Geschichte wenig Einfluss von außerhalb gegeben und dies werde von Leuten, die von außen kommen nicht genügend berücksichtigt. Chinesen seien einerseits von Konfuzius geprägt und hätten deshalb klare Moralvorschriften, zum anderen von Lao-tse. Letzterer sei näher an der Natur, quasi der erste „Grüne“. Darin bestehe kein Widerspruch.

Im „Clan-Kreis“, gebildet aus Familie und Freunden, seien Chinesen sehr nett und höflich, außerhalb davon „sehr konsequent“. Deutsche genössen großes Ansehen und würden als gute Ingenieure gelten. Das habe aber in letzter Zeit nachgelassen, weil die sehen würden, was in Deutschland vorgeht. Vor vier Jahren hätten die Chinesen den Beschluss gefasst, einen Flughafen zu bauen und dieser sei fertig. Wenn man das mit dem Berliner Flughafenneubau vergleiche! Wir hätten viel zu wenig im Kopf, wie das im Ausland gesehen wird.

Die großen Unterschiede zwischen Arm und Reich führten nicht zu größeren Konflikten. Chinesen könnten mit Ungleichheit besser leben als wir. Ungleichheit sei im Konfuzianismus in Ordnung, so lange diese nicht auf Unrechtmäßigkeit zurückzuführen sei, beispielsweise Korruption. Leistung werde anerkannt. Dementsprechend würden chinesische Eltern für die Bildung ihrer Kinder dreißig Prozent (des Einkommens) ausgeben, soviel wie wir für Wohnen. Das gehe auf Konfuzius zurück. „Das sollst du lernen!“ hieße es dort sowie, der Mensch könne durch Lernen gut werden.

Nach Mao habe Deng Xiaoping die Schleusen wieder aufgemacht. Die Chinesen seien befreit gewesen und hätten losgelegt. Nach Leistung pro Kopf stünden sie zwar erst auf Platz 80, aber derzeit würden sie aufholen. Die Zeit als Billigware aus China zu uns gekommen sei und Hochwertiges aus Deutschland nach China sei vorbei. In Teilbereichen liege China bereits vorn. Deutsche und Amerikaner sollten das nicht unterschätzen und ihre eigenen Positionen stärken, riet Stefan Baron.

Im Land gebe es eine andere Auffassung von Rechtsstaat als hier. Das würde in China weniger individualistisch gesehen, wegen der unterschiedlichen Geschichte.
China betreibe keinen Kolonialismus, auch nicht in Afrika, es greife (lediglich) nach Rohstoffen. Chinesen hätten auch kein Sendungsbewusstsein, wollten nicht zu ihrer Überzeugung bekehren.

Mit der neuen Seidenstraße wolle China seinen Schwerpunkt wieder von Amerika nach Europa verlagern. Chinesen wollten die Amerikaner verdrängen, aber nicht ersetzen. Wir stünden am Anfang eines kalten Krieges zwischen Amerika und China. Das würde mit Trump nicht enden.
Man müsse sich stärker mit China beschäftigen, mit der Geschichte, mit der Kultur, empfahl Stefan Baron zum Abschluss des Interview-Teils und ermunterte: „Die Chancen sind größer als die Risiken“!

Die anschließenden ausschließlich sachlichen und fundierten Fragen aus dem Publikum betrafen unter anderem „Plagiatsvorwürfe“, die scheinbar allgegenwärtige Überwachung mit Kameras im Land, den beabsichtigten Ausbau der Atomkraft, die massive Umweltverschmutzung, die Annektion Tibets und ob China aus vergangenen Kolonialzeiten revanchistisch gestimmt sein könnte sowie Stellung und Zukunft von Hongkong und Taiwan.

An der Veranstaltung hatte sich die IHK Pfalz (Ludwigshafen und Pirmasens) beteiligt. Ermunternd führte deren Vizepräsidentin Birgit Neuhard aus, China sei in der Pfalz „Handelspartner Nummer eins“. Über Tausend Firmen von hier würden mit diesem fernöstlichen Land zusammenarbeiten. Deshalb biete die IHK Pfalz ein auf dieses Land spezialisiertes „Kompetenzzentrum“ als Ansprechpartner für Interessierte. (siehe unten „Kontakt“).

Nach Ende der Podiumsveranstaltung konnten Getränke und Gebäck geholt sowie in geselliger Atmosphäre geplaudert und diskutiert werden, was reichlich und ausgedehnt genutzt wurde. (WGS)

Zur Person

Stefan Baron kommt aus Hauenstein (Pfalz), war u. a. wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Institut für Weltwirtschaft in Kiel, Wirtschaftsredakteur und internationaler Finanzkorrespondent beim Spiegel, 16 Jahre Chefredakteur der Wirtschaftswoche in Düsseldorf, Leiter für Kommunikation und gesellschaftliche Verantwortung der Deutschen Bank und ist seit 2012 selbständiger Autor. Er erhielt eine Vielzahl von Auszeichnungen.

Zum Buch

Das Buch „Die Chinesen – Psychogramm einer Weltmacht“ verfasste Stefan Baron zusammen mit seiner Frau Guangyan Yin-Baron. Dieses erhielt 2018 den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis. (Econ Verlag, Berlin 2018 ISBN 9783430202411, 448 Seiten)

 

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