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Unterrichtsversorgung an Berufsbildenden Schulen: Landesregierung: Deutlich verbessert – CDU-Fraktion: Zu viel Unterrichtsausfall

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Die BBS SÜW, Standort Bad Bergzabern, ist eine immer noch wachsende Einrichtung.
Foto: red

Mainz/Landau/SÜW. Aktuell wurden die neuen Zahlen zur Unterrichtsversorgung an berufsbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz vom Ministerium vorgestellt.

Die strukturelle Unterrichtsversorgung an den berufsbildenden Schulen (BBS) sei im laufenden Schuljahr deutlich besser als im Vorjahr.

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Bildungsministerin Vera Reiß.
Foto: Sascha Kopp.

Dieses Fazit zog Bildungsministerin Vera Reiß und sie betont: „Mit einem Versorgungsgrad von 95,5 Prozent der Summe für Pflichtstunden und Differenzierungsangebote konnte in dem enorm differenzierten BBS-Angebot der beste Wert seit Jahrzehnten erreicht werden.

Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Versorgung insgesamt um einen Prozentpunkt verbessert, was bei der Vielzahl von schulischen Angeboten und dem entsprechend breit gefächerten Fachlehrerbedarf nicht einfach war.“

Insgesamt werden die Bildungsangebote der öffentlichen berufsbildenden Schulen nach den noch vorläufigen Daten der Schulstatistik von rund 113.000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen besucht.

Im vergangenen Schuljahr lag die Schülerzahl noch um rund 1.000 höher. Die Schulaufsicht in der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) habe für das laufende Schuljahr insgesamt 183 Lehrkräfte an den berufsbildenden Schulen neu eingestellt, unterstrich die Bildungsministerin.

Dazu kamen noch 16 Neueinstellungen von Lehrkräften, die die Ausbildung zum Fachlehrer absolvieren, sowie 4 Einstellungen von Hochschulabsolventen mit Bedarfsfächern im Rahmen des Seiteneinsteigerprogramms.

Nach wie vor gebe es in einzelnen Fächern und bei bestimmten Fächerkombinationen allerdings Probleme geeignete Lehrkräfte für berufsbildende Schulen zu finden – beispielsweise in Mathematik, in Metalltechnik, in technischer Informatik oder für den Fachunterricht im Gesundheits- und Pflegebereich.

Aber: Das Einstellungsvolumen 2014 habe um rund 60 Lehrkräfte höher als im vergangenen Jahr gelegen, so Vera Reiß: „Dies zeigt: Es ist und bleibt unser Bestreben, die strukturelle Unterrichtsversorgung der berufsbildenden Schulen weiter zu verbessern.“ Seit dem Schuljahr 2011/2012 (damals lag die strukturelle Unterrichtsversorgung bei 93,7 Prozent) wurde die Versorgung der berufsbildenden Schulen nun zum dritten Mal hintereinander verbessert.

„Die duale Ausbildung in Deutschland hat zu Recht einen sehr guten Ruf – auch auf internationaler Ebene. Und die berufsbildenden Schulen sind ein wichtiger und von Wirtschaft und Politik hoch geschätzter Partner in diesem Ausbildungssystem. Die berufsbildenden Schulen im Land leisten Hervorragendes bei der Vorbereitung junger Menschen auf das Arbeitsleben“, betonte die Bildungsministerin.

Das reiche von der Vermittlung grundlegender beruflicher – und auch allgemeinbildender – Qualifikationen für Jugendliche mit Problemen beim Übergang von der Schule ins Berufsleben über den berufsbezogenen Schulunterricht für die Schülerinnen und Schüler, die sich in einer dualen Berufsausbildung befinden, oder über berufliche Ausbildungen in Vollzeitschulformen und gehe bis zur Vermittlung hochwertiger Bildungsabschlüsse wie der Fachhochschulreife und der allgemeinen Hochschulreife.

„Landesregierung und Schulaufsicht erkennen diese Leistungen ausdrücklich an und werden sich auch weiter darum bemühen, die Unterrichtsversorgung in den berufsbildenden Schulen zu verbessern. Die deutliche Verbesserung, die im laufenden Schuljahr erreicht werden konnte, ist dafür ein großer Ansporn“, so Ministerin Vera Reiß.

Unterrichtsversorgung an berufsbildenden Schulen Bettina Dickes: Unterrichtsausfall immer noch viel zu hoch/ zu wenig Fachlehrer

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Bettina Dickes-Bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion.
Foto: bettina-dickes.de

Zu den heute vorgestellten Zahlen zur Unterrichtsversorgung an berufsbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz erklärt die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Bettina Dickes:„Eine Lücke von fast fünf Prozent ist kein Grund zum Jubeln. Im Gegenteil: Die Lage an den berufsbildenden Schulen ist vielerorts nach wie vor unbefriedigend.

Vor allem bei der Bekämpfung des Fachlehrermangels ist die Landesregierung seit Jahren untätig. Während andere Bundesländer zeitlich befristete Gehaltszulagen und Umsteiger-Programme für Fachkräfte in Mangelfächern auflegen, bleiben die Maßnahmen in Rheinland-Pfalz dürftig.

Deshalb erreichen andere Bundesländer auch eine deutlich bessere Unterrichtsversorgung als Rheinland-Pfalz.In den vergangenen 25 Jahren wurden von der Landesregierung keine Anreize gesetzt, die das Berufsschullehramt für Studenten attraktiver hätte machen können.Das Ergebnis ist, dass der Unterrichtsausfall an den berufsbildenden Schulen noch immer fast drei Mal höher ist als an den allgemeinbildenden Schulen“.

Wie sieht es damit aktuell an den beiden lokalen Berufsbildenden Schulen im Kreis SÜW und der Stadt Landau aus? Die beiden Leiter Helmut Schweder (BBS Südliche Weinstraße) und Ernst Gamber (BBS Landau) geben dem Pfalz-Express Auskunft.

Helmut Schweder, BBS Südliche Weinstraße:

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Helmut Schweder- Leiter der BBS SÜW.
Foto: red

Die BBS Südliche Weinstraße ist entgegen des allgemeinen Trends immer noch eine wachsende Einrichtung (plus 3,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt werden 1422 Schüler beschult. 549 Schüler am Standort Bad Bergzabern, 440 Schüler am Standort Annweiler und 433 Schüler am Standort Edenkoben. Der Standort Annweiler mit seiner Ausbildung im Bereich Altenpflege, Erzieher und Friseure ist  innerhalb eines Jahres um ¼ der Schüler gewachsen.

Der Unterrichtsausfall an der gesamten BBS beträgt 4,2 % und liegt damit besser als der Schnitt der BBSen in Rheinland-Pfalz.

 

 

Ernst Gamber, BBS Landau:

Der strukturelle Unterrichtsausfall an der BBS Landau lag im Schuljahr 2013/2014 bei 6,7%. In einzelnen Fachbereichen war der Ausfall deutlich höher. Im Bereich Metall lag er z. B. über Monate bei rund 40 %.

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Ernst Gamber- Leiter BBS Landau.
Foto: BBS Landau

Zu Beginn dieses Schuljahres wurden der Schule 205 Lehrerwochenstunden neu zugewiesen. Dies entspricht mehr als 8 Lehrkräften bei voller Beschäftigung mit 24 Unterrichtsstunden je Woche. Durch diese Zuweisung konnte der strukturelle Ausfall deutlich reduziert werden. Er liegt aktuell bei knapp über 4%. Erfreulich ist auch, dass der im vergangenen Schuljahr sehr hohe Unterrichtsausfall im Bereich Metall durch Neueinstellungen in diesem Schuljahr überwunden wurde.

Die positive Entwicklung in der Lehrerversorgung an unserer Schule wird aber auch von der Erfahrung begleitet, dass in einzelnen Fachbereichen wie z.B. Mathematik, Metall, Informatik usw. ein deutliches Missverhältnis zwischen dem Angebot an Lehrkräften und dem durch anstehende Pensionierungen anwachsenden Bedarf an Lehrkräften mit der Befähigung für das Lehramt an berufsbildenden Schulen besteht.

Auf diese sich seit Jahren abzeichnende Situation ist das Land nicht hinreichend vorbereitet. (red/desa)

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