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Ukraine-Krise: Berlin und Paris schlagen neuen Friedensplan vor

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Foto: dts Nachrichtenagentur

Kiew  – Unter dem Eindruck einer massiven Eskalation der Kämpfe in der Ost-Ukraine schlagen die Regierungen Deutschlands und Frankreichs sowohl dem ukrainischen als auch dem russischen Präsidenten einen weitreichenden Friedensplan vor.

Sie dringen darauf, den Plan sofort umzusetzen.  Kern des Vorschlags ist es demnach, einen unmittelbaren Waffenstillstand zu verabreden und den Separatisten im Osten der Ukraine weitreichende Autonomie in einem Gebiet zuzugestehen, das größer als bisher verabredet ist.

Begleitet von großer politischer Symbolik reisten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident François Hollande am 5. Februar nach Kiew, um dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko die Zustimmung zu dem Plan abzuringen.

Sollten die Gespräche vielversprechend verlaufen, wollten Merkel und Hollande am Freitag in Moskau mit Präsident Wladimir Putin die Verabredung besiegeln.

Der neue Plan w ar bereits seit Tagen von hohen Beamten der beteiligten Regierungen vorbereitet worden. Ausgelöst wurde die Dynamik durch die starken militärischen Gewinne der Separatisten und die Debatte über Waffenlieferungen in den USA. Poroschenko wolle man klarmachen, dass nun die letzte Chance gekommen sei, die Ukraine vor einer dramatischen militärischen Niederlage und dem wirtschaftlichen Kollaps zu retten.

Die ukrainische Notenbank musste ihren Zinssatz drastisch von 5,5 Prozent auf 19,5 Prozent anheben, um die Inflation zu bremsen. Die Währung befindet sich im freien Fall, die Ukraine ist dringend auf einen Kredit des Internationalen Währungsfonds angewiesen, der aber auf sich warten lässt.

An Kreml-Chef Putin wiederum sandten die europäischen Verhandler die Nachricht aus, dass er in der kommenden Woche mit neuen EU-Sanktionen zu rechnen habe. Auch an US-Waffenlieferungen nach Kiew könne er kein Interesse haben, so die Botschaft. Russland könne jetzt noch eine unkontrollierbare Eskalation aufhalten.

Während Merkel und Hollande nach Kiew reisten, brach Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zu einer Tour nach Riga und Warschau auf, wo er um Unterstützung für das Vorhaben warb. Im Zentrum des Waffenstillstand-Plans steht nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ das Minsker Abkommen vom vergangenen September.

Allerdings wird die damals verabredete Demarkationslinie nicht zu halten sein; die territorialen Gewinne der Separatisten von bis zu 1.500 Quadratkilometern müssten zum Teil berücksichtigt werden.

Der Plan sieht außerdem eine weitreichende Autonomie für die Separatisten-Gebiete vor, den bereits vereinbarten Abzug schwerer Waffen und einen umfassenden Gefangenenaustausch. Russland dringt darauf, dass Kiew und auch der Westen mit den Separatisten-Führern direkt kommunizieren, was denen mehr Legitimation verleihen würde.

Ob Poroschenko dem Plan zustimmen werde, war bis zum Donnerstagabend nicht sicher. Aus dem Umfeld der Verhandlungsteilnehmer war von einem „Harakir i-Unternehmen“ die Rede, heißt es in dem „SZ“-Bericht weiter.  (dts Nachrichtenagentur)

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