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Übergriffe in Köln: Kriminalbeamte widersprechen Maas – Kölns OB will mehr Videoüberwachung – und „Verhaltenshinweise für Frauen“

Überwachungskamera. Foto: dts Nachrichtenagentur [1]

Überwachungskamera.
Foto: dts Nachrichtenagentur

Köln  – Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), André Schulz, hat der Behauptung von Justizminister Heiko Maas (SPD) widersprochen, wonach die Übergriffe auf Frauen am Kölner Hauptbahnhof eine neue Form organisierter Kriminalität gewesen seien.

„Wer von einer neuen Dimension organisierter Kriminalität spricht, der irrt oder es fehlen ihm kriminalistische und kriminologische Erkenntnisse“, sagte Schulz.

„Das sogenannte Antanzen durch Täter, die oftmals aus Nordafrika oder dem Balkan stammen, ist der Bandenkriminalität zuzuordnen und kein neues kriminalistisches Phänomen.“

Schulz wies darauf hin, dass die Täter teilweise legal und auch schon seit längerer Zeit in Deutschland lebten oder teilweise seit Jahren auf längst überfällige Entscheidungen zu ihrem Asylantrag warteten. Ziel der Täter sei es, so Schulz, die Opfer zu überrumpeln, abzulenken und ihnen dann die Wertsachen zu entwenden.

„Diese Tätergruppierungen begehen nach unseren Erkenntnissen nicht nur Trick- und Taschendiebstähle, sondern auch Raubdelikte sowie Kfz- und Wohnungseinbrüche“, sagte der Polizeigewerkschafter.

Das sei allgemein bekannt und von der Polizei in NRW auch schon mehrfach thematisiert worden. Passiert sei aber nichts.

Schulz warf der Politik vor, Forderungen nach einer „angemessenen Personalstärke“ für die Gefahrenabwehr und Strafverfolgung regelmäßig ignoriert zu haben. „In der Silvesternacht scheinen nun viele Faktoren zusammengekommen zu sein, die dann eskaliert und im Ergebnis völlig inakzeptabel sind“, fügte er hinzu.

Das Ausmaß habe von der Polizei aufgrund der Gesamtumstände vor Ort nicht erkannt werden können. „Jetzt heißt es, die Polizei in Ruhe ermitteln zu lassen, damit möglichst viele Taten aufgeklärt und die Täter ihrer gerechten Strafe zugeführt werden können“, betonte Schulz.

„Es nützen jetzt aber keine vollmundigen Politikerforderungen, denn das Problem ist zum größten Teil hausgemacht.“

Zudem erklärte der Polizeipräsident, dass es derzeit keine Erkenntnisse über die Täter aus der Silvesternacht gäbe. „Wir haben derzeit noch keinen Tatverdächtigen“, räumte Albers ein.

Mittlerweile seien 90 Anzeigen eingegangen. Dabei handele es sich sowohl um Anzeigen wegen sexueller Übergriffe als auch um Anzeigen wegen Taschendiebstahl: „Wir gehen davon aus, dass noch weitere Anzeigen hinzukommen.“

Reker will Übergriffen auf Frauen mit Video-Überwachung begegnen

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker indes will nach den Übergriffen die Videoüberwachung ausbauen.

Es seien mehrere Maßnahmen entwickelt worden, sagte Reker am Dienstagnachmittag mit Blick auf den bevorstehenden Karneval auf einer Pressekonferenz.

Zu den vereinbarten Maßnahmen zählten demnach der Einsatz von Sprachmittlern, die Gründung einer „großen Koordinierungsgruppe“, die Ausleuchtung von Örtlichkeiten sowie der Einsatz mobiler Videoanlagen.

„Verhaltensanleitung“ für Frauen

Zudem solle es laut Reker aktualisierte Verhaltenshinweise für Frauen und junge Mädchen geben.

Dazu zähle auch, dass Frauen zu Fremden „eine Armlänge Distanz“ halten, sich am besten innerhalb einer Gruppe bewegen und im Notfall Passanten um Hilfe bitten oder die Polizei rufen sollten.

Auch müsse darüber nachgedacht werden, die in der Karnevalszeit häufig anzutreffende Unbeschwertheit „Menschen aus anderen Kulturkreisen“ besser zu erklären.

Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers sagte seinerseits, dass die Polizeipräsenz zum Karneval deutlich erhöht werde. Dies gelte sowohl für uniformierte wie auch für zivile Kräfte.

(dts Nachrichtenagentur/red)

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