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„Sunnre – Ein Dorf wehrt sich“: Baugegner führen Platzmangel und Fledermäuse ins Feld

Fledermaus.
Bild von JamesDeMers [1] auf Pixabay [2]

Sondernheim – Am 8. Juni 2022 wurde im Stadtrat über die die nächsten Schritte zu „Bebauungsplan S 4 – „Südlich der Schulstraße entschieden.

Der Vorentwurf wurde in seinen Grundzügen gebilligt und die Verwaltung beauftragt, die für das weitere Verfahren erforderlichen Schritte einzuleiten.

Eine Gruppe, bestehend aus einer Erbengemeinschaft, Anwohnern und Bürgern, ist damit ganz und gar nicht einverstanden und hat eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen unter dem Motto „Sunnre – Ein Dorf wehrt sich“. Rund 180 Bürger haben sich darin gegen den Bebauungsplan ausgesprochen. In dem zukünftigen Wohngebiet soll es 16 Grundstücke geben, auf denen je ein Haus mit maximal zwei Wohnungen gebaut werden darf.

Die Argumente der Baugegner:

Sowohl die Grundschule als auch die Kindertagesstätte seien nur über die Kirchstraße zu erreichen. Sollte das Baugebiet umgesetzt werden, entstünde ein Nadelöhr, das die Kinder auf ihrem Weg in die Schule gefährden könne.

Zudem sei der alte Ortskern mit den Zufahrtsstraßen für ein zusätzliches Verkehrsaufkommen nicht ausgelegt. Die Dorfstraßen seien schmal und schon heute gebe es Platzmangel.

Zum dritten solle der alte Ortskern sein Gesicht nicht verlieren. „Wir sprechen uns dagegen aus, dass die Gärten mit windschiefen Zäunen und bäuerlicher Kleintierhaltung einem zusätzlichen Wohngebiet weichen sollen“, heißt es von den Gegnern. In Germersheim sei in kurzer Zeit sehr viel neuer Wohnraum entstanden, das müsse doch ausreichen. In Sondernheim sollten die dörflichen Strukturen bewahrt werden.

Fledermäuse sollen es richten

Ein weiteres Argument kam auch noch dazu: Fledermäuse würden in ihrem Habitat gestört.

Dazu gab es sogar eine Untersuchung: Am 6. Juni wurde von 22:09 Uhr bis 22:49 eine Kurzuntersuchung von Fledermäusen im Gebiet des Bebauungsplans „S 4 Südlich der Schulstraße“ durchgeführt. Vier verschiedene Fledermausarten wurden detektiert. Alle Arten sind nach § 44 Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. „Die untere Naturschutzbehörde haben wir unterrichtet und darum gebeten, ein naturfachliches Gutachten zu beauftragen“, so die Initiatoren des Protests.

Die Stadt wurde gebeten, die Auswirkungen des Bebauungsplans „kritisch zu prüfen und neu zu bewerten.“ Eine Stellungnahme bei der Stadt ist vom Pfalz-Express angefragt.

Schaile: Ortgemeinderat entscheidet über Bauvorhaben

Bürgermeister Marcus Schaile sagte auf Anfrage des Pfalz-Express, dass zu dieser Sache häufig nicht ganz korrekte Informationen kursierten.

Man sei derzeit lediglich an dem Punkt, „dass wir eine Planung aufzeigen, wohin der Weg gehen KÖNNTE.“ Viele jüngere Sondernheimer würden gerne im Ort bleiben und dort bauen. Deshalb habe man Vorschläge ausgearbeitet, um die dörfliche Struktur zu erhalten und eben gerade keine Mehrfamilienhäuser in der Planung. Die Einfamilienhäuser seien klimaneutral (KfW 55 Häuser), begrünt, es gebe eine Zisterne und 60 Prozent des gesamtes Geländes blieben grün, so Schaile.

Der Ortsbeirat hatte dem Projekt ebenfalls zugestimmt mit nur einer Stimme Enthaltung. Bevor gebaut wird, werden in Deutschland ohnehin sämtliche Genehmigungsbehörden vom Umweltschutz bis Hochwasser eingeschaltet. Das betonte auch Schaile nochmals.

Außerdem gelte laut Landesregierung Innenausbau vor Außenausbau – will heißen, bevor man auf andere Gebiete an Gemeinde-Rändern ausweicht, sollen erst einmal die Baulücken im Inneren geschlossen werden. „Die Ressourcen sind endlich“, erinnert Schaile, „wir sollten behutsam mur Umwelt umgehen.“

Das Grundstück ist übrigens seit über 20 Jahren im Flächennutzungsplan ausgewiesen. Da könnte man jetzt schon mal zu Potte kommen, meint Schaile. Allerdings hat die Stadt kein Eigeninteresse. Ob gebaut werden soll, bestimmt der Ortsgemeinderat. Die Stadt hat lediglich ihre Vorschläge unterbreitet. (cli)

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