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SPD Südpfalz ehrt Menschen der Region: Großer persönlicher Einsatz für Flüchtlinge, Arme und Kranke

19. Januar 2015 | Kategorie: Kreis Germersheim, Leute-Regional, Politik regional, Regional

Engagierte Mitmenschen standen wieder im Mittelpunkt des SPD-Neujahrsempfangs.
Fotos: pfalz-express.de/Licht
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Westheim – Der Neujahrsempfang der südpfälzer SPD ist ein wenig anders: Traditionell werden dabei Menschen aus der Region geehrt, die sich ehrenamtlich für die Gemeinschaft engagieren.

Der Empfang gelte den Menschen, die das Leben in der Südpfalz so lebenswert machten, sagte Unterbezirksvorsitzender und Bundestagsabgeordneter Thomas Hitschler bei seiner Ansprache.

Deutliches politisches Statement

Man habe im vergangenen Jahr viel erlebt und durchgestanden, in den Ortsvereinen sei heftig diskutiert worden, so Hitschler weiter. Am Ende können man jedoch stolz sein auf das Ergebnis und das Erreichte. Der Mindestlohn sei nun Realität, ebenso das Rentenpaket.

Entschlossen zeigte sich Hitschler in Bezug auf den in diesem Jahr beginnenden Landtagswahlkampf: „Ich werde für euch kämpfen“, rief er in den gut besuchten Westheimer Bürgersaal. „Und alles in die Waagschale werfen, damit Malu Dreyer Ministerpräsident in bleibt.“

Die CDU dürfe nicht das Ruder in Rheinland-Pfalz übernehmen: „Sie macht ja nicht einmal gescheite Oppositionsarbeit“,sagte Hitschler wörtlich.

Angesichts der vielen Krisen in der Welt sei es nicht einfach, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Die vielen Flüchtlinge in den Lagern hätten nichts als Hoffnungslosigkeit in den Augen. Hitschler war Ende letzten Jahres in der Türkei und hatte dabei auch das Flüchtlingslager Kahramanmaraş besucht. Angesichts des Leids müsse man Mitmenschlichkeit, Gastfreundschaft und Toleranz in den Mittelpunkt des Handels stellen.

Der „Fratze des Terrors“ sei Europa mit Freiheit und Demokratie begegnet und nicht mit dem „Ruf nach Blut“. Diese Freiheit beabsichtige die Bundesregierung nun einzuschränken: „Das darf nicht sein, das wäre ein Sieg für den Terror.“

Es mache ihn stolz, sagte Hitschler, zu sehen, dass so viele Menschen auf die Straße gingen um zu zeigen, dass nicht die Muslime für den Terror verantwortlich seien.

Für 2015 nannte Hitschler drei Stichworte als wichtige Punkte: Dankbarkeit ( „Wir leben in Frieden, Freiheit und Wohlstand), Durchhaltevermögen („Bei vielen Diskussionen müssen wir gegen populistischen Parolen und Argumente bestehen.“) und Kraft („Wir als SPD werden viel Kraft brauchen. Aber wir halten zusammen.“)

 Ehrenamtlicher Einsatz für Flüchtlinge in Bad Bergzabern

Karl- Heinz Benz, Stellvertretender Vorsitzender der Ortsvereins Scheibenhardt, lobte mit Blick auf den Runden Tisch Asyl in Kandel das große Engagement, das es in der Gesellschaft gebe und kündigte den Landtagsabgeordneten Wolfgang Schwarz als Paten für die erste Ehrung an.

Schwarz würdigte das Engagement von Elke Wöhler-Wischusen und den Cross Boarders aus Germersheim.

Elke Wöhler-Wischusen, Vorsitzende des Freundeskreises Haus der Familie in Bad Bergzabern, unterstützt zusammen mit Eva Frey aus Klingenmünster Flüchtlinge und ihre Familien. Sie hilft ihnen mit Deutschkursen, die drei Mal die Woche stattfinden, organisiert Veranstaltungen, Beratungen und Alltagshilfen – unter anderem mit Rollenspielen – , aber auch für sozial Schwache. Da nun die Förderung ausgelaufen sei, „laufen wir mit dem Klingelbeutel durch die Gegend“, berichtete Wöhler-Wischusen.

Man sei fortan auf Spenden angewiesen. Dabei gebe es in vielen Bereichen Hilfebedarf, besonders bei der psychologischen Begleitung für zum Teil schwerst traumatisierte Menschen. Ein Frau beispielsweise sei monatelang wie versteinert gewesen, habe nicht gesprochen. Letztendlich habe man erfahren, dass ihre beiden Kinder vor Lampedusa ertrunken seien.

In den Kursen werden derzeit 23 Teilnehmer, haupsächlich aus Syrien und Eritrea, betreut.

 „Cross Borders“ in Germersheim

An der Uni Germersheim hat sich die Studenteninitiative „Cross Borders“ gegründet. Auch sie hilft Flüchtlingen, begleitet sie auf Ämter, hilft bei Anträgen. Die Mitglieder haben sogar einen Kurs mitgemacht, um die amtlichen Vorschriften Asylbewerber betreffend besser zu verstehen.

Die Kernaufgabe der Initiative, die aus 50 Studierenden besteht, von denen jeweils 30 aktiv sind, ist der Sprachunterricht. Unterricht gibt es fünf mal die Woche für etwa zwei Stunden: „Alle sind willkommen“, betonte Katharina Schepelmann, die zusammen mit Katharina Thiesen und Natalie Eimertenbrink die Ehrung entgegen nahm.

Cross Borders ist vernetzt mit der Caritas, die die erste Kontaktaufnahme mit den Flüchtlingen hat. Vom Austausch mit den Flüchtlingen profitierten beide Seiten, bestätigten die Studentinnen. Es sei eine Begegnung auf einer Ebene: Wir können voneinander lernen.“ So böten einige Flüchtlinge Arabischkurse an, ein anderer, Schneider von Beruf, Nähkurse, ein ägyptischer Fotograf Fotokurse.

Auf die Frage von Wolfgang Schwarz, auf welcher Skala von eins bis zehn die Zusammenarbeit mit den Behörden klappe (eins = schlechtester Wert), schätzen die Studierenden die Effizienz mit fünf bis sechs ein.

Trocken, warm und satt reiche eben nicht aus, betonte Schwarz. Die Flüchtlinge hätten traumatische Erlebnisse zu verarbeiten, bräuchten soziale Kontakte und teils auch Bildungsvermittlung: „Wir müssen sie begleiten, um ihnen ein neues Zuhause zu schaffen.“

 Häuser für die Ärmsten der Armen

Die Landauer Krankenschwester Milena Herrmann engagiert sich seit seit Jahren im zentralamerikanischen Staat Guatemala. Mit ihrem neuen Projekt „Ein Euro für ein Haus“ sammelt sie Spenden für den Bau eines Hauses für Bedürftige. Bei ihrem ersten Aufenthalt in Guatemala war sie dermaßen „schockiert“ über die Lebensumstände der Menschen – „viele leben da im Müll“ – dass sie zurück in Landau die „Ein-Euro-Aktion“ ins Leben rief.

Mit dem Geld hat Herrmann bereits zehn Häuser dort bauen lassen, für etwa 2.500 Euro pro Gebäude. Bis zu zehn Menschen können dort unterkommen. Herrmanns nächster Plan ist der Kauf eines großen Stückes Land, auf dem ein ganzes Dorf entstehen soll. Thomas Hitschler zeigte sich begeistert und bat um Unterstützung des Projekts. Auch er selbst versicherte: „Ich werde dich auf deinem Weg weiter begleiten.“

 Letzte Wünsche für schwerstkranke Kinder

Bewundernswert auch der Verein „Prinzip-Hoffnung“ e.V aus Vorderweidenthal, der persönliche und signierte Dinge von prominenten Persönlichkeiten einsammelt und diese dann an den Höchstbietenden versteigert. Die Erlöse kommen schwerstkranken oder behinderten Kindern und Jugendlichen aus der Region und deren Familien zu Gute. Westheims Bürgermeisterin Inge Volz würdigte den Vorsitzenden und Initiator Stefan Steigner für seinen Einsatz seit elf Jahren.

Man versuche, den Kindern, die oft nur noch eine begrenzte Lebenszeit hätten, einen Herzenswunsch zu erfüllen, sagte Steigner und erzählte von einem dem Tod geweihten Jungen, dessen sehnlichster Wunsch ein Besuch im Legoland sei. Das hat der Verein nun möglich gemacht – im April wird der Wunsch des Kindes wahr werden.

Es sei eine schwierige Aufbauarbeit gewesen, berichtete Steigner. Der ehemalige Ministerpräsident Kurt Beck hätte als erster seinerzeit den Verein unterstützt. Leider würden die Helfer und auch die finanziellen Mittel immer weniger, bedauerte der Vorsitzende. Ein wenig Geld verdienen will man mit bewährten Veranstaltungen wie dem Air Guitar Battle, einem Luftgitarrenwettbewerb, einer Comedy-Reihe und einem Kabarettabend.

Wer den Verein unterstütztem möchte, findet alle Informationen dazu auf www.prinzip-hoffnung.eu.

Vier „M“s

Das Schlusswort hatte die Abgeordnete und Vize-Präsidentin des rheinland-pfälzischen Landtags, Barbara Schleicher-Rothmund.

Es sei richtig, wie es die SPD mache, indem sie Menschen in den Mittelpunkt stelle, sagte Schleicher Rothmund. Jeder Mensch habe in seinem Handteller ein großes „M“. Das könne für „Miteinander“, „Mitmachen“, „Mut“ und „Mitmenschlichkeit“ stehen.

Für schwungvolle Musik sorgt die Saxofoncombo Cowei-Sax.  (cli)

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