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Spatenstich für Großprojekt der „Klingbachgruppe“ – Klärschlammfaulungsanlage wird gebaut

Spatenstich für das Großprojekt.
Fotos: VG Landau-Land

Landau-Land – Energiegewinnung aus Klärschlamm ist das Ziel, das der Abwasserzweckverband „Klingbachgruppe“ mit dem Bau einer  erreichen möchte.

Ende März haben die Vertreter der Mitgliedkommunen den ersten Spatenstich gesetzt und damit den offiziellen Baustart markiert. „Es ist ein großes Projekt, das unter dem Aspekt Klimaschutz und Energieeinsparung deutlich in die Zukunft gerichtet ist. Aber leider können wir den Projektstart aufgrund der Corona-Situation nur im kleinen Rahmen abhalten“, so Bürgermeister Torsten Blank, der auch Vorsteher des Zweckverbands ist. Sein Dank galt bei der kleinen Feierstunde vor allem den Mitgliedern der Verbandsversammlung, den Mitarbeitern der Verbandsgemeindewerke Landau-Land, namentlich dem Werkleiter Walter Sauerhöfer und dem Betriebsingenieur Andreas Beck, sowie dem Projektplaner des Ingenieurbüro Hydro-Ingenieure Dr.-Ing. Andreas Blank.

Durch die energetische Nutzung des vorhandenen Klärschlamms wird der Energieverbrauch der Kläranlage deutlich gesenkt. Dabei wird der Klärschlamm aus dem Abwasser abgezogen und kommt in den Faulbehälter, wo er zersetzt wird. Bei dem Prozess entsteht Methangas, dass dann in ein motorisiertes Blockheizkraftwerk eingespeist wird und dort elektrische Energie erzeugt. Der Strom wird unmittelbar zum Betrieb der Kläranlage genutzt, die einen jährlichen Stromverbrauch von zirka 820.000 kWh hat. Nach den Berechnungen sollen rund 60 Prozent oder 600.000 kWh selbst erzeugt werden.

Ein weiterer Aspekt des neuen Verfahrens ist, dass sich durch die Umwandlung des Klärschlamms die Klärschlammmenge von 2000 Tonnen auf 1400 Tonnen pro Jahr reduziert, wodurch sich die Entsorgungskosten deutlich verringern.

Schon lange angedacht

Die ersten Überlegungen zum Bau einer Klärschlammfaulungsanlage auf der Kläranlage Billigheim zur Eigenstromversorgung reichen zurück bis ins Jahr 2011. Nachdem das Umweltministerium Rheinland-Pfalz seine Empfehlung zur Umstellung von Anlagen mit aerober Schlammbehandlung auf anaerober Schlammfaulung aussprach, führte das Büro EUROFINS im Oktober 2014 und die Universität Kaiserslautern eine Studie zur Realisierung einer Faulungsanlage durch.

Der Kostenrahmen beträgt voraussichtlich 6.810.000 Euro, die geplante Bauzeit 1,5 Jahre. Das Projekt wird sowohl vom Bund mit einer halben Million Euro als auch vom Land Rheinland-Pfalz mit der Summe von 1,1 Mio Euro gefördert. „Wir erwarten, dass wir mit der Umstellung der Verfahrenstechnik die jährlichen Betriebskosten um 200.000 bis 250.000 Euro reduzieren können, so dass sich die Investition in 12 bis 13 Jahren amortisiert hat“, so Blank.

Im nächsten Schritt sollen die Belüftungstechnik und die Aggregate erneuert werden, um weitere Stromeinsparpotentiale zu haben. „Unser gemeinsames Ziel ist eine völlig energieautarke Kläranlage. Wenn man bedenkt, dass der ursprüngliche Stromverbrauch dem einer kleineren Gemeinde entspricht, ist das ein großes Ziel und wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz“, so Blank bei der Vorstellung des Projekts.

Der Abwasserzweckverband „Klingbachgruppe“ wurde im Jahr 1975 gegründet. Er hat als Gemeinschaftsprojekt die Kläranlage erbaut, die im Jahr 1980 in Betrieb ging. An die Anlage, die im Jahr 1,5 Millionen Kubikmeter Abwasser reinigt, sind 11 Gemeinden zwischen Gossersweiler-Stein und Billigheim-Ingenheim angeschlossen. Dazu kommen das Pfalzklinikum und die Winzergenossenschaft Deutsches Weintor, deren Abwässer ebenfalls auf der Billigheimer Anlage gereinigt werden.

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