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Schwere Vorwürfe an Kinderheim in Silz: Jahrelange Misshandlungen und verschleppte Ermittlungen?

Verletzung am Oberarm - eine von vielen. Fotos: v. privat [1]

Verletzung am Oberarm – eine von vielen.
Fotos: v. privat

Silz – Der Fall macht seit zwei Jahren Schlagzeilen: Nun hat er weite Kreise gezogen.

Rückblick: Im Juli 2014 verschwindet der damals zwölfjährige Maximilian Kuwalewsky. Nach einem Wochenende bei seiner Mutter wollte er nicht wieder ins Kinderheim Maria Regina in Silz zurück.

Nach wochenlanger Suche wurde er bei einem Bekannten der Familie gefunden. Der Mann hatte den Jungen auf eignen Wunsch bei sich Zuhause versteckt. Der Junge habe sich umbringen wollen, wenn er wieder in das Heim hätte zurück müssen, sagte der Mann vor Gericht aus.

(Lesen Sie dazu: Wende im Fall Kuwalewsky: Alle vier Kinder dürfen zuhause bleiben) [2]

Maximilian bestätige diese Aussage. Seine Mutter bezeichnete den Freund der Familie als Lebensretter.

Nicht nur ihr Sohn sei in dem Heim misshandelt worden, sondern auch viel andere Kinder, so Andrea Kuwalewsky. Auch habe man ihm bei Verletzungen ärztliche Hilfe teils nicht zukommen lassen.

Staatsanwaltschaft prüft Vorwürfe

Nun prüft die Staatsanwaltschaft Landau Vorwürfe, die von Rechtsanwalt Michael Langhans vorgetragen wurden. Die Dokumente liegen der Redaktion vor.

Schon seit 2009 seien Ermittlungen wegen ähnlicher Vorwürfe gegen die Heimleitung geführt worden. Die Ermittlungen seien aber immer wieder eingestellt, in anderen Fällen nachlässig ermittelt worden.

In einigen Fällen sei dagegen Beschwerde eingelegt worden. Die Staatsanwaltschaft habe diese jedoch zurückgewiesen, so die Leiterin der Strafverfolgungsbehörde, Angelika Möhlig.

Auch Andrea Kuwalewsky hatte das mangelnde Interesse der Ermittlungsbehörden des Öfteren angemahnt und kritisiert.

36 Kinder und Jugendliche sollen in den letzten 15 Jahren im Heim physisch und seelisch misshandelt oder sogar missbraucht worden sein – sowohl von anderen Heimbewohnern als auch von Betreuern.

Der SWR berichtet sogar von mehrfacher Vergewaltigung einer jungen Frau durch im Heim untergebrachte Jugendliche.

Die Einrichtung Maria Regina gehört zur gemeinnützigen St. Dominikus Krankenhaus-und Jugendhilfe GmbH in Ludwigshafen. Dort unterhält der Träger auch das Kinderheim St. Annastift in Ludwigshafen-Mundenheim.

Auch in Mundenheim soll es laut Anwalt Langhans zu Misshandlungen gekommen sein.

Auf Nachfrage des Pfalz-Express schon vor einigen Wochen wies die Sprecherin des Heims, Katja Hein, die Vorwürfe als haltlos und unwahr zurück.

Und: Man „warne“ den Pfalz-Express, „irgendwas dazu zu bringen“.

Die Einrichtung hat auf ihrer Homepage eine Stellungnahme zu den Vorwürfen [3] abgegeben (Link anklicken).

(cli)

Anmerkung: Das Forum für Kommentare zu diesem Artikel ist ab 29. März 2016, 22.45 Uhr, geschlossen.

Verletzungen Rücken [4]

Verletzungen Arm [5]

IMG_4677 [6]

Weitere Bilder liegen der Redaktion vor.

(Rechtlicher Hinweis: Die Bilder dokumetieren Hämatome und Verletzungen eines betroffenen Kindes. Der Redaktion ist nicht bekannt, in welchen Zusammenhang diese entstanden sind.)

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