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Runder Tisch Asyl in Wörth beendet – Drehscheibe Wörther Tafel bleibt Zentrum für Flüchtlinge

Foto: dts Nachrichtenagentur [1]

Foto: dts Nachrichtenagentur

Wörth – Der „Runde Tisch Asyl“ besteht mittlerweile einem Jahr. In dieser Zeit hat sich Etliches in Sachen Flüchtlingen in den Kommunen getan.

Viele ehrenamtliche Helfer sind mit Begeisterung dabei eingebunden.

Versammlungsleiter Thomas Stuhlik (Leiter der Wörther Tafel) hat allerdings bei der letzten Sitzung Mitte November den Runden Tisch beendet.

Begründung: Der Tisch habe vieles angestoßen und auf den Weg gebracht, in den Kommunen Kandel, Hagenbach und Jockgrim seien mittlerweile eigene runde Tische mit regelmäßigen Treffen entstanden.

Dennoch will man sich ein bis zwei Mal im Jahr noch treffen und Erfahrungen austauschen, so Stuhlik.

Auch Tafel kommt an ihre Grenzen

In der Tafel komme man „langsam aber sicher an unsere Grenzen“, sagte Stuhlik. „Wir versuchen aber alles mögliche, um auch das zu schaffen.“ Die Tafel hat Vieles zu bewältigen: Nicht nur aus Wörth, sondern auch aus den Nachbarkommunen strömen die Flüchtlinge zur Wörther Tafel.
Bei der Tafel sind fast 500 Flüchtlinge registriert.

Dort wünscht man sich, dass Kommunen Flüchtlinge nicht nur in ihrem jeweiligen Bauhof einsetzen, sondern auch zur Tafel als Tafelhelfer abstellen.

Bei zwei wöchentlichen Ausgabetagen wird auch das Essen manchmal knapp.  An den SPD Politiker Ralf Stegner habe man die Bitte herangetragen, dass der Bund doch über das Modell in Frankreich nachdenken solle.

Dort dürfen keine Lebensmittel vernichtet werden, sondern müssen gespendet werden. „Wir als Tafel tragen zur Zeit die Hauptlast und die Politik vergisst uns“, klagt Stuhlik.

In Sachen Bekleidung und Hausrat sei Hilfsbereitschaft der Bevölkerung sehr hoch, doch sei die Menge ist manchmal nicht zu händeln: „Wir haben uns daher noch einen Seecontainer angeschafft um diese Mengen zwischen zu lagern.“

Einen Großteil der Kleiderspenden nach Herxheim überstellt. Dort kommen in Kürze 800 Flüchtlinge in der neu geschaffenen Erstaufnahmeeinrichtung an. Neben der Versorgung über die Tafel können noch Angebote der Kleiderkammern Kandel und Wörth genutzt werden.

Fast 400 Fahrräder wurden bislang an Bedürftige und Flüchtlinge ausgegeben. Es werden jedoch noch viele benötigt. Die Räder sollten jedoch im verkehrssicheren Zustand sein oder es sollte eine Barspende zur Instandsetzung mitgegeben werden so Stuhlik. Die Tafel selbst darf keine Spendengelder zur Instandsetzung verwenden, außer es werden zweckgebundene Spenden eigens dafür getätigt.

Die vorhandenen Fahrdienste (Neuburg, Hagenbach, Kandel, Vollmersweiler, Jockgrim, Berg) sollen auf Vorschlag von Stuhlik auf Alte, Kranke, Schwangere oder Mütter mit Kleinkinder eingeschränkt werden.

Die Neubürger müssten losgelassen werden und sich selbstständig  ihr Leben aufbauen: „Es darf nicht „alles“ und „immer“ umsonst sein. Denn unsere älteren und auch kranke Mitbürger müssen auch sehen, wie sie zurecht kommen.“

Als Beispiel nannte Stuhlik Schaidt. Auch dort habe es einen Fahrdienst gegeben, nun aber kämen alle Flüchtlinge allein zur Tafel. „So muss es auch sein.“

Zu einem möglichen Praktikum sagt Stuhlik: „Das Problem ist die Sprachverständigung. Aber es ist möglich, wenn Sprachkenntnisse vorhanden sind. Hinderlich ist, dass die Ausbildung oder Berufe den Neubürger fast nicht bekannt sind.“ Vereine sollten den Neubürgern aber stets offen sein.

Die Frage, ob Flüchtlinge in Nachbarschaftshilfe eingebunden werden können, müsse noch geklärt werden. Darum will sich der Bürgermeisterkandidat der SPD, Dr. Dennis Nitsche, kümmern, denn: “Eine Beschäftigung ohne Versicherungsschutz sollte vermieden werden.“

Über die Tafel haben bereits drei Neubürger eine Stelle gefunden. Dieselbe Firma sucht sogar noch weitere Kräfte – Voraussetzung dafür ist die Kenntnis der deutschen Sprache und der Wille zu arbeiten, auch im Schichtbetrieb. Wer dem Profil entsprechende Asylbewerber kennt, kann seine Vorschläge bei Thomas Stuhlik melden.

Wichtig findet Stuhlik eine übergeordnete Datenbank und appellierte an den Kreis, die Sache in die Hand zu nehmen: „Fakt ist, es darf nicht zu Insellösungen kommen, der Kreis muss hier federführend sein.“

An einer Datenbank in Verbindung mit der Ehrenamtsbörse wird derzeit gearbeitet, in der Berufsbildenden Schule soll eine Flüchtlingsklasse entstehen. (red/cli)

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