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Rope Skipping: Benjamin Schmitz von der TS 1863 Germersheim im Vorstand der ERSO

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Benjamin Schmitz: Rope-Skipper, Kampfrichter und nun Vorstand in der  European Rope Skipping Organisation.
Foto: Karsten Illing, TSG Germersheim

Germersheim – Benjamin Schmitz hat sich in den letzten Jahren auf Pfalz-, Deutschland- und auch internationaler Ebene im Rope Skipping einen Namen gemacht.  (Rope Skipping = kunstvollen und schnelles Seilspringen)

Er ist nicht nur als Trainer international bei Work-Shops gefragt, sondern hat sich auch als Kampfrichter und in der Ausbildung von Kampfrichtern verdient gemacht. Für die Ausbildung von Übungsleitern arbeitet er sehr eng mit der Rope Skipping- Landesfachwartin Anika Herbrik (TSG Neustadt) zusammen.

Durch sein Engagement wurde Schmitz in den Vorstand der ERSO (= European Rope Skipping Organisation) berufen und vertritt nun die Turnerschaft, die Pfalz und letztendlich auch Deutschland in diesem Komitee auf internationaler Ebene.

 Interview von Helga Illing,  Referentin für Öffentlichkeitsarbeit des Vereins,  mit Benjamin Schmitz

Benjamin, du bist von der European Rope Skipping Organization (ERSO) in den Vorstand berufen worden, vertrittst seitdem Deutschland in dieser Organisation. Welche Funktion hat die ERSO innerhalb Rope Skipping?

Die ERSO ist der europäische Dachverband des Rope Skippings und vereint die Rope Skipping treibenden Länder auf europäischer Ebene unter sich. Sie ist zuständig für die Festlegung von Wettkampfrichtlinien und Wertungssystemen, für die Ausbildung und Prüfung neuer Kampfrichter und die Ausrichtung der Europa-Meisterschaften sowie anderer europäischer Wettkämpfe (z.B. Show-Contest).

Wie viele Vorstandsmitglieder kommen außer dir aus Deutschland?

Außer mir kommt niemand aus Deutschland. Der Vorstand besteht momentan aus neun Mitglieder aus acht verschiedenen Staaten.

Wie kam es zu deiner Wahl in den Vorstand?

Seit 2009 war ich auf fast jeder internationalen Meisterschaft als Skipper oder Kampfrichter aktiv (2009 Schweden – Team, 2010 England – Team WM, 2010 Belgien – Einzel EM, 2011 Ungarn – Team, 2012 Florida – Team WM, 2013 Dänemark – Team, Einzel und Kampfrichter, 2014 Hongkong – WM – Kampfrichter ). Dabei lernt man natürlich viele Leute kennen.

Dadurch, dass ich mich selbst sehr für das Kampfrichter-System interessiere – im Gegensatz zu den meisten Skippern kampfrichtere ich sehr gerne – hab ich selbst auch direkt nach Ablegen der Kampfrichter-Lizenzen angefangen, selbst Kampfrichter auszubilden.

2013 ist die ERSO während der EM in Dänemark auf mich aufmerksam geworden, weil meine Einzel-Kür damals sehr gut war.

Ich war dort auch auf einem Forum zum Austausch der verschiedenen Rope Skipping-Länder. Die neuen Länder (Portugal, Estland, Russland, Slowakei) haben damals nachgefragt, ob nicht jemand zu ihnen kommen könnte, um vor Ort beim Aufbau des Rope-Skipping-Sportes, bei der Durchführung erster Wettkämpfe, Trainer-Schulungen, Kampfrichter-Schulungen und Trainings-Camps zu helfen.

Daraufhin hat die ERSO dafür also jetzt quasi einen Botschafter gesucht und mich gefragt, ob ich Interesse hätte, nach Portugal zu gehen. Damit hatte ich im Oktober/November 2013 meinen ersten Auftrag in Portugal. Dort habe ich erste internationale Kampfrichter-Schulungen durchgeführt, Prüfungen abgenommen und fast täglich Training gehalten.

Mit dieser Zusammenarbeit war die ERSO sehr zufrieden, das Landesfeedback von Portugal fiel super aus. Ein halbes Jahr später,  im Juni/Juli 2014,  hatte ich den nächsten Einsatz der ERSO in Italien.

In diese Zeit kümmerte ich mich um die Ausrichtung des internationalen Wettkampfes „Coppa Latina“ zwischen Italien, Spanien und Portugal. Meine Aufgaben waren neben der Kampfrichterausbildung natürlich die Organisation und Durchführung des Wettkampfs, wobei alle Seiten von meiner eigenen Wettkampferfahrung profitiert haben. Wieder war die ERSO zufrieden mit meiner Arbeit.

Im Februar 2014 gründete ich zusammen mit 13 Vertretern anderer deutscher Vereine einen Meldeverein zur Anbindung an die ERSO – die bisherige Anbindung bestand leider seit Anfang 2014 nicht mehr und unter diesen Umständen hätten keine Deutscher Springer mehr an ERSO-Wettkämpfen teilnehmen können. Um diese Anbindung noch mehr zu fördern und den Informationsaustausch zu Deutschland zu optimieren, habe ich die Anfrage der ERSO im September 2014 gerne angenommen.

Benjamin, was sind jetzt deine Aufgaben im Vorstand?

Der ERSO-Vorstand als Ganzes ist das Entscheidungsgremium auf europäischer Ebene. Hier wird unter anderem entschieden, welche  europäischen Events durchgeführt werden und ob es beispielsweise neue Wettkampfmodelle geben soll. Da mein absolutes Steckenpferd das Kampfrichtern ist, hat die ERSO mich als Vertreter für „Rules“ (= Kampfrichter-Richtlinien) in das Komitee des Weltverbands entsendet.

Diesem gehören jeweils zwei Vertreter von jedem Kontinent an, Treffen erfolgen immer bei der WM im jeweiligen WM-Land. Sonst läuft die Arbeit über Skype-Sitzungen und Schriftverkehr. Dabei geht es um neue Ideen, Befragung der einzelnen Länder und unendlich viele Diskussionen.

Wirst du für deine Arbeit im Vorstand eigentlich bezahlt?

(Lacht) Nein, leider nicht. Mein Amt ist ganz klar ein Ehrenamt, es gibt in Deutschland soweit ich weiß keine hauptamtlichen Mitarbeiter. Die Sportart ist noch zu jung, um damit viel Geld verdienen zu können; es gibt höchstens Reisekosten-Erstattung für internationale Reisen. Übrigens: In Europa ist Belgien meines Wissens nach bisher das einzige Land mit hauptamtlichen Mitarbeitern.

Die nächsten Europa-Meisterschaften im Rope Skipping werden vom 31. Juli 2015 bis zum 2. August 2015 in Idar-Oberstein stattfinden. Hast du mit der EM-Vergabe nach Deutschland etwas zu tun?

Nein, damit habe ich absolut nichts zu tun, das ist ganz sicher nicht mein Verdienst. Die beiden Vereine, die sich um die EM-Ausrichtung beworben haben, sind zwar Vereine, bei denen ich Trainer bin (Oberstein) oder war (Mackenrodt), aber ausschlaggebend ist, dass die Region eine ungewöhnlich hohe Dichte an Rope Skipping-treibenden Vereinen aufweist und die Ausrichter vor allem ein hohes Maß an organisatorischem Know-How mitbringen.

Die Region und unser Land sollen mit der EM attraktiv präsentiert werden. Übrigens war zuletzt in Deutschland eine internationale Meisterschaft (Einzel-EM)1998 in Rockenhausen.

Trainierst Du noch selbst aktiv? Startest du noch aktiv an Wettkämpfen?

Eventuell werde ich 2015 in Startgemeinschaft mit dem Stuttgarter Rope Skipping-Verein im Team-Wettkampf mit einem rein männlichen Team starten. Unser Ziel wäre dann die Teilnahme bei der Heim-EM in Idar-Oberstein.

Weiterhin trainiere ich zusammen mit Christina Heinrichs die Show- und Wettkampfgruppe der Turnerschaft 1863 Germersheim, die Sparkling Skippers.

Die Trainingsphase der Germersheimer Rope Skipper läuft jetzt bereits auf Hochtouren, im Februar und März stehen die Pfalzmeisterschaften in Mannschaft und Einzel an, mit der Möglichkeit sich für die Deutschen  Meisterschaften zu qualifizieren. Hast du einen Überblick, wie viele Teams und wie viele Einzelstarter die Turnerschaft melden wird?

Ich gehe davon aus, dass wir zwei Teams melden können und vielleicht sechs Einzel-Starter – das ist aber alles noch sehr ungewiss.

Welche Ziele hast du für deine Zukunft?

Ich will Rope Skipping weiter vorantreiben, vielen neuen Vereinen und Ländern den Spaß an der oft unterschätzten Sportart vermitteln und damit insgesamt die Leistung in diesem tollen Sport fördern.

Ich habe noch einen ganz großen – wenn auch weit entfernten – Traum: Irgendwann die Olympischen Spiele im Fernseher einschalten und einen Skipper vor Weltpublikum springen sehen. (hi/red)

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