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Rheinzabern: Partnerschaftsbesuch in Burgund – Verständigung in der Sprache der Herzen

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Die Kathedrale von Nevers – Wahrzeichen der Herzogstadt.
Fotos: Gerhard Beil

Rheinzabern – Die Gemeinde Rheinzabern hatte zu einer dreitägigen Begegnungsfahrt in die fünf Partnergemeinden Chalmoux, Cronat, Mont, Saint-Aubin-sur-Loire und Vitry-sur-Loire eingeladen.

Ortsbürgermeister Gerhard Beil selbst führte die Reisegruppe in den Südwesten des Departements Saône-et-Loire, um alte Freunde zu besuchen und neue Bande zu knüpfen. Neben der persönlichen Begegnung ging es auch wieder um Erweiterung der historisch-geographischen Kenntnisse über eine Kernregion der EU im Herzen Frankreichs.

Belfort am Beginn der Burgundischen Pforte steht symbolhaft für die abwechslungsreiche deutsch-französische Geschichte. Wo heute Heerscharen von friedlich Reisenden unterwegs sind, war früher eine bedeutende europäische Heerstraße.

Die Vauban-Festung Belfort war in den letzten 200 Jahren besonders umkämpft, woran der berühmte Löwe von Belfort erinnert, gestaltet von Frédéric-Auguste Bartholdi aus Colmar, dem Schöpfer der New Yorker Freiheitsstatue.

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Löwe von Belfort 

Den ersten Abend verbrachten die Reiseteilnehmer in geselliger Runde bei ihren Gastfamilien, wobei auf vielfältige Weise kleine Verständigungsschwierigkeiten überwunden wurden. Lieder, Lachen und Wein kreierten eine Sprache der Herzen und Gesten, die jeder verstand.

Der zweite Tag führte Gäste und Gastgeber in die ehemalige Herzogstadt Nevers an der Loire. Überall konnte man europäische Geschichte verspüren. Einst war das Herzogtum Burgund ein mächtiger Staat zwischen Spanien, Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation.

Von weitem grüßte das Wahrzeichen der Stadt, die Kathedrale St-Cyr-et-Ste-Juliette, deren älteste Teile bis ins Jahr 1050 reichen. Ursprünglich im romanischen Stil begonnen, ist die Kathedrale heute gotisch geprägt. Beim alliierten Bombardement 1944 war das Gotteshaus erheblich beschädigt worden. Heute wird es von den Umweltschäden der letzten Jahrzehnte gesäubert.

Beeindruckend auch der Herzogspalast im Stil der frühen Renaissance. Hier zeigen sich Einflüsse der italienischen Adelsdynastie der Gonzaga. Nicht weniger eindrucksvoll ist eine Stippvisite im Kloster der Barmherzigen Schwestern, wo die heilige Bernadette Soubirous (1844-1879) bis zu ihrem Tode lebte.

Über die Marienerscheinung von Lourdes im Jahre 1858 zu erzählen, war Bernadette verboten worden. Ihr ausgestellter Leichnam ist ein Wallfahrtsort für unzählige Pilger aus aller Welt.

Das ehemalige Festungsstädtchen Decize, eine Insel in der Loire, bot sich als Zwischenstopp auf dem Rückweg an. Decize lud ein zum Bummel über das Stadtfest, zum Besuch der Kirche Saint-Aré mit ihrer merowingischen Krypta aus dem 7. Jahrhundert oder ganz einfach zum gemütlichen Kaffee in der Sonne, um einen Hauch von savoir-vivre zu erhaschen.

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Die Loire bei Decize

Am zweiten Abend trafen sich Gastgeber und Gäste zum Dîner im Hotel des Voyageurs in Cronat. Nach opulentem Mahl ging die Gesellschaft zum gemeinsamen Gesang über.

Gerhard Beil begleitete auf seiner Gitarre bilinguale Lieder, und Rene Buganza trug Chansons vor. Vom Frère Jaques bis zu Toutes les femmes sont belle, La Paloma und dem Lied von der Lorelei erklang so mancher Chanson, nicht zu vergessen das wohl berühmteste Trinklied der Frankophonie, die Chevaliers de la table ronde.

Schließlich intonierte Raymund Broßart das Lied vom Pfälzer Wind. Völlig ineinander aufzugehen schienen beide Sprachen beim Refrain La, la, la, la, la, la… la, la, la, la, la, la…. aus dem Erlenbachkrabben-Ohrwurm „Es liegt ein Römerstädtchen am Rheine“. So erwies sich einmal mehr das Zitat von Victor Hugo als zutreffend, wonach man mit Musik etwas ausdrücken kann, wofür die Worte fehlen.

Bevor es am Sonntag zur Abschiedsfête in Mont kam, machten die Gäste noch individuelle Abstecher ins pittoresque Landstädtchen Bourbon-Lancy oder zu einem ruralen Flohmarkt in Neuvy-Grandchamp. Auch fiel die braune Flur ins Auge, wo die berühmten weißen Charolais-Rinder einen tristen und trockenen Sommer verbringen mussten.

Ein Augen- und Gaumenschmauß bot sich dann im Bürgerhaus von Mont, wo Bürgermeister Patrick Mousserin die illustre Jumelage-Schar begrüßte, die sich allzu früh mit einem dankbaren Au revoir verabschieden musste.

Dank disziplinierten Timings zur Einhaltung der Lenkzeiten gelang es noch, einen Abstecher nach Beaune zu ermöglichen. In der Welthauptstadt des Weins genoss man das Flair des Südens oder besuchte das einmalige Hôtel-Dieu, ein mittelalterliches Hospital von einmaligem Gepräge, zu dessen Höhepunkt der weltberühmte Weltgerichtsaltar von Rogier van der Weyden zählt.

Voller neuer Eindrücke verging die Rückfahrt wie im Fluge. Mit einem Pfälzer Vesper, das der Partnerschaftsverein auf der Hin- und Rückfahrt reichte, wurde die angenehme Reise zusätzlich bereichert. Insgesamt eine gelungene Fahrt und ein kleiner, aber wichtiger, Beitrag zum gegenseitigen Verständnis von Deutschen und Franzosen. Ein Stück gelebtes Europa heute. (gb)

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Geselliges Beisammensein

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