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Rheinzabern: Ein Hoch auf die deutsch-französische Freundschaft

Ariane Fleuranceau und Martin Erhard.
Foto: Beil

Rheinzabern – In einem fulminanten Vortrag führte Ariane Fleuranceau, Dozentin an der Karlshochschule International University in Karlsruhe, durch die deutsch-französischen Beziehungen der Europäischen Gemeinschaft. Sie ging dabei auf Geschichte, Werte und die heutigen Herausforderungen in der EU ein – und fesselte die Zuhörer über 100 Minuten lang.

Deutschland sei das Herz Europas, Frankreich der Kopf, soll Victor Hugo, der große französische Schriftsteller im Jahre 1840 gesagt und zugleich angedeutet haben, dass keiner ohne den Anderen gut leben könne. Doch bis man sich auf den gemeinsamen europäischen Weg machte, sollten noch drei Kriege geschehen müssen.

Victor Hugo erhielt ein Ehrengrab im Pariser Pantheon, ebenso wie Jean Monet, der Vater des Schuman-Planes, der am Anfang der europäischen Zusammenarbeit stand. Die Römischen Verträge von 1957 über die EWG und die Bildung der EU nach der deutschen Wiedervereinigung sind weitere wichtige Stationen.

Robert Schuman wird immer wieder genannt, vor allem aber das Paar Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, die den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag von 1963 aushandelten, der im Januar 2019 von Präsident Emanuel Macron und Kanzlerin Angela Merkel feierlich erneuert wurde. In seiner berühmten Rede von Ludwigsburg an die deutsche Jugend sprach de Gaulle von den Kindern eines großen Volkes, dessen Führer große Fehler gemacht hätten.

Als „Motor Europas“ verstand sich das „Duo“ Helmut Schmidt – Giscard d’Estaing, legendär die Freunde Helmut Kohl und Francois Mitterand. Gerhard Schröder und Jaques Chirac hielten ihre Länder aus dem Irak-Krieg 1993 heraus. Und nach einer „Ära Merkozy“ kamen dann die Beziehungen Hollande-Merkel bzw. Macron-Merkel.

Insgesamt eine Erfolgsgeschichte, die Frankreich, Deutschland und Europa über 70 Jahre lang Frieden und Wohlstand wie nie zuvor brachte, nicht zuletzt eine gestiegene Lebenserwartung von über zehn Jahren. Obwohl das Positive bei weitem überwiege, müsse man sich immer wieder an die Werte erinnern, so die Referentin, die weit über den Wohlstand hinausgingen.

Mächtig Fortschritt machte man bei der Armutsbekämpfung. Sind es auf französischer Seite die vom Komiker Coluche gegründeten „Restos du Coeur“, so sind heute in Deutschland die „Tafeln“ nicht wegzudenken.

Heutige Herausforderungen seien oft auch globaler Art, so Fleuranceau, doch könne kein Land allein diese bewältigen: So sprach die Referentin Themen an wie Armutswanderung und Migration, Extremismus, aufkommender Nationalismus, Terror, Umweltschutz, den Brexit, Korruption, Mindestlöhne, Kriminalität, Korruption, Jugendarbeitslosigkeit, Steuerhinterziehung, Förderung der Kultur und Zusammenarbeit in der Wirtschaft bei stabiler Währung.

Ein interessanter und unterhaltsamer Vortrag, der den Blick über den Tellerrand hinaus lenkte.

Musik für die Seele

Martin Erhard setzte am Piano musikalische Akzente zum Nachdenken. So intonierte er den Ohrwurm „Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Schönste, was es gibt auf der Welt!“ oder das populäre französische Lied von Yves Duteil, „Prendre un enfant par la main – Nimm ein Kind bei der Hand“, bei dem die Franzosen oft zu Tränen gerührt sind.

Mit „Das ist die Berliner Luft“ leitete Erhard zu Umweltthemen über. Natürlich durfte Beethovens „Freude schöner Götterfunken“ ebenso wenig fehlen wie Marc Antoine Charpentiers „Prelude Te Deum“, besser bekannt als „Eurovisionsmelodie“. (gb/red)

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