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Raffinierte Rote, fruchtige Weiße: Wein-Jahrgang 2015 läßt keine Wünsche offen

Bei der Herbstpressekonferenz gab es Infos zum neuen Weinjahrgang: v.l.n.r. Dr. Detlev Janik, Dr. Jürgen Oberhofer, Edwin Schrank, Julia Kren, Jana Schmitt, Rheinhard Schmitt, Dr. Thomas Weihl, Dirk Gerling. Foto: Pfalzwein e.V. [1]

Bei der Herbstpressekonferenz der Pfalzwein e.V. gab es Infos zum neuen Weinjahrgang: v.l.n.r. Dr. Detlev Janik, Dr. Jürgen Oberhofer, Edwin Schrank, Julia Kren, Jana Schmitt, Rheinhard Schmitt, Dr. Thomas Weihl und Dirk Gerling.
Foto: Pfalzwein e.V.

Ilbesheim.  Vom Jahrhundertjahrgang will natürlich niemand sprechen, schließlich ist das Jahrhundert noch lang – aber ein Traumjahrgang wurde den Winzern der Pfalz 2015 auf jeden Fall beschert.

Die Freude darüber werden die Weinliebhaber bald teilen können, denn sie haben die Qual der Wahl angesichts einer Fülle überragender Gewächse – egal, ob sie raffinierte Rotweine oder fruchtige Weißweine lieben.

„Der Jahrgang 2015 war ein Geschenk der Natur“, schwärmt der Pfalzwein-Vorsitzende Edwin Schrank und verweist zum Beispiel auf Rieslinge mit ungewöhnlich hohen Mostgewichten.

Der Pfälzer Weinbaupräsident Klaus Schneider hebt die außergewöhnliche Fruchtigkeit und Frische hervor, und Jürgen Oberhofer von der Abteilung »Weinbau und Önologie« des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Rheinpfalz ist schlichtweg begeistert: „Der Jahrgang ist so was von toll“. Nie zuvor, so Oberhofer, habe man so früh so hochwertige Trauben in so exzellentem Gesundheitszustand geerntet. Selbst die Kirschessigfliege, die die Pfälzer Winzer noch im Vorjahr in Atem gehalten hatte, war in diesem Herbst kein Thema.

Die genaue Erntemenge der Pfalz ist schwer abzuschätzen. Während an sandigen Standorten oft geringe Erträge verzeichnet wurden, waren Weingüter und Winzergenossenschaften in anderen Lagen überrascht über die Gaben der Natur.

„Die Trockenheit war zwar das bestimmende Thema“, erläutert Oberhofer. „Doch es hat sich auch gezeigt, dass die Rebstöcke aufgrund ihrer tiefreichenden Wurzeln mit dem Klimaextrem besser zurande kamen als gedacht.“

Derzeit geht man für die Pfalz von einer Durchschnittsernte von etwa 2,2 Millionen Hektoliter aus, womit die Nachfrage auf jeden Fall befriedigt werden kann.

Bei einem solchen Wunschjahrgang gibt es nur Gewinner. Weinbaupräsident Schneider erwartet Spätburgunder mit Raffinesse und generell Rotweine von hoher Reife und ausgeprägter Farbe.

Gerade aromatische Sorten wie Gewürztraminer oder Sauvignon blanc werden sich nach seiner Meinung exzellent entwickeln. Oberhofer freut sich auf weiche und cremige Burgunder, nachhaltig im Abgang und nicht zu alkoholreich.

Schrank ist gespannt auf die Trockenbeerenauslesen des Jahres mit ihrer Aromatik und Mundfülle und setzt grundsätzlich auf das Können der Pfälzer Weinbaubetriebe: „Wir haben bestens ausgebildete, hoch motivierte Winzer, die bestimmt das Beste aus diesem Jahrgang herausholen werden.“

Mit Blick auf die wachsende Nachfrage nach milden, nicht zu säurebetonten Weinen kann die Pfalz nach Meinung der Fachleute mit einem Jahrgang nach Maß punkten: „Generell wird es ein breit gefächertes Angebot von Weinen mit viel Körper, betörender Aromatik und einer harmonischen Säurestruktur geben“, sagt Oberhofer voraus.

Die Probleme der vergangenen Jahre blieben aus: Für die Kirschessigfliege, die noch 2014 vielerorts für Ernteeinbußen gesorgt hatte, war der Sommer einfach zu trocken. Und weil die Hitzewelle so früh im Jahr begann, konnten sich die jungen Beeren bestens an die sengende Sonne gewöhnen – Schäden durch Sonnenbrand gab es daher nicht. Von Spätfrösten blieb die Pfalz verschont, Verluste durch Hagel waren nur vereinzelt zu beklagen.

Prägend für das Weinjahr war die anhaltende Trockenheit, die schon beim Austrieb der Reben Mitte April begann.

Im April regnete es 46 Prozent, im Mai sogar 60 Prozent weniger als im langjährigen Mittel. Im Juni verschärfte sich die Wasserknappheit nochmals, Juli und August blieben ebenfalls deutlich unter dem Niederschlagsmittel.

Extreme Hitze im Juli und August verstärkte den Trockenstress der Reben nochmals. Der Regen Ende August kam so gerade recht, gepaart mit einer deutlichen Abkühlung wurde dadurch auch ein weiterer Anstieg der Mostgewichte gedämpft. „Nach all den Ängsten wegen der extremen Witterung zuvor hätte kaum jemand von so einer tollen Endphase zu träumen gewagt“, sagt Schrank. (pw)

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