Germersheim – „Sie sind Teil unserer Schulgemeinschaft!“: Mit dieser Botschaft auf einem großen Plakat versammelten sich am 26. November 2024 mehr als 500 Schüler des Johann-Wolfgang-Goethe-Gymnasiums Germersheim in der voll besetzten Aula.
Anlass war eine spontane Protestaktion gegen die geplante Abschiebung zweier Geschwister, die die Schule besuchen.
Die Klasse 10y hatte die Veranstaltung organisiert und dabei auf die drohende Abschiebung aufmerksam gemacht. Mazen Hamdan und Marius Thomas, beide aus der 10y, betonten in einer emotionalen Rede die enge Verbundenheit mit ihrem Mitschüler. Dieser sei nicht nur ein voll integrierter Teil des schulischen Alltags, sondern auch ein wichtiger Freund geworden, der bei Exkursionen, Klassenfahrten und Freizeitaktivitäten unvergessliche Erlebnisse mit ihnen geteilt habe. Ähnlich bewegende Worte fanden sie für die jüngere Schwester des Schülers, die die siebte Klasse besucht.
Die emotionale Ansprache sorgte für gespannte Stille in der Aula, ein seltenes Bild inmitten der sonst lebhaften Schulgemeinschaft. Neben den Redebeiträgen beeindruckte vor allem eine von Mazen Hamdan komponierte Musik, die er seinem Mitschüler widmete.
Ergänzend wurde ein Video gezeigt, in dem der betroffene Schüler erklärte, warum seiner Familie bei einer Abschiebung nach Ägypten Gefahr droht. Sein Vater war dort als Menschenrechtler aktiv, weshalb die Familie in ihrer Heimat mit lebensbedrohlichen Konsequenzen rechnen müsse.
Die Schüler drückten ihr Unverständnis über die abgelehnte Asylentscheidung auch musikalisch aus: Gemeinsam mit der gesamten Schulgemeinschaft sangen sie eine umgeschriebene Version von „Country Roads“.
Schulleiterin Ariane Ball zeigte sich tief bewegt und erklärte, dass sie gemeinsam mit allen Beteiligten des Schullebens weitere Unterstützungsaktionen plane. Bereits jetzt hat die Schule Kontakt zu verschiedenen Stellen aufgenommen, um eine mögliche Lösung über die Härtefallregelung zu erreichen.
Parallel wurden Unterschriftenlisten initiiert, in denen sowohl Schüler als auch Lehrkräfte ihre Solidarität dokumentieren können.
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