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Premiere im Chawwerusch Theater: „demut vor deinen taten baby“ – Kann Unglück glücklich machen?

Die drei Frauen wollen die Welt verbessern. Fotos: Kunze [1]

Die drei Frauen wollen die Welt verbessern.
Fotos: Chawwerusch

Herxheim – Drei unterschiedliche Frauen, drei Lebenswege und ein Unglück, welches diese nicht nur zusammenbringt, sondern auch zu Freundinnen werden lässt – davon erzählt das neue Theaterstück „demut vor deinen taten baby“.

Die junge Sparte des Chawwerusch Theaters feiert am Freitag, 03. November, seine Premiere in Herxheim.

Es handelt sich thematisch um eine hochaktuelle Bühnenaufführung, die insbesondere ein junges Publikum ansprechen möchte, aber nicht nur. Die Protagonistinnen verbindet zum einen, dass sie nicht wirklich glücklich mit ihrem Leben sind, zum anderen eine lebensbedrohliche Situation.

Lore (Miriam Grimm) reist in der Weltgeschichte herum auf der Suche nach dem Sinn ihres Daseins, möglichst weit weg von den Zwängen zuhause, die sich dennoch nicht so leicht abschütteln lassen.

Die schöne Bettie (Isa Weiß) ist frustriert. Sie ist ein Männerschwarm, allerdings wollen die Männer immer nur das Eine von ihr und die menschliche Seite bleibt dabei völlig auf der Strecke.

Mia (Judith Achner) ödet ihre Arbeit an und eigentlich wäre sie gerne eine Heldin.

Auf der Damentoilette eines Flughafens treffen die drei jungen Frauen aufeinander. Aufgrund einer Terrorwarnung werden sämtliche Tore geschlossen und das Flughafengebäude abgeriegelt. Eine Bombe könnte in unmittelbarer Nähe hochgehen. In Todesangst müssen Lore, Bettie und Mia ausharren.

Chawwerusch - Demut [2]

Als endlich die erlösende Nachricht der Entwarnung kommt, sind die Frauen überglücklich, überlebt zu haben. Nie gekannte Glücksgefühle lassen den grauen Alltag in einem anderen Licht erscheinen, Alltagsprobleme sind plötzlich nicht mehr von Belang. Im Geiste dieser Euphorie beschließen sie, dass ihre Erfahrung auch andere Menschen glücklich machen soll.

So wird aus der Schicksalsgemeinschaft eine Art „Trio Infernale“. Sie ziehen los, um Terroranschläge vorzutäuschen und dadurch – paradoxerweise – die Welt zu verbessern.

Tatsächlich haben sie damit Erfolg und eine Welle der Fröhlichkeit geht durchs Land, die Geburtenrate steigt und selbst die Regierung zieht ihren Nutzen aus alledem.

Die Drei machen eine starke Entwicklung durch. Von den einsamen, etwas schrägen Frauen zu einer bunten und energiegeladenen Gemeinschaft.

Das Theaterstück spielt mit dem Überzogenen, ist temperamentvoll satirisch und trifft den Zeitgeist. Die geballte Frauenpower hat auch Bezüge zu Bewegungen wie der Punkrockband „Pussy Riot“, die durch spontane öffentliche Auftritte ihre kritischen Botschaften verbreiten.

Die nur 28-jährige Laura Naumann hat dieses tiefgründige Schauspiel geschrieben. Gesellschaftskritik ist wohl nur ein Teil ihres Anliegens darin. Es klingt eher nach einer Vielschichtigkeit in allen Aspekten.

Der Entwicklung der einzelnen Darstellerinnen, der Fragestellung, ob die jungen Menschen von heute noch Utopien haben, ob Angst nicht missbraucht wird und ob für das große und Ganz zuviel geopfert wird. Ist es auf Dauer tatsächlich möglich, das Glücklichsein schematisch zu erzeugen über die Auflösung des Unglücks?

Chawwerusch - Demut -2 [3]

Die Regisseurin Áva Adorján ist zum dritten Mal Gast im Chawwerusch Theater. Mit Stücken wie „Palz goes Paradies“ und „Ten things to do before I die“ hat die Dozentin für „Darstellendes Spiel/Theater“ der Universität Landau erfolgreich mit dem Herxheimer Theater zusammengearbeitet.

Die Regieassiszent haben zwei Lehramtsstudentinnen von der Uni Landau, Elisa Ferrari und Iphigenie Xenitidou.

Neben Miriam Grimm, die seit 2013 ein festes Ensemblemitglied des Chawwerusch Theaters ist, stehen die freischaffenden Schauspielerinnen Judith Achner und Isa Weiß zum ersten Mal auf der Bühne in Herxheim. Achner hatte Engagements unter anderen am Staatstheater Darmstadt und spielte in England an renommierten Theaterhäusern. Aber auch in Telefilm Produktionen wie „Die Eifelpraxis“ oder dem Kinofilm „Tausend und ein Leben“ wirkte die Künstlerin mit.

Isa Weiß hatte die Titelrolle in „Johanna auf dem Scheiterhaufen“ am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Am Staatstheater Schwerin trat sie im „Prinz Friedrich von Homburg“ und in „Nathan der Weise“ auf, sowie in zahlreichen weiteren Produktionen an verschiedenen Theatern. Sie arbeitet außerdem in der freien Szene und ist Sängerin des Trios „Ohrenblumen“.

Neu dabei ist auch der Bühnen- und Kostümbildner Gerd Friedrich, ein Urgestein, der an den Nibelungenfestspielen und mehr als 40 Theatern in Europa tätig war.

Die Produktion entstand in Kooperation mit dem Studiengang „Darstellendes Spiel/Theater“ des ZKW`s der Universität Landau und beschäftigt sich mit den Zukunftswünschen junger Menschen.

Das Stück ist empfohlen für Zuschauer ab 14 Jahren und läuft unter dem diesjährigen Spielzeit-Motto „Alles auf Anfang“. (Gabi Kunze)

Premiere: Freitag, 03.11. 20 Uhr.

Weitere Vorstellungen:

Samstag 04.11. 20 Uhr, Sonntag 05.11. 19 Uhr, Freitag 10.11. 20 Uhr, Samstag 11.11. 20 Uhr – im Chawwerusch Theatersaal; Schulvorstellungen auf Anfrage.

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