Pfeffer und Salz-Fraktion in Landau: Zierkirschen auf dem Rathausplatz sollen weichen

29. März 2023 | Kategorie: Landau, Regional, Regional

Wunderschön sitzt man im Frühling unter den rosa blühenden Zierkirschen.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Punkt 9 der letzten Stadtratssitzung sorgte für Emotionen. Anlass war ein Antrag der Fraktion Pfeffer und Salz. Der Antrag bezieht sich auf die jetzt rosa blühenden Zierkirschen (38 Stück) auf dem Rathausplatz, die anderen, klimafreundlicheren Bäumen Platz machen sollen.

Schön, aber nutzlos….so könnte man kurzgefasst die Erkenntnisse der Pfeffer-und Salz-Fraktion zusammenfassen. Die Bäume spendeten keinen Schatten, deshalb sollte man sie sukzessive durch Bäume mit breiten Kronen ersetzen, die für das Kleinklima besser seien.

„Der Antrag hat, wie erwartet, hohe Wellen geschlagen, darum fällt unsere Begründung etwas umfangreicher aus als für Prüfanträge üblich“, so Dr. Gertraud Migl und Andrea Kleemann von der Pfeffer und Salz-Fraktion.

Pfeffer und Salz habe nicht vor „morgen mit Baggern auf den Rathausplatz zu donnern und Zierkirschen plattzumachen.“ Man habe einen Prüfantrag formuliert und wolle sich gemeinsam mit Verwaltung, den Fraktionen und den Bürgern mit dem Thema auseinandersetzen und überlegen was möglich ist.

Migl und Kleemann erzählen, wie es zu dem Antrag gekommen ist: „Wir sind am Wochenende auf dem Rathausplatz unterwegs gewesen. Wir sind mit Landauern ins Gespräch kommen, um Argumente und Meinungen mit in die Sitzung bringen zu können.

Grob zusammengefasst, kommen wir zu folgendem, natürlich nicht repräsentativem Ergebnis

• Ein Drittel der Menschen war kritisch, zeigte aber Verständnis für unser Anliegen
• Ein weiteres Drittel der Leute, hätte am liebsten schon gestern neue Bäume gepflanzt
• Das letzte Drittel hätte uns am liebsten direkt vom Platz gejagt!“

Dr. Gertraud Migl bei der Stadtratssitzung am 28. März.
Foto: Rolf H. Epple/Pfalz-Express

Migl und Kleemann gehen auf die häufigsten Argumente und Meinungen ein:

1. Es ist doch so schön, wenn die Bäume blühen!

JA, das stimmt.

2. Es ist doch so ein schönes Fotomotiv! Alle fotografieren das!

Ja, das stimmt auch! Aber wir können ein Fotomotiv nicht wichtiger werten als Klimaanpassungen, welche die langfristige Attraktivität der Innenstadt sichern sollen. Das würde unseren Nachfolgern auf die Füße fallen.

3. Wenn größere Bäume gepflanzt werden, sieht man die schönen alten Häuser nicht mehr!

Die schönen alten Häuser sind hoch. Und wir stellen uns für den Rathausplatz keinen Wald aus 50 Meter hohen Mammutbäumen vor!
Hier kann sicher ein Mittelweg gefunden werden.

4. Sonnenschirme machen auch Schatten

Das stimmt. Aber Sonnenschirme produzieren keine Verdunstungskühle. Sie müssen regelmäßig ersetzt werden und kosten die Gastronomie regelmäßig viel Geld.
Unter Sonnenschirmen staut sich zudem die Hitze. Das passiert unter einem Baum nicht.
Das ist ein kleines, aber feines Detail, dass dafür sorgen kann, dass man auch in 30 Jahren noch für eine zweite Schorle sitzenbleibt.

5. Einzelhandel: Kunden kommen extra während der Blüte von weither

Wir wünschen uns, dass die Menschen nicht nur einmal im Jahr wegen der Kirschblüten kommen, sondern regelmäßig, weil unsere Stadt und insbesondere die Innenstadt als Ganzes attraktiv ist. Und das langfristig. Und was die Attraktivität der Stadt angeht, sind viele Einzelhändler aktuell massiv frustriert. Insbesondere hinsichtlich der Verkehrs- und Parksituation. Aber das ist eine andere Baustelle.
Das Stadtmarketing soll neu strukturiert werden. Danke, an die Verwaltung für die Einrichtung einer Projektgruppe zu der auch Vertreter des Gewerbes eingeladen werden.
Wir können uns vorstellen, dass man das Thema Klimaanpassungen sehr gut in das Stadtmarketing integrieren kann.

Zurück zu den Bäumen:

Ein besseres Mikroklima auf dem Rathausplatz und Fußgängerzone sorgt dafür, dass man sich auch in 30 Jahren im Hochsommer noch in der Innenstadt aufhalten kann.
Und wir wagen zu behaupten, dass wenn wir jetzt nicht anfangen die Zierkirschen zu ersetzen, die Menschen in 30 Jahren fragen, warum man vor 30 Jahren keine anderen Bäume gepflanzt hat.

6. Man soll keine gesunden Bäume absägen

Stimmt, das gilt es zu vermeiden. Jetzt ist es aber so, dass wenn man den Rathausplatz beobachtet, feststellen kann, dass immer wieder Zierkirschen durch neue Zierkirschen ersetzt werden. Das ist gut zu erkennen, wenn auf einmal ein Baum mit sehr schlankem, weiß angemalten Stamm auf dem Platz steht.
Hier muss man sich fragen, warum die ausgetauscht werden müssen, denn Zierkirschen können an einem optimalen Standort durchaus bis zu 100 Jahre alt werden. An weniger optimalen Standorten, z. B. in Innenstädten, kommt es bereits nach 20 bis 30 zu Ausfällen. Das ist offensichtlich auf dem Rathausplatz regelmäßig der Fall.

Ist es wirklich langfristig sinnvoll immer wieder neue Zierkirschen zu pflanzen?

7. Die Zierkirschen waren von Anfang ein Fehler!

Dem stimmen wir uneingeschränkt zu!


Die Fraktion bezieht sich auch auf den 2019 ausgerufenen Klimanotstand, in dem festgestellt worden war, dass bereits heute die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt stark eingeschränkt sei.

Auf jeden Fall ist der Prüfantrag angenommen worden. Er wird jetzt an die zuständigen Abteilungen wie Grünflächenamt und Bauamt weitergeleitet. Geprüft wird in diesem Zusammenhang auch die Pflanzung anderer Baumarten.

Stadtratssitzung am 28. März im Rathaus.
Foto: Rolf H. Epple/Pfalz-Express

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