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Peta zeigt Landauer Zoo an – VdZ: „Tierrechtler klagen wider besseren Wissens“

Schimpansen im Landauer Zoo leben in einer „Senioren-WG“.
Quelle: Zoo Landau

Landau. Die Tierrechtsorganisation Peta hat sich in deutschen Zoos umgeschaut. Herausgekommen ist dabei eine Anzeige gegen die Zoos Berlin, Duisburg, Stralsund, Augsburg, Dresden,Krefeld, Halle, den Tierpark Gettorf, den Leintalzoo Schwaigern und den Landauer Zoo.

Laut Peta habe man diese zehn Zoos angezeigt um auf das mit der Menschenaffenhaltung „verbundene massive Tierleid“ aufmerksam zu machen. Peta argumentiert mit „beengten Zoohaltungen auf nur wenigen Quadratmetern“.

Im sogenannten „Säugetiergutachten [1]“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) von 2014 sind die Mindestanforderungen für die Tierhaltung entsprechend der jeweiligen Tierart festgelegt. Diese Vorgaben beziehen sich beispielsweise auf Gehegegröße und -ausstattung, klimatische Anforderungen und die sozialen Ansprüche der Tierart.

„Aus Tierschutzsicht sind diese sehr niedrig angesetzten Vorgaben ohnehin ungeeignet, um den komplexen Bedürfnissen unserer nächsten Verwandten gerecht zu werden.

Für eine vierköpfige Schimpansengruppe sind beispielsweise jeweils 200 Quadratmeter Innen- und Außengehege vorgesehen; in Freiheit leben Schimpansen in Revieren von bis zu 65 Quadratkilometern. Selbst in Gehegen, die dem Zoopublikum „groß“ erscheinen, können Menschenaffen kein tiergerechtes Leben führen“, so Peta.

Doch dem Tierschutz [2] wird im Landauer Zoo großen Stellenwert eingeräumt.

„Der „Tierschutz“ zielt darauf ab, Tieren individuell ein artgerechtes Leben zu ermöglichen, ohne ihnen unnötiges Leid, Schmerzen oder Schäden zuzufügen. Der Tierschutz orientiert sich am Tierschutzrecht, welches durch entsprechende EU-Verordnungen, nationale Tierschutzgesetze und jeweilige landesrechtliche Bestimmungen geregelt ist.

Tierschützer unterscheiden sich damit von Vertretern sog. „Tierrechte“, die extreme Standpunkte vertreten indem sie jegliche (Nutz-) Tierhaltung durch den Menschen ablehnen. Sie möchten Tiere und Menschen tendenziell gleichgestellt sehen“, so der Landauer Zoo auf seiner Homepage, auf der es ausführliche Informationen zum Tierschutzthema und wie es im Zoo umgesetzt wird, gibt.

Schimpansen im Landauer Zoo…

Das Affenhaus des Landauer Zoos wurde in seiner ursprünglichen Form im Jahre 1963 erbaut. Über viele Jahre lang wurden hier erfolgreich Schimpansen (Pan troglodytes) gezüchtet.

Heute bietet der Zoo Landau einen Altersruhesitz für Schimpansen. Derzeit leben hier „GERTI“, ein 1976 in Landau geborenes Weibchen, das Anfang Februar 2014 mit der 1981 geborenen Schimpansin „CINDY“ vergesellschaftet wurde.

Im September 2014 wurde die Gruppe durch den 1982 geborenen, kastrierten Mann „BÄGGES“ komplementiert. Die Nachzucht von Schimpansen ist in Landau auch zukünftig nicht geplant. Vielmehr werden ältere Tiere hier ein schimpansengerechtes Zuhause finden und Botschafter für ihre stark von Ausrottung bedrohten Verwandten im natürlichen Lebensraum sein. 

…sind gut untergebracht

Fakt ist: Das Säugetiergutachten empfiehlt jeweils 200 Quadratmeter Außen- und Innengehege für eine Gruppe von bis zu vier erwachsenen Tieren.

Die Landauer Schimpansen sind zu dritt, es werden auf absehbare Zeit auch keine dazukommen – das ist so etwas wie eine Senioren-WG.

Zur Verfügung haben sie 350 Quadratmeter im Außengehege (also deutlich über der empfohlenen Größe); das Innengehege ist 82 Quadratmeter groß. Allerdings haben die Landauer Schimpansen einen großen Vorteil: Sie können an 365 Tagen im Jahr jederzeit frei wählen, wo so sie sich aufhalten. Auch nachts.

Das kann nicht in jedem Zoo so gehandhabt werden. Ausnahmen sind starke Fröste und die Gelegenheiten, wenn die Gehege gesäubert werden. Insofern haben die zuständigen Amtsveterinäre diese Haltung nicht beanstandet: Die Tiere sind für ihr inzwischen recht betagtes Alter fit.

Zoodirektor Dr. Jens-Ove Heckel im Pfalz-Express:

Hinsichtlich Gehegegrößenangaben werde man dies mit dem Veterinäramt demnächst nochmal eingehend erörtern. Zu bedenken sei, dass die grundsätzliche Zielrichtung von PeTa die Abschaffung von Menschenaffenhaltung und anschließend jeglicher Tierhaltung sei.

Stellungnahme des Verbands Zoologischer Gärten

Heckel verweist auch auf die Stellungnahme des Verbands Zoologischer Gärten (VdZ) e.V., der sich der Landauer Zoo voll und ganz anschließt.

„Wir sehen den Anzeigen von Peta mit großer Gelassenheit entgegen. Nicht nur kennen wir inzwischen dieses System, bei dem es letztlich mehr um mediale Aufmerksamkeit und um die Finanzierung von Peta durch Spenden geht, bereits.

Wir wissen auch aus leidlicher Erfahrung, dass die Erfolgsaussichten dieser Massenanzeigen gegen Null gehen. Es artet also in Beschäftigung der Ermittlungsbehörden und Gerichte aus und zwar auch, weil die Tierrechtler wider besseren Wissens klagen.

Denn wenn sie ehrlich wären, müssten sie auch in ihren medialen Äußerungen erklären, dass das von ihnen als ‚Beweis‘ angeführte Säugetiergutachten eben nicht rechtlich bindend ist, sondern lediglich eine Empfehlung.

Dies trägt auch dem Umstand Rechnung, dass beim damaligen Abstimmungsprozess zum Gutachten im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft nicht nur die zoologischen Experten unseres Verbandes und anderer Tierhalter mitgearbeitet haben, sondern teilweise auch Meinungen ohne ausreichende Sachkenntnis vertreten wurden.

Ohnehin ist der Ansatz, Tierwohl lediglich auf die Maße eines Geheges reduzieren zu wollen, fehlerbehaftet. Wichtige Faktoren sind die Ausgestaltung des Geheges, die Ernährung, die medizinische Versorgung, die Zusammensetzung der Gruppen sowie Beschäftigungsmöglichkeiten für die Tiere.

Und an diesen Punkten ist die moderne Menschenaffenhaltung eben keinesfalls mehr mit der der Anfangstage vergleichbar, selbst wenn einige Häuser inzwischen in die Jahre gekommen sind.

Moderne Anlagen für Menschenaffen entstehen derzeit nicht nur in Krefeld und Dresden. Und diese neuen Häuser werden die Weiterentwicklung der Haltung von Gorillas, Schimpansen, Bonobos und Orang-Utans verdeutlichen, schon aus unserem eigenen Antrieb als wissenschaftlich geleitete Zoos mit dem Anspruch Arten zu schützen und über Biodiversität Bildung zahlreicher Menschen zu gewährleisten heraus.

Insofern wäre es wünschenswert, wenn Peta sich an die Fakten halten würde: Natürlich kommen auch in Zoos lebende Menschenaffen generell für Auswilderungsvorhaben in Frage. Und es hat in der Vergangenheit auch derartige Projekte gegeben.

Passende Gebiete für Auswilderungen fehlen

Allerdings fehlen derzeit passende Gebiete für weitere Auswilderungen; ohne entsprechende Mindestabsicherungen droht der Verlust ganzer Affengruppen. Neueste Studien kommen zum Ergebnis, dass 93 Prozent der Deutschen Haltung und Zucht bedrohter Tierarten in Zoos für „sehr wichtig“ und „wichtig“ halten.

Vielleicht kann die Organisation Peta ja mit den auf diesem Wege eingeworbenen Euros einmal echten Tierschutz betreiben und Auffangstationen für Menschenaffen direkt vor Ort unterstützen?

Dank der Anstrengungen der europäischen Zoos konnten wir zwischen 2014 und 2018 mehr als 11 Millionen Euro an afrikanische Schutzprojekte für Menschenaffen weltweit überweisen“, so VdZ-Kommunikationschef Sebastian Scholze. (desa/red)

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