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„Party-Patriotismus“: Konfliktforscher: „Wer zu viele Flaggen schwenkt ist fremdenfeindlich“

Konfliktforscher würden am liebsten ganz das Fahnenschwenken verbieten. Foto: dts nachrichtenagentur [1]

Konfliktforscher würden am liebsten ganz das Fahnenschwenken verbieten.
Foto: dts nachrichtenagentur

Berlin  – In der Debatte um übertriebenen Party-Patriotismus anlässlich der EM-Spiele mit deutscher Beteiligung hat der Konfliktforscher Andreas Zick vor Pauschalisierungen gewarnt.

Es gebe einen sogenannten Flaggen-Effekt in der Forschung, sagte der Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld in einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Der Effekt besage, dass das Schwenken von Fahnen auf Betrachter und Akteure psychologisch nicht ohne Wirkung bleibe. Es komme auch darauf an, mit welcher Einstellung die Fans Deutschlandflaggen schwenkten, betonte Zick. „Fans, die die Stärke der Mannschaft darauf zurückführen, dass sie multikulturell ist, sind geschützt vor Nationalpatriotismus, der Vorurteile erleichtert“, erklärte der Wissenschaftler.

Anders herum seien „Fans die meinen, das Spiel wird durch die deutschen Tugenden entschieden, auch fremdenfeindlicher und werten andere Länder ab“, sagte der Konfliktforscher.

Dieser sogenannte „Özil-Effekt“ habe sich bereits in Studien zur WM 2010 gezeigt. Die Osnabrücker Sozialpsychologin Julia Becker hatte vor dem Halbfinalspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft am Donnerstagabend vor einem allzu überschwänglichen Party-Patriotismus gewarnt.

Die „inflationäre Verwendung nationaler Symbole“ leiste der Fremdenfeindlichkeit Vorschub. Ähnliche und oftmals scharf kritisierte Warnungen kommen aus Teilen des linken und grünen politischen Spektrums. (dts Nachrichtenagentur)

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