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Ostersinger sind unterwegs

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Die Rheinzaberner Ostersinger.
Foto: Beil

Rheinzabern – Was je nach Dorf die Rätscherbuwe, Gerre-Buwe, Werre-Buwe oder Klepper-Buwe sind, heißt in Rheinzabern „Ostersinger“.

Von Gründonnerstag bis Karsamstag sind sie unterwegs, ersetzen zu bestimmten Zeiten den Glockenschlag, weil die Glocken schweigen, und singen in der Nacht verschiedene Lieder, die ewig in Erinnerung bleiben. Wenn ältere Rheinzaberner zusammen sind, stimmen sie nicht selten gerade diese Lieder aus ihrer Jugendzeit an.

Die Rheinzaberner Ostersinger sind eine disziplinierte Truppe, Schabernack ist ihnen fremd, dennoch hat das Mitmachen auch etwas Abenteuerliches. Wochenlang übt man die Harmonie, eingestimmt von guten Musikern, um dann Schwerstarbeit zu leisten, zumal in diesem Jahr, wo die Nächte kalt sind. Gänsehaut gab es gestern, als sie bei Ostervollmond Matthias Claudius‘ Abendlied „Der Mond ist aufgegangen…“ anstimmten.

Viele Generationen schon singen sie auch „Steiget auf, im Namen des Herrn Jesu Christ…“. Weitere Titel sind auch „Brichst Du Blumen, sei bescheiden…“, „Lob froh, den Herren, ihr jugendliche Chöre…“, „Vater, hör mein Fleh‘n, komm mir beizusteh‘n…“ und „Einen Gold’nen Wanderstab, ich in meinen Händen hab‘“.

Gerade letzteres Lied deutet an, dass für die jungen Männer bald ein neuer Lebensabschnitt beginnt, doch müssen sie nicht mehr „hinaus ins feindliche Leben…“, wie es in Schillers „Glocke“ heißt.

Am Karsamstag bitten dann die Ostersinger an der Haustür um eine „kleine Gabe“, die zumeist aus Gebäck, Süßem, vor allem aber auch aus „schnödem Mammon“ besteht.

Ein Stück dörflicher Lebensqualität. Wie pflegt der Ortsbürgermeister bei solchen Gelegenheiten zu sagen? „Öffnet nicht nur eure Herzen, sondern auch die Portemonnaies!“   (Gerhard Beil)

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