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Ostergottesdienste im Speyerer Dom: Bischof Wiesemann warnt vor Spaltung der Gesellschaft

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Einzug in den Dom.
Fotos: Klaus Landry

Speyer – Mit den Ostergottesdiensten feierten die Gläubigen im Bistum Speyer die „Auferstehung Jesu Christi“ und damit das höchste Fest im Kirchenjahr.

In der Osternacht wurde in der Vorhalle des Doms ebenso wie in vielen anderen Kirchen des Bistums das Osterfeuer entzündet. Mit der Osterkerze und dem Ruf „Lumen Christi“ wurde das Licht in die dunkle Kathedrale gebracht.

„Was Ostern und damit der Kern des christlichen Glaubens ist, dem kommt man nicht rein intellektuell auf die Spur“, sagte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann unter anderem in seiner Predigt am Ostersonntag.

„Vertrauen schwindet“

Wenn sich irdische Mächte an die Stelle Gottes setzten, zerfalle als erstes der Horizont der Wahrheit. „Der Effekt ist: Keiner glaubt mehr dem anderen, das Vertrauen im Herzen der Gesellschaft schwindet und die Bereitschaft wächst, ‚fake news‘ ungeprüft zu übernehmen, wenn sie in die eigene Weltsicht passen“, warnte Bischof Wiesemann.

Die Wahrheit sei immer universal, niemals nationalistisch. Ohne sie gebe es keinen Frieden und keine Gerechtigkeit, keine Versöhnung und kein Miteinander.

„Ein Riss geht durch unsere Gesellschaft“, betonte der Bischof und nannte es erschreckend, „wie tief das Misstrauen sitzt und wie schnell bei manchen die Bereitschaft gegeben ist, sich radikalisieren zu lassen“.

Vertrauen sei das größte Kapital einer Gesellschaft. Ausgrenzung und Hass gegen wen auch immer seien „kein Mut, den Mächtigen oder dem gesellschaftlichen Mainstream endlich die Wahrheit zu sagen“, sondern stünden für „die schändliche Instrumentalisierung von Ängsten der Menschen für sich selbst oder das eigene kranke Weltbild“.

Vor diesem Hintergrund bezeichnete Bischof Wiesemann Ostern als den „göttlichen Aufstand der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der Versöhnung gegen die Todesmächte dieser Welt“.

Die Predigt in der Karfreitagsliturgie hielt Weihbischof Otto Georgens. Die Leidensgeschichte Jesu führe vor Augen, „dass die Ursachen der giftigen Blicke und bösen Worte, die Impulse für Quälereien, Folter, Fehden und Kriegserklärungen noch immer in den Herzen der Menschen einen Platz haben“.

Der Gekreuzigte entspreche in keiner Weise den Idealen unserer Gesellschaft und bleibe doch auf unfassliche Weise nahe. Sein Schicksal sei das Schicksal vieler Menschen: „Denken wir nur an die Gefährdungen unseres eigenen Lebens und an das Leid ganzer Völker – im Irak, in Syrien, in Afghanistan und überall dort, wo menschliches Leben mit Füßen getreten und vernichtet wird.“

Musikalisch gestaltet wurden die Ostergottesdienste von Domorganist Markus Eichenlaub sowie verschiedenen Chören und Vokalensembles der Dommusik, den Dombläsern und der Schola Cantorum Saliensis. (red)

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