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OB-Kandidat Dr. Maximilian Ingenthron: „Ich möchte Landau gestalten und verwalten“

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Dr. Maximilian Ingenthron: Einer seiner Lieblingsplätze ist der zukünftige Apothekergarten im Schillerpark.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Dr. Maximilian Ingenthron (SPD) ist einer von fünf OB-Kandidaten, die am 14. Juni von der Landauer Bürgerschaft gewählt werden können. Der Pfalz-Express (PEX) stellte auch ihm einige Fragen zur Stadtpolitik.

PEX: Herr Dr. Ingenthron, warum möchten Sie Landauer OB werden?

Weil ich seit 26 Jahren im Stadtrat sitze und darüber erfahren konnte, welche gestalterischen Möglichkeiten das Amt als Chef der Verwaltung mit sich bringt. Landau braucht eine gute Verwaltung, das ist ein Standortvorteil. Ich habe viele Ideen dazu.
PEX: Und Ihre Themen?

Ich möchte eigentlich gar nichts isoliert hervorheben- es gibt einen  ganzen Strauß von Themen.

Es geht mir stark um Wirtschaftspolitik. Ich habe bei Kurt Beck gelernt: eine Kuh, die man melken will, muss man zuvor füttern. Verteilt ist leicht, aber man muss auch dafür sorgen, dass etwas rein kommt. In der mittelständig geprägten Wirtschaft sehe ich ein Rückgrat des Erfolgs von Landau.

Dafür möchte ich alles tun. Ich stehe für eine Erweiterung des Gewerbegebiets Richtung Autobahn. Es wird sicher auch einen Zeitpunkt geben, wo wir an eine erneute Erweiterung denken müssen.

Was der Wirtschaft gut tut, tut auch der Stadt gut, wo wir Arbeitsplätze schaffen können, verhindern wir soziale Probleme.

Innerhalb dieses Bereichs der Wirtschaftspolitk ist ein zentrales Element  die Breitbandversorgung. Mein Ziel ist, dass jeder Haushalt irgendwann ans Glasfasernetz angeschlossen ist. Das ist die große Herausforderung und Chance.

Früher ging es um Kanalisation, Strom-, Gas und Frischwasserversorgung, jetzt ist es das Internet. Das ist gleichermaßen wesentlich für Gewerbe und  Private und muss Standard für alle sein.

Hilfreich sind Förderpakete des Bundes und des Landes. Im Vergleich zu wenigen Jahren zuvor, kommen die Dinge jetzt in Fahrt..

Ein weiteres zentrales Thema ist natürlich die Versorgung mit Wohnraum.

Ich will jetzt keine Heilsversprechungen machen und sagen „Wir gründen eine Wohnungsbaugesellschaft und in wenigen Jahren ist alles gut“.

Was Hans-Dieter Schlimmer sagt, kann ich nur unterstreichen: Landau ist erfolgreich, deshalb möchten viele Menschen hierher kommen.

Wir haben eine geringe Leerstandsquote und werden nicht auf absehbare Zeit, die Dinge so wenden können, dass man günstig hier leben kann. Das kann natürlich auch zu sozialem Sprengstoff führen. Wir müssen alle Möglichkeiten ausloten, ob das nun genossenschaftliches, privates oder städtisches Engagement betrifft. Die Stadt alleine wird keine Lösungen bringen können. Das ist eines der Megathemen für mich.

Große Bedeutung hat die Universität- sie ist ein Leuchtturm für Landau und gibt Impulse. Wir müssen die Studenten noch mehr in die Stadt bringen. Dazu gehört auch das Thema Zweiter Campus im Süden. Da muss aber das Land mitspielen.

Für meine Idee einer Kooperationsvereinbarung, die die Zusammenarbeit auflistet, bin ich ja angegriffen worden.Dazu kann ich nur sagen: Andere Pläne, wie zum Beispiel der Landauer Integrationsplan, sind erfolgreich. Was für diesen gilt, kann für die Uni nicht falsch sein.

Und: Landau braucht eine neue Verkehrspolitik. Hier haben wir zu wenig moderne Elemente.
Ich bin der Meinung, bei uns wird zu schnell gefahren. Wir müssen die Geschwindigkeit herausnehmen und den Verkehr flüssiger machen. Ich würde gerne zu einer verstärkten Temporeduzierung kommen: ich stelle mir Tempo 30 oder 40 auch auf Hauptverkehrsstraßen vor.

Jahrelang dachte man, man läuft gegen eine Wand. Aber nun gibt es Bewegung in Bund und Land.
PEX: Also möchten Sie, dass die Kommunen selbst bestimmen können?

Ja.  Die Stadt sollte den Verkehr kontrollieren, wie das andere Städte auch machen. Wenn die Leute möchten, dass in ihrem Ortsteil Tempo 30 gelten soll, sollten wir das als Verwaltung auch umsetzen. Und zwar durch eine Anordnung, dann durch bauliche Veränderungen wie Kreisel oder Bodenschwellen und natürlich auch durch Kontrollen.

PEX: Die Kreisel haben sich gut bewährt oder?

Ja, der Verkehr läuft viel flüssiger. In der Schweiz gibt es fast nur noch Kreisel, das funktioniert genial. Überhaupt gibt es vieles Innovatives auch andernorts, an dem man sich orientieren kann.

Zu einer modernen Verkehrspolitik gehört auch ein Ausbau des ÖPNV. Außerdem muss mehr für Radfahrer getan werden.

Wir brauchen insgesamt gesehen eine Ermöglichkeitsverwaltung und keine Verhinderungsverwaltung.
PEX: Wie wird sich Landau in der Metropolregion weiter positionieren?

Wir sind eine Bereicherung für die Metropolregion. Durch die Universität und durch die Verkehrsanbindung sind wir ein wichtiger Faktor. Auf jeden Fall profitieren wir von dem gegenseitigen  Austausch.

Ich kann Ihnen Beispiele nennen, die Grüne hatten das schon mal beantragt und ich habe es wieder auf die Agenda gehoben. Es geht um dasThema Leihfahrräder.

Das können wir nicht alleine machen, sondern das geht nur mit Städten aus der Region.

Sinnvoll wäre auch ein einheitlicher Handwerker-Parkausweis für alle Städte.

Wir sind übrigens Vorbild für das Rhein-Main-Gebiet, das sich überlegt, eine Metropolregion zu gründen. Es ist eine Erfolgsgeschichte und wir sind Teil des Ganzen.
PEX: Was gefällt Ihnen an der Stadt Landau?

Mir gefällt an Landau, dass es eine sehr lebendige aber normal gebliebene Stadt ist. Sie ist überschaubar groß und überschaubar klein. Sie ist lebendig durch die Uni und sie bietet eine außerordentlich hohe Lebensqualität.

Hier leben Menschen, die das Herz auf dem rechten Fleck haben. Ich schätze das Engagement der Menschen hier, die in vielen Bereichen mehr tun, als sie müssten.

PEX: Was sind die Eckpunkte Ihres Wahlkampfes?

Ich führe einen klassischen Wahlkampf. Es geht um eine Persönlichkeitswahl.  Zentral für mich ist die Begegnung mit den Menschen. Ich werde viele Hausbesuche machen. Wenn die Leute den Eindruck haben, der ist sympathisch, werden sie wählen gehen. Wir wollten keine riesen Veranstaltungen machen und Bundesprominenz holen, das hat sich, glaube ich schon, überholt.

Ich bin natürlich auch über facebook unterwegs und unsere Homepage haben wir aufgepeppt, außerdem habe ich Unterstützer. Ich bin froh darum und die Zahl wächst stetig.
PEX: Was sind ihre Stärken?

Kreativität, viele Ideen, Offenheit. Ich möchte nahbar sein und autenthisch bleiben: Ich bin nicht der „Menschenumarmer“.

PEX: Wie sollte Stadtpolitik gemacht werden?

Sie sollte auf einer Reihe von Säulen ruhen.
Auf einer pragmatischen Verwaltung, einem Stadtrat der sich dem Wettbewerb der Ideen verschreibt (da solle es um das Beste für die Stadt gehen und nicht darum, wer den Antrag stellt), und um eine handlebare Bürgerbeteiligung.

Es gibt ja den Landauer Weg der Bürgerbeteiligung, wir müssen aber auch evaluieren, ob es funktioniert. Letztendlich muss aber der Stadtrat entscheiden.
PEX: Gibt es auch Themen, die der Bürger nicht entscheiden sollte?

Haushaltsrelevante Dinge oder emotional besetzte Themen sind wahrscheinlich nicht geeignet dafür.

PEX: Wie stehen Sie zu dem Erhalt alter Gebäude?

Man muss mit Investoren und der Bürgerschaft reden und zu einer vernünftigen Abwägung kommen. Es muss Raum sein für Neues und Altes muss auch weichen können. Hätte man früher solche Stadtentwicklungsprozesse gestoppt, hätten wir heute ein Freilichtmuseum.

Das Bürgerengagement Haus zum Maulbeerbaum finde ich gut. Wenn es nicht gelingt, müssen wir neu diskutieren. Wir können als Stadt nicht immer weitere Gebäude übernehmen. Das überfordert uns. Aufwand und Ergebnis halten sich dann nicht mehr die Waage.
PEX: Wie kann man die Leute zum Wählengehen motivieren?

Ich sehe das Nichtwählen mit Besorgnis. Protestbewegungen könnten übermäßigen Anteil erhalten. Man sollte es nicht den Falschen überlassen.

Da ist sehr viel Bequemlichkeit dabei, fürchte ich. Aber wir leben in einer Demokratie: Menschen haben die Pflicht, sich an der politischen Willensbildung zu beteiligen. Das Ergebnis soll ja schließlich acht Jahre wirken. Manchmal braucht es auch große Streitthemen um die Leute zu motivieren. Aber ich habe kein Patentrezept.

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„Mein Appell: Ich wünsche mir, dass viele Bürger wählen gehen!“
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Ich wünsche mir, dass viele Landauer wählen gehen- das ist ein Zeichen für eine lebendige Demokratie.

PEX: Vielen Dank für das Gespräch.

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