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Nur ein Täter bei Schießerei in München – Mindestens zehn Tote – Sicherheitskabinett tritt zusammen – Gute Münchner Polizeiarbeit

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München – Die Schießerei in München mit mindestens zehn Toten ging offenbar doch nur von einem Einzeltäter aus. Das teilte die Polizei in der Nacht auf Samstag mit.

Dieser habe mindestens neun Menschen erschossen und sich schließlich selbst getötet, über 20 weitere Personen wurden verletzt, darunter mindestens drei schwer. Zuvor hatte es über Stunden geheißen, dass nach bis zu drei Tätern gefahndet werde.

Dies ging offenbar auf die Aussagen von Zeugen zurück. Tatsächlich hatte offenbar gegen 17.50 Uhr am späten Freitagnachmittag lediglich ein Mann in der Nähe des Olympia-Einkaufzentrums im Stadtteil Moosach begonnen, unter anderem vor einen McDonalds`s und im Einkaufzentrum selbst auf Menschen zu schießen.

Um 17.52 Uhr ging der erste Notruf bei der Polizei ein. Eine Zivilstreife hatte den Mann schon früh im Visier, ihn dann aber zunächst verloren.

Zwei Videos, die von dem Vorfall im Internet verbreitet wurden, scheinen aus der Rückschau authentisch.

Auf dem einen ist der Täter zu sehen, wie er vor dem Schnellrestaurant auf in Panik weglaufende Passanten feuert, auf dem anderen Video läuft er auf einem Parkdeck umher und führt ein Zwiegespräch mit einem anderen Mann, der ihn über Zurufe beschimpft.

Darauf ist zu hören, wie der Täter „Ich bin Deutscher“ ruft und davon spricht, „in Behandlung“ gewesen zu sein. Bereits gegen 20.30 Uhr war der Täter von der Polizei gefunden worden.

Es handele sich um den 18-jährigen Deutsch-Iraner Ali Sonboli, der seit zwei Jahren in Deutschland lebe, sagte Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä.

Als Tatwaffe wurde eine Pistole benutzt, über ein Motiv gebe es bislang keine Informationen. Laut amerikanischem Sender CNN hatte eine Zeugin, die selbst Muslima ist, zuvor den Täter „Allah akbar“ schreien hören.

Der gesamte U- und S-Bahn-Verkehr war in der bayerischen Landeshauptstadt über Stunden eingestellt und wurde erst nach 1 Uhr wieder aufgenommen.

Sonst stark belebte Plätze in der Münchener Innenstadt waren am Freitagabend fast menschenleer. Zwischenzeitlich hatte die Polizei Autofahrer aufgefordert, Autobahnen in Richtung München zu meiden oder zu verlassen.

Damit solle anfahrenden Einsatzfahrzeugen auf dem Weg nach München die freie Durchfahrt ermöglicht werden. Tatsächlich waren Polizeieinheiten aus anderen Bundesländern und sogar aus Österreich in München im Einsatz, insgesamt 2.300 Beamte.

Immer wieder war von Bürgern auch von Schüssen an anderen Plätzen und sogar von Geiselnahmen berichtet worden, was sich bis auf ein Drama am Flughafen, das offensichtlich nichts mit der Schießerei am Einkaufzentrum zu tun hatte, als Falschmeldung herausstellte.

Unter anderem hatten sich Bundespräsident Gauck, Außenminister Steinmeier und auch US-Präsident Obama bereits am Abend zu Wort gemeldet und ihrer Bestürzung Ausdruck gegeben. „In Gedanken sind wir heute Abend bei allen Betroffenen, ihren Angehörigen und Freunden“, sagte Steinmeier.

Am Abend hätten ihn viele Solidaritätsbekundungen aus aller Welt erreicht. „Es tut in diesen Stunden gut zu wissen, dass unsere europäischen Freunde und unsere internationalen Partner an unserer Seite stehen.“

Obama hatte zuvor gesagt, dass er von den Vorfällen in Deutschland gehört habe und dem Land alle Unterstützung zur Verfügung stelle. „Deutschland ist einer unserer engsten Partner“, so Obama.

Für Ärger bei der Polizei sorgten zahlreiche Bilder und Videos im Internet, die teilweise offenbar auch Opfer zeigten. „Bitte keine Bilder und Videos von Schießerei München veröffentlichen – Stellt sie uns zur Verfügung“, schrieb die Münchener Polizei auf Twitter.

Unterdessen durchsuchte die Polizei eine Wohnung im Münchener Stadtteil Maxvorstadt. Berichte, dass es sich dabei um die Wohnung des mutmaßlichen Täters handelte, bestätigten die Beamten zunächst nicht.

Polizeigewerkschaften loben Einsatz der Sicherheitskräfte in München

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) haben den Einsatz der Polizei sowie der Bundespolizei in München gelobt.

Diese hätten nach der Schießerei in einem Einkaufszentrum „ihr hohes Leistungsniveau unter Beweis gestellt und die Sicherheit in der Stadt in wenigen dramatischen Stunden nach einer schweren Amok-Lage rasch und professionell wieder herstellen können“, sagte der GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow in der Nacht zum Samstag in Berlin.

Vor allem die Öffentlichkeitsarbeit der Münchner Polizei hob er hervor: „Über die sozialen Medien haben die Kollegen einen direkten Dialog mit den Bürgern geführt.

Sie haben damit sicher bewirkt, dass es in den dramatischen Stunden nicht aus der Angst und Unsicherheit zu weiteren gefährlichen Situationen gekommen ist.“ Ähnlich äußerte sich der DPolG-Vorsitzende Rainer Wendt. Er erklärte im „Deutschlandfunk“, der Einsatz in München sei gut koordiniert gewesen. Die Sicherheitskräfte seien gut vorbereitet auf solche Taten und könnten diese bewältigen.

„Obwohl sich solche schrecklichen Taten nicht immer verhindern lassen, gibt es keinen Grund, an der Leistungsfähigkeit der Sicherheitsbehörden zu zweifeln und aus Furcht sein freies Leben einzuschränken“, betonte Malchow.

Sicherheitskabinett kommt am Mittag zusammen

Am Samstagmittag wird das Sicherheitskabinett in Berlin zusammenkommen. Dabei sollen alle Informationen zu der Gewalttat zusammengetragen und bewertet werden.

Dem Gremium gehören neben der Bundeskanzlerin unter anderem der Bundesaußenminister, der Bundesverteidigungsminister, der Bundesinnenminister und der Chef des Bundeskanzleramtes an. (dts nachrichtenagentur)

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