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Neues Wohn-Angebot für ältere Menschen: Grundsteinlegung – AWO Pfalz richtet in Gossersweiler-Stein eine Wohn-Pflege-Gemeinschaft ein

Eine Zeitkapsel wird, wie die Tradition es verlangt, versenkt.
Foto: Sonja Hess

 

Gossersweiler-Stein/Neustadt. Gestern Morgen (14. August) fand die feierliche Grundsteinlegung für den geplanten Neubau am Kaiserbach 19, Ecke Wassergasse statt. Um die Hygieneregeln einhalten zu können, fanden die Feierlichkeiten im ausgewählten Kreis statt.

Mit dabei waren Thomas Hitschler, Mitglied des Deutschen Bundestages, Alexander Schweitzer, Vorsitzender der SPD-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag sowie der Vorstandsvorsitzende der AWO Pfalz Klaus Stalter, ebenso der Geschäftsführer der AWO Pfalz Markus Broeckmann sowie Projektbeteiligte und Lokalpolitiker.

Nach einführenden Worten und der symbolischen Grundsteinlegung fand im gegenüberliegenden Mehrgenerationenhaus ein kleiner Imbiss statt.

Bis Ende 2020 soll das Gebäude, nur wenige Meter vom Dorfplatz Gossersweiler entfernt, weitestgehend bezugsfertig sein.
Zwölf ältere Menschen sollen dann im Laufe des Jahres 2021 in der Ortsmitte von Gossersweiler ein neues Zuhause finden. Interessierte können sich bereits vormerken lassen.

In dem Gebäude wird eine Wohn-Pflege-Gemeinschaft errichtet – eine Wohnform mit einem flexiblen Betreuungskonzept. Gefördert wird das Projekt mit 300.000 Euro durch die Stiftung Deutsches Hilfswerk der Deutschen Fernsehlotterie sowie zusätzlich aus Mitteln des rheinland-pfälzischen Entwicklungsprogramms „Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung“ (EULLE).

Die AWO will für dieses Projekt rund 1,8 Millionen Euro investieren. Für Gossersweiler ist das neue Projekt das erste Angebot am Wohnort, das sich an ältere, auch pflegebedürftige Menschen richtet. Die AWO Pfalz hat bereits im Grübentälchen in Kaiserslautern Ende 2018 eine solche Wohn-Pflegegemeinschaft eröffnet. Mit einem individuellen, zeitgemäßen Konzept, wie Markus Broeckmann erklärt, der Geschäftsführer der AWO Bezirksverband Pfalz.

„Wie will ich wohnen und leben, wenn ich alt bin? Diese Frage beschäftigt viele Menschen“, weiß er. „Es fällt den meisten Menschen schwer, ihre Selbstständigkeit und Freiheit aufzugeben. Auch dann, wenn es im eigenen Zuhause schlicht nicht mehr geht, beispielsweise wegen der Treppen. Oder wenn klar ist, dass sie eigentlich mehr Hilfe und mehr Sicherheit brauchen.“

Gefragt seien daher Lösungen, die älteren Menschen beides bieten, Selbstständigkeit und auch Sicherheit. Außerdem soll es möglich sein, individuell und flexibel Unterstützung abzurufen – und auch phasenweise.

All diese Ziele will das AWO-Projekt in Grossersweiler-Stein mit dieser Wohn-Pflege-Gemeinschaft (WPG) für zwölf Bewohner unter einen Hut bringen.
Wie funktioniert so eine WPG? „Es ist eine Wohnform, bei der man fast wie in einer Familie zusammenlebt“, erklärt Broeckmann. Sie passe zu Menschen mit körperlichen Einschränkungen ebenso wie zu Menschen mit psychischen Erkrankungen und Demenz.

Präsenzkräfte, die von den Bewohnern gemeinsam finanziert werden, sind rund um die Uhr im Haus und sorgen für Sicherheit im Tagesablauf. Pflegerische Leistungen können individuell hinzukommen, ebenso auch Hilfe bei der Betreuung und im Haushalt. Beides wird von ambulanten Trägern übernommen. Der
AWO Kreisverband Südwestpfalz mit dem ambulanten Dienst SoMeDi steht als regionaler AWO Partner den Bewohnern für die gewünschten Leistungen zur Verfügung.

Grundsätzlich ist die Wahl eines ambulanten Pflegedienstes frei wählbar. Gewünscht ist, dass sich im Alltag alle WPG-Bewohner daran beteiligen, wie das Zusammenleben organisiert und verwaltet wird. Um gemeinsam Entscheidungen zu treffen, soll ein Bewohnerrat eingerichtet werden.

Daran können die WPG-Bewohner entweder selbst teilnehmen oder ihre Interessen durch Angehörige oder Betreuer vertreten lassen.Wichtig fürs Konzept: Die WPG soll am Dorfleben von Gossersweiler aktiv teilnehmen.

Eine enge Zusammenarbeit mit den Vereinen und Kirchen, dem Mehrgenerationentreff und der Bücherei ist das Ziel. Auch Privatpersonen, die sich gern engagieren möchten sind willkommen.

Der Neubau Am Kaiserbach 19 soll für die WPG alle baulichen Voraussetzungen schaffen. Auf etwa 600 Quadratmetern Wohnfläche sieht die Planung zwölf Wohneinheiten vor.

Die Zimmer werden etwa 18 Quadratmeter groß sein. jede Wohneinheit hat ihr eigenes Bad mit Toilette und Dusche. Das Herzstück ist der 130 Quadratmeter
große Gemeinschaftsbereich. Hier soll zusammen gekocht, gegessen, gewohnt und Alltag gestaltet werden.

Eingeplant sind zudem ein weiteres Wohnzimmer, Räume für Hauswirtschaft und ein beschützter Garten. Einen schwellenlosen Zugang soll es von der
Wassergasse aus geben.

Gedacht ist das Projekt vor allem für Menschen, die in Gossersweiler-Stein wohnen oder deren Angehörige dort leben. Bislang gab es im Ort noch keine Wohn- und Betreuungsangebote für ältere Menschen.
Um die nächstgelegenen Seniorenheime zu erreichen, sind Autofahrten von zehn bis 25 Minuten nötig.

Auch deswegen ist die Gemeinde seit 2015 Modellkommune beim Landesprojekt „WohnPunkt RLP“. Dieses Projekt unterstützt Kommunen darin,
Wohn-Pflege-Gemeinschaften im Ort zu initiieren. Ziel ist auch da, dass ältere Menschen mit Unterstützungs- oder Pflegebedarf selbstbestimmt in einer Gemeinschaftswohnung leben, gemeinsam den Alltag gestalten und Betreuungs- sowie Pflegeleistungen frei wählen können.

In der AWO Pfalz hat Gossersweiler-Stein nun einen Partner dafür gefunden. Die AWO Pfalz hat bereits eine vergleichbare Wohn-Pflege-Gemeinschaft in Kaiserslautern errichtet.

Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Pfalz e. V.

Der AWO-Bezirksverband Pfalz mit Sitz in Neustadt an der Weinstraße ist unabhängig, demokratisch verfasst, überkonfessionell und überparteilich.
Er hat rund 3.500 Mitglieder in 5 Kreisverbänden, 5 Stadtkreisverbänden und über 50 Ortsvereinen. Rund 1000 hauptamtliche Mitarbeiter und aktuell 95 Auszubildende sind in 14 Einrichtungen der Seniorenhilfe und -pflege beschäftigt.

Unter dem Dach des Bezirksverbands gibt es 16 Betreuungsvereine, deren ehrenamtliche Mitglieder bedürftige Personen in rechtlichen und anderen
Angelegenheiten unterstützen. Die AWO bietet zudem Selbsthilfegruppen, Schuldnerberatungsstellen, Migrationsberatungsstellen, Hilfe für arbeitslose
Jugendliche und ein Jugendwerk.

 

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