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Neues Hambacher Fest: Konservative treffen sich auf dem Schloss

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Die Veranstaltung auf dem Hambacher Fest war ausverkauft.
Fotos: Pfalz-Express/Ahme

Neustadt-Hambach. „Hinauf zum Schloss!“ Das Hambacher Fest 1832 gilt als Geburtststunde der Demokratie in Deutschland. Am 5. Mai fanden sich auf Einladung der Werte-Union der CDU zirka 1200 Menschen dort ein, um dort ein Neues Hambacher Fest zu feiern.

Die Straße zum Schloss war, wohl schon sehr früh am Morgen mit Parolen gegen „Rechte“, gegen die AfD und so weiter, beschmiert worden.

Zirka 500 Teilnehmer hatten sich am Morgen zur „Patriotenwanderung“ in der Dammstraße getroffen.

Nach einer 10-minütigen Auftaktkundgebung erfolgte ein Fußmarsch in Richtung Hambacher Schloss.

Die Polizei war mit mehreren Einsatzwagen vor Ort um die Teilnehmer des „Patriotenmarschs“ von Gruppierungen wie „Bündnis gegen Rechts“ und „Antifaschistischer Treff aus Karlsruhe getrennt zu halten, was auch gelang.

Ein Hambacher Bürger versuchte den Aufzug zu stören, indem er Gülle auf die Straße spritzte. Ansonsten sei der Weg zum Schloss aus polizeilicher Sicht störungsfrei verlaufen.

Im Bereich des Buswendeplatzes, unterhalb des Hambacher Schlosses, waren drei Protestveranstaltungen mit ca. 120 Demonstranten angemeldet. Auch bei diesen Veranstaltungen sei es laut Polizei zu keinen besonderen Vorkommnissen gekommen.

Gerne hätte der Pfalz-Express auch einige Demonstranten zu ihrer Motivation befragt, was aber nicht möglich war, denn die Polizei wollte nicht, dass sich die Demonstranten provoziert fühlen sollten. Also wurde aus sicherer Entfernung fotografiert (siehe Fotos) und keine Fragen gestellt.

Auf dem Schloss war die Stimmung sehr gut. Aus ganz Deutschland waren die Teilnehmer angereist. Man hätte 3000 Karten verkaufen können, erklärte Veranstalter Max Otto später im Saal, was aber nicht möglich war. Sitzplätze waren rar und den Ehrengästen vorbehalten. Der Rest musste mit Stehplätzen vorlieb nehmen. Allerdings wurde die Veranstaltung im Hof übertragen. Für die Bewirtung sorgte die Hambacher-Schloss-Gastronomie.

Hochkarätige Redner hatte Otte aufs Schloss eingeladen. Vorträge hielten Vera Lengsfeld, Thilo Sarrazin (SPD), Joachim Starbatty (LKR), Regisseur und Fernsehjournalist Imad Karim, Jörg Meuthen (AfD), Unternehmensberater Markus Krall sowie Willy Wimmer (CDU).

Zwei große Redner-Blöcke gab es, die von zwei längeren Pausen unterbrochen wurden. Die wurden zum Diskutieren und sich Kennenlernen genutzt. Man sei mit der Merkelschen Politik unzufrieden, war der Grundtenor. „Ich habe früher die Grünen gewählt und bin jetzt bei der AfD gelandet“, sagte ein Wuppertaler. „Und ich die CDU“, ergänzte eine Kölnerin. Sie könne sie aber nicht mehr mit gutem Gewissen wählen, vor allem der Flüchtlingspolitik wegen.

Jörg Meuthen sagte am Rande der Veranstaltung im Interview, dass dies keine parteipolitische Veranstaltung sei. „Das finde ich gut“. Das fundamentale Versagen des Staates habe die Menschen hierher geführt, die damit ein Zeichen setzen wollten. Die „zeitlosen Werte von damals“ müssten wieder Geltung erhalten, die innere und äußere Sicherheit wieder hergestellt werden.

Max Otte bedankte sich bei seiner Begrüßung für die „offene und korrekte“ Haltung des Neustadter OBs, sein Dank galt aber auch der Polizei („unter ihrem Schutz haben wir uns sicher gefühlt“) sowie der Stiftung Hambacher Schloss.

Ganz im Sinne des Hambacher Fests, das man, entgegen manchen Vorwürfen, „nicht instrumentalisieren“ wolle, versammle man sich heute: freiheitlich, bürgerlich und regierungskritisch. Otte las die Rede des Dr. Siebenpfeiffer vor und zog, wie auch die nachfolgenden Redner Parallelen dieser Rede aus dem Vormärz zur politischen und sozialen Wirklichkeit von heute.

„In diese Tradition können wir uns stellen“, so Otte. Ein freiheitlich-patriotischer Umbruch kündige sich an: „Tausende sind hier – aber Millionen gibt es da draußen – machen wir etwas aus den Impulsen heute.“

Bevor der erste Redner Thilo Sarazzin ans Mikro trat, erklang zunächst die deutsche Nationalhymne, danach die Europa-Hymne „Freude, schöner Götterfunke“.

Thilo Sarazzin sieht die Zuwanderung als Vehikel um Deutschland zu zerstören. „Eine Debatte ist nicht gewünscht, man wollte mich mundtot machen, aber ich bin immer noch in der SPD“. „Großer Zaun statt kleine Grenzen – es steht viel auf dem Spiel“, so Sarazzin.

Imad Karim kam 1977 nach Deutschland: „Ich lernte den Duft der Freiheit in Deutschland kennen, deshalb bin ich hier“, so Karim, der sich selbst als „erarbeiteter Staatsbürger“ bezeichnet. Als Muslim sagt er: „Die moslemische Masseneinwanderung gefährdet unsere Gesellschaft. Die Politik soll die Sorgen der Menschen ernst nehmen“.

Joachim Starbatty, der von der AfD zur neuen Lucke-Partei LKR gewechselt war, sprach nicht über diesen Wechsel. Der Europapolitiker konzentrierte sich vielmehr auf die Währungsunion und ihre Auswirkungen und sagte: „Wir geben unsere Souveränität an Leute ab, die nichts davon verstehen – dieser europäische Weg wird scheitern.“

Vera Lengsfeld ist unter anderem der Meinung: „Wir wollen die Wiedereinsetzung der Rechtsstaatlichkeit. Jene, die von Herrschsucht getrieben werden, sind gerade dabei, die Grundlagen sowohl in materieller als auch in kultureller Hinsicht nachhaltig zu zerstören“.

Aus Sicht der Veranstalter und Teilnehmer war das Fest rundum gelungen.

Aber es gab auch kritische Stimmen aus SPD-und CDU-Kreisen zu der Veranstaltung.

Im Vorfeld hatte sich Daniel Stich, Generalsekretär der SPD Rheinland-Pfalz „schockiert“ gezeigt über die guten Wünsche, die Julia Klöckner und CDU-Kanzleramtschef Helge Braun der Veranstaltung schriftlich gewünscht hatten. „Es entsetzt und schockiert mich, diese guten Wünsche von Frau Klöckner und Herrn Braun im Internet öffentlich zu lesen!

Die Rechten rund um Max Otte und AfD-Chef Jörg Meuthen nutzen das Hambacher Schloss, unser rheinland-pfälzisches Wahrzeichen der Demokratie, nicht zum ersten Mal für ihre demokratiefeindlichen Zwecke aus.

Von solchen rechten Veranstaltungen irgendwelcher selbsternannter ‚verfassungstreuer Bürger‘ und ihrem falsch verstandenen Patriotismus müssen sich alle Demokraten klar und deutlich distanzieren.“

Und Dirk Herber, MdL (CDU) zur Veranstaltung: „Hier wird das Hambacher Schloss von Menschen zu einer Bühne gemacht, die wenig bis nichts von den Idealen des Hambacher Festes von 1832 verstanden haben. Herr Otte beschreibt sich selbst als wertkonservatives CDU Mitglied und wirbt im gleichen Atemzug für die AfD. Für solche Mitglieder haben wir keinen Platz.“ (desa)

 

 

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