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Neuburg: Sumpfschildkröten angesiedelt – urige Reptilien sollen am Rhein wieder heimisch werden

Auch Sumpfschildkröte Nummer 31 kann jetzt zusammen mit ihren Artgenossen das neue Revier in Besitz nehmen. Foto: Nabu [1]

Auch Sumpfschildkröte Nummer 31 kann jetzt zusammen mit ihren Artgenossen das neue Revier in Besitz nehmen.
Foto: Nabu

Neuburg – Der Naturschutzbund NABU hat am Dienstag zusammen mit dem Landkreis Germersheim und dem Sea Life Speyer 30 Exemplare der Europäischen Sumpfschildkröte in einen Altrheinarm bei Neuburg entlassen. Ziel ist es, dauerhaft eine lebensfähige Population der Art zu etablieren.

Vor fast 10 Jahren startete der NABU sein Wiederansiedlungsprojekt der Europäischen Sumpfschildkröte in Rheinland-Pfalz. Nachdem sich die Tiere in der ersten Projektfläche bei Bobenheim-Roxheim sehr gut entwickelten und sogar schon die ersten Schildkröten bei der Eiablage beobachtet wurden, machte sich der NABU auf die Suche nach neuen Projektflächen, die eine Wiederansiedlung zulassen.

Ganz vorne mit dabei waren die Altrheinarme bei Neuburg. Schnell entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des Landkreises Germersheim. Der Landkreis engagiert sich seinerseits mit dem Interreg-Projekt „Sumpfschildkröte ohne Grenze“ seit 2009 für die Wiederansiedlung im grenzüberschreitenden Gebiet.

Während auf französischer Seite bereits Tiere ausgewildert wurden, lag der Schwerpunkt auf deutscher Seite bisher auf Habitat-Optimierungen und Öffentlichkeitsarbeit rund um die Sumpfschildkröte. Nun konnte der NABU auch auf deutscher Seite Tiere auswildern.

In Zusammenarbeit mit der Universität Landau gibt es auch regelmäßig Forschungsarbeiten rund um das Projekt.

„Dass die Sumpfschildkröte heute wieder im Rhein angesiedelt werden kann, ist auch ein Verdienst einer Reihe von Gewässerqualitätsmaßnahmen, so NABU-Landesvorsitzender Siegfried Schuch.

Umweltstaatssekretär Thomas Griese sagte, von der Gewässerrheinhaltung über den Hochwasserschutz bis hin zur Renaturierung von Auen durch die Aktion „Blau Plus“ hätten diese Projekte die Wasserqualität des Rheins deutlich verbessert. Die Sumpfschildkröte spiegele nun die Entwicklung der Biodiversität am Rhein wider; sie gehöre zu den ausgestorbenen Arten, die die Landesregierung seit Jahren fördere und wieder heimisch machen wolle.

Auch Dr. Fritz Brechtel, Landrat des Landkreises Germersheim, freute sich über den gelungen Startschuss der Sumpfschildkröten-Wiederansiedlung: „Die Wiederansiedlung knüpft hervorragend an unser deutsch-französisches Interreg-Projekt [2] an. Sie bestätigt unsere Bemühungen und stellt eine konsequente Fortentwicklung dar. Wir haben mit unserem Projekt den Grundstein für die grenzüberschreitende und auenangebundene Wiederansiedlung der Europäischen Sumpfschildkröte in Rheinland- Pfalz/Elsass/Oberrhein gelegt und freuen uns, dass das Projekt durch den NABU Rheinland-Pfalz gemeinsam mit starken Partnern qualifiziert weitergeführt wird.“

Sumpfschildkröten Neuburg Auswilderung [3]

Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) ist die einzige in Deutschland wild vorkommende Schildkrötenart. Sie lebt in stillen oder langsam fließenden Gewässern, im Uferbereich großer Seen und Feuchtgebieten.

Früher galt sie als charakteristische Art der Auengebiete am Oberrhein. Während ältere Literatur von einem Aussterben im 17./18. Jahrhundert ausgeht, weisen neuere Befunde darauf hin, dass sie mindestens bis ins letzte Jahrhundert bei uns vorkam.

Aussterbe-Ursache am Oberrhein dürfte in erster Linie der massenhafte Fang der Sumpfschildkröte im Mittelalter gewesen sein. Besonders der Markt in Speyer war als Umschlagplatz für den Verkauf der Art weit über die Region hinaus bekannt.

Zu dem Fang kam die Zerstörung der Lebensräume durch Flussbegradigung, Grundwasserabsenkung, Vernichtung von Gewässern und Zerstörung der Eiablageplätze im Zuge der landwirtschaftlichen Intensivierung.

Im NABU-Wiederansiedlungsprojekt „Lebensader Oberrhein – Naturvielfalt von nass bis trocken“ werden ausschließlich Tiere ausgewildert, die den ehemals heimischen Europäischen Sumpfschildkröten genetisch möglichst nahe stehen. Diese Tiere sind an die vorherrschenden Lebensbedingungen und an die klimatischen Verhältnisse am besten angepasst.

Foto: Nabu [4]

Foto: Nabu

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