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Nachhaltiger Umgang mit Wasser – Wir sind alle in der Pflicht

Foto: dts Nachrichtenagentur

Die Rekordhitze der letzten Wochen überzeugt vielleicht auch die letzten Skeptiker – mit unserem Klima ist etwas im Argen.

Die bedenkliche Entwicklung in Richtung extremer Wetterereignisse bringt ungeahnte Auswirkungen mit sich, die sich nur durch eine Vielzahl an Maßnahmen abfedern lassen. Hier sind einerseits Politik und Industrie, andererseits aber auch die Bürger selbst in der Pflicht. Und es tut sich was. So wurden kürzlich in Äthiopien 354 Millionen Bäume [1] auf einmal gepflanzt, was einen neuen Weltrekord darstellt.

In Deutschland steigt durch den energischen Einsatz junger Menschen das Bewusstsein für die Klimaproblematik. Zahlreiche Städte haben den Klimanotstand ausgerufen [2] und sich dadurch verpflichtet, wirksame Maßnahmen gegen die Veränderungen zu finden und durchzusetzen. Viele Bürger fragen sich: Was kann ich tun, um meinen Kindern und Enkeln einen bewohnbaren Planeten zu hinterlassen? Neben dem Verzicht auf klimaintensive Reisen mit dem Flugzeug oder dem Kreuzfahrtschiff und dem bewussten Konsum im Alltag ist es besonders ein Thema, das die erhöhte Aufmerksamkeit jedes Bürgers verlangt: Wasser.

Die Süßwasserreserven des Planeten sind begrenzt

Nur der kleinste Teil der Wasserreserven des Planeten sind trinkbares Süßwasser. Der größte Teil der riesigen Wassermassen, welche die Erde bedecken, sind ungenießbares Salzwasser. Bedenkt man diesen Umstand, gehen wir erstaunlich verschwenderisch mit dem kostbaren Gut um – besonders in den Industrienationen.

Jeder Deutsche verbraucht im Schnitt 127 Liter Trinkwasser pro Tag – vor 30 Jahren [3] waren es jedoch sogar noch 147 Liter. Die Mahnungen zum sparsamen Umgang haben anscheinend Früchte getragen. Mittlerweile weiß wohl jeder Bürger, dass er lieber duschen (rund 50 Liter) als baden (rund 200 Liter) und das Wasser beim Zähneputzen nicht laufen lassen sollte.

Auch moderne Tools wie Mischarmaturen helfen, den Wasserverbrauch zu reduzieren. Von der Stopptaste an der Toilette sollte man jedoch nicht zu häufig Gebrauch machen – ist zu wenig Wasser in den Rohren, kommt es zu hartnäckigen Ablagerungen und Verstopfungen.

Diese werden wiederum mit Wasser, das mit viel Druck durch die Kanäle gejagt wird, gelöst. Soweit, so bekannt – doch vielen Verbrauchern ist nicht klar, welchen Einfluss ihre sonstigen Konsumgewohnheiten auf den allgemeinen Wasserverbrauch haben.

Industrie verbraucht das meiste Wasser

Nur 13 Prozent der gesamten Wasserentnahme entfallen im europäischen Durchschnitt auf die Bevölkerung. Die Industrie liegt mit 52 Prozent an der Spitze der Verbraucher, dicht gefolgt von der Landwirtschaft mit 35 Prozent. In den südlichen, wärmeren Gefilden verbrauchen die Bauern etwas mehr Wasser als im kühlen Norden. Für das Erzeugen von Strom wird ebenfalls eine große Menge Wasser verbraucht.

Mehr als 20 Milliarden Kubikmeter Frischwasser werden jedes Jahr eingesetzt, um Strom und Fernwärme zu erzeugen. Erhitzt ein Verbraucher Wasser in seinem Wasserkocher, werden dabei rund 0,1 Kilowattstunden an Strom verbraucht. Um diesen zu erzeugen, benötigte das Kraftwerk rund 200 – 300 Milliliter Wasser, denn es muss dauernd gekühlt werden. Hier zeichnet sich schon ab, was mit dem sogenannten virtuellen Wasser gemeint ist: Der indirekte Wasserverbrauch jedes Konsumenten, das für die Erzeugung seiner Waren verbraucht wird.

Übrigens: Die Hitze der letzten Wochen ist nicht nur eine Gefahr für die heimischen Gewässer wie den Landauer Schwanenweiher [4] – auch die Kühlung der Kraftwerke ist nicht mehr gewährleistet, weil die Flüsse zu hohe Temperaturen aufweisen oder zu wenig Wasser führen. Manche Kraftwerke müssen abgeschaltet werden, andere drosseln ihre Leistung.

Das sogenannte virtuelle Wasser

Nun ist klar: Jeder Mensch verbraucht deutlich mehr Wasser als das, was durch seine Abflüsse rauscht. Darüber sollten Verbraucher sich bewusst sein und ihre Konsumentscheidungen anpassen. Sie können sich zum Beispiel fragen:

  • Wie will ich zukünftig das Warmwasser in meinem Haushalt erwärmen [5]? Menschen im Eigenheim haben es bei dieser Frage etwas leichter, denn sie sind nicht auf die Entscheidungen ihres Vermieters angewiesen. In jedem Fall macht es einen großen Unterschied, auf welche Weise das benötigte Warmwasser erhitzt und wie viel Strom dabei verbraucht wird.
  • Wie soll der Strom erzeugt werden, den ich verbrauche? Ein Atomkraftwerk verbraucht 3,2 Liter Wasser pro Kilowattstunde erzeugter Energie, ein konventionelles Kohlekraftwerk benötigt immerhin noch 2,6 Liter. Hingegen können Photovoltaik und Windkraft nahezu ohne Wasser betrieben werden – sie brauchen nur 0,1 Liter Wasser pro Kilowattstunde.
  • Was will ich kaufen? In einer Tasse Kaffee stecken 140 Liter Wasser, die vom Anbau der Bohnen über deren Röstung bis hin zum Transport verbraucht wurden. In einem klassischen Hamburger mit Rindfleisch stecken sogar 2400 Liter virtuelles Wasser, die verbraucht wurden, bis er auf dem Teller des Konsumenten landet. Jede Kaufentscheidung hat also indirekt etwas mit dem weltweiten Wasserverbrauch zu tun.

Tipp: Wie der Sonntagsbraten zu einem nachhaltigen Umgang mit Wasser beitragen kann

In der Landwirtschaft wird sehr viel Wasser verbraucht, um die Pflanzen züchten, versorgen und zur Reife bringen zu können. Weltweit gesehen sind es sogar 70 Prozent des gesamten Wasserverbrauchs, also doppelt so viel wie in Europa, das stark industrialisiert ist. Viele der Ackerflächen, die bewässert werden müssen, dienen jedoch dem Anbau von Futtermitteln für Tiere. Die Nutztiere müssen vor der Schlachtung natürlich großgezogen und dabei mit Nahrung versorgt werden.

Anstatt also Nahrung direkt für die Menschen anzubauen und diese so zu versorgen, werden Tiere mit den angebauten Lebensmittel aufgepäppelt, die in der Summe natürlich viel weniger Nahrung liefern. In einem Kilo Rindfleisch stecken knapp 10 Kilo Getreide und mehr als 15.000 Liter Wasser! Hingegen braucht man nur 700 Liter Wasser, um 1 Kilo Äpfel zu produzieren, 1 Kilo Getreide wird mit 1300 Liter Wasser erntereif.

Wer also darauf verzichtet, mehrmals pro Woche Fleisch, Wurst und andere tierische Produkte zu sich zu nehmen und diesen Genuss auf den Sonntag verlegt, wie es früher üblich war, kann beim Wasserverbrauch deutlich sparen. Das gilt erst recht, wenn die ganze Familie mitmacht, je mehr, desto besser! Am Ende sind wir nämlich alle gefragt, mit den Ressourcen des Planeten pfleglich umzugehen.

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