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Nach Brexit stehen den Devisenmärkten unruhige Zeiten bevor

Das Britische Pfund rutscht ab. Foto: pfalz-express.de [1]

Das Britische Pfund rutscht ab.
Foto: pfalz-express.de

Welche Auswirkungen wird der Brexit künftig auf die Wirtschaft und Finanzstabilität haben?

Fragen, die Furcht bei den Anlegern auslösen. Das britische Pfund ist in den Keller gestürzt; letzte Woche lag die Währung unter 1,28 Dollar. Zeitweise lag das Pfund sogar bei 1,2798 Dollar – ein Minus von 15 Prozent. Es war der niedrigste Wert seit dem Jahr 1985.

Pfund stürzt ab

Natürlich waren es auch die schlechten Signale des britischen Immobilienmarkts, die für Unruhe an den Märkten sorgten.

Drei Immobilienfonds gaben bekannt, dass sie nicht in der Lage seien, die angelegten Gelder ihrer Kunden zurückzubezahlen. 9 Milliarden Pfund (etwa 10,5 Milliarden Euro) wurden eingefroren. Laith Khalaf, Analyst bei Hargreaves Lansdown, einem britischen Finanzdienstleister, warnt vor dem „Ansteckungs- und Domino-Effekt“.

Natürlich waren auch die politischen Unsicherheiten der letzten Tage für den unsicheren Markt verantwortlich. Schon die Frage, ob der Brexit [2] rückgängig gemacht werden könnte, sorgte für enorme Kursschwankungen.

Jetzt ist klar: Großbritannien wird die Europäische Union verlassen. Dennoch: Die Unsicherheit ist groß und stellt den größten Belastungsfaktor der britischen Konjunktur – und somit auch für die Währung des Königreichs – dar.

Ist der Yen ein sicherer Hafen?

Derzeit sind viele Anleger auf der Suche nach „sicheren Häfen“. Das weiß auch Thu Lan Nguyen, eine Devisenmarktexpertin der Commerzbank. Umstände, die die Schweizer Franken und auch den Yen begünstigt.

Doch die Zinssenkungserwartungen haben nicht nur das Pfund angegriffen. Da auch die Zinserwartungen in den Vereinigten Staaten gefallen sind, musste auch der amerikanische Dollar Einbußen verkraften. In Tokio ist man sicher, dass der Yen zum „sicheren Hafen“ wird.

Der amerikanische Dollar wurde bereits mit 110,6 Yen gehandelt; der Euro liegt derzeit bei rund 111,5 Yen. Teilweise sank der Yen-Kurs auf unter 110 Yen je Euro bzw. 100 Yen je Dollar. Dass der Yen jedoch stark bleibe und den sicheren Hafen bilde, sei – so die Experten von oanda [3] – ein Trend und keine langfristige Entwicklung.

Unsicherheiten werden zunehmen

Die Unsicherheiten werden, bezugnehmend auf die politische Lage in Europa, zunehmen. Die Frage, ob weitere negative Nachrichten über die britische Konjunktur zu lesen sein werden, stellt sich wohl nicht; die Frage lautet eher, wann die Nachrichten kommen werden.

Devisenexperten rechnen mit Euro-Pfund-Kursen um 0,90; der Pfund-Dollar-Kurs könnte in eine Richtung von 1,10 gehen.

Doch die Abwertung der Währung bedeutet nicht automatisch einen Nachteil für das Land. So muss auch die Aufwertung nicht unbedingt ein positives Zeichen darstellen, sondern kann auch zur Belastung werden.

Werden Immobilienbewertungen unsicherer, wird das Pfund belastet – das niedrigere Pfund kann aber auch gleichzeitig wieder Investoren anlocken und den Markt somit attraktiver werden lassen.

Wer profitiert, wer verliert?

Wird das Pfund – im Verhältnis zur Europäischen Einheitswährung – jedoch günstiger, könnten wiederum die Industriellen aus der Eurozone leiden, wenn sie im Wettbewerb mit anderen britischen Unternehmen sind.

Umgekehrt profitieren aber wiederum Verbraucher aus der Europäischen Union, wenn sie ihren Urlaub oder ihre Einkäufe in Großbritannien tätigen und plötzlich – dank des Wechselkurses – Schnäppchen machen.

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