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Musikverein Jockgrim: Große Ehrung für Wladimir Speigl

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Wladimir Speigl, (2. v. rechts) erhält die Ehrennadel in Gold und Diamant mit Ehrenbrief aus den Händen von Bernhard Reiß (2. v. links) sowie ein Präsent von den Vorsitzenden des Musikvereins Jockgrim Norbert Bauer und Stefani Wesner.
Fotos: v. privat

Jockgrim – Dem Saxophonisten Wladimir Speigl vom Musikverein Jockgrim wurde große Ehre zuteil: Aus den Händen von Bernhard Reiß, Verbandspräsident des Kreismusikverbands Germersheim, erhielt er die „Ehrennadel in Gold und Diamant mit Ehrenbrief“ vom BDMV (Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V.) für mehr als 60 Jahre aktives Musizieren.

Diese seltene und hohe Auszeichnung gab es noch nie im Musikverein Jockgrim. Bernhard Reiß, der auch seit vielen Jahren zusammen mit Wladimir Speigl musiziert, ging kurz auf diese großartige Leistung des beliebten Musikers ein.

So ist und war Speigl nicht nur mit Leib und Seele beim Musizieren dabei, sondern in vielfältigen Funktionen im Verein tätig. Ob als 2. Vorsitzender, Notenwart, Jugendleiter, Ausbilder, das alles sind Jobs, die er teilweise heute noch gerne wahrnimmt.

Wladimir Speigl spielt seit Ende 1962 im Musikverein Jockgrim, der ihn ob seiner Verdienste bereits im Dezember 1993 zum Ehrenmitglied ernannte. Bis er nach Jockgrim kam – seine Arbeitsstelle bei Daimler in Wörth verschlug ihn in die Südpfalz – hatte er schon ein sehr bewegtes (Musiker-)Leben hinter sich.

Geboren wurde er im Herbst 1936 in Blagorodowac im damaligen Jugoslawien, in der Teilrepublik Kroatien. Schon dort erlernte er in der Nachkriegszeit 1951/52 als 15-Jähriger in einer Gruppe von Musikanten das Musizieren. In einem schwierigen Umfeld – Instrumente waren rar und teuer in dieser Zeit – lernte er Geige und Klarinette spielen. Schon im Winter durfte er in der Kirche und auch bei mancher Tanzmusik dabei sein, was ihm großen Spaß machte. Fortan war er ein fester Bestandteil der kleinen Kapelle.

Im Jahre 1956 wanderte die Familie nach Deutschland aus. Es verschlug sie nach Schönaich, einen kleinen Ort in der Nähe von Stuttgart, wo auch schon einige Verwandt der Familie sesshaft geworden waren. Bereits am Tage seiner Ankunft nahm er Kontakt mit seinem Cousin auf, dessen Sohn im örtlichen Musikverein mitspielte. Am nächsten Tag war er bei der Probe dabei, am übernächsten spielte er bereits bei der Tanzmusik mit. Innerhalb eines halben Jahres schaffte es Speigl von der dritten bis zur ersten Klarinette.

Umzug in die Südpfalz

Nach sechs Jahren, am 9. November 1962, hieß es erneut Abschied nehmen. Er folgte seinem neuen Arbeitsplatz bei Daimler Benz in die Südpfalz. In Jockgrim erwarb er ein Reihenhaus, in dem er heute noch lebt.

Gleich am ersten Tag erkundigte er sich nach dem Musikverein. Er wurde an den damaligen Vorsitzenden Karl Hoffmann und den Musikervorstand Alfred Jäger verwiesen, die ihn sehr freundlich aufnahmen. Schon in der ersten Woche nahm er an der Probe im Vereinslokal teil. Dirigent war zu der Zeit Kurt Bilitza.

[2]Sofort war er zusammen mit Kurt Hellmann Notenwart und arbeitete ab 1964 auch in der Vorstandschaft mit (wenn auch zunächst nicht als offiziell gewähltes Mitglied), stand doch 1965 ein großes Musikfest an: Der Musikverein Jockgrim feierte in einem großen Zelt sein 40-jähriges Bestehen. Speigl konnte bewirken, dass seine ehemaligen Musikkameraden aus Schönaich eingeladen wurden, die dann auch einen hervorragenden Eindruck machten und denen es in Jockgrim sehr gut gefiel.

Zu seiner Zeit im Schwabenland gab es dort bereits eine Musikschule zur Ausbildung von Jugendlichen. Ausbilder waren Musikstudenten aus Stuttgart. Mit der Idee, so etwas auch in der Pfalz zu etablieren, ging er auf den Kreisvorsitzenden Emil König zu. Und so kam es schließlich zur Gründung der Blasmusikschule des Kreismusikverbands Anfang der 1970er Jahre, die heute noch existiert.

Die Jugend lag und liegt Wladimir bis zum heutigen Tag immer am Herzen. Er war offiziell Jugendleiter von 1982 bis 1989, seit 1970 ist er als Klarinettenlehrer tätig. Auch heute steht er dafür zur Verfügung, falls Bedarf besteht.

Neben seinem Engagement im Musikverein spielte er im Laufe der Zeit auch in kleineren Tanzkapellen, die zum Großteil aus Musikern des Musikvereins bestanden, als Klarinettist und Saxophonist mit. Wer kannte Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre nicht die Kapellen Silberstern, die Jägerkapelle, die Brassband, die in dieser Zeit praktisch ohne elektrische Unterstützung großartige Tanzmusik darboten.

Seine Kontakte nach Schönaich rissen nie ganz ab und so kam es, dass er 1974 mit dem MV Schönaich seine erste USA-Reise mit musikalischer Verpflichtung unternahm. Schon 1974/75 gab es die ersten Gespräche einer solchen Reise auch mit der Jockgrimer „Brassband“, bevor es 1980 zum ersten vierwöchigen musikalischen Engagement auf einem „German Octoberfest“ in Los Angeles kam.

Brassband wurde zu „Pfälzer Buben“

Natürlich musste die Brassband dazu den Namen ändern: künftig spielten sie nur noch unter dem Namen „Pfälzer Buben“. Die umfangreiche Organisation für diese große Reise lag u.a. in seinen Händen. Es gab viele Fragen, logistische Probleme (Transport der Instrumente über den großen Teich) und auch einige Skepsis in den eigenen Reihen zu bewältigen. Alles ging schließlich, wenn auch mit ein paar kleineren Holperern, gut. 1982 gab es eine weitere Neuauflage dieses Engagements.

Und ja, nebenher hatte er immer noch die Muse und die Zeit, Musik nicht nur im Musikverein Jockgrim zu machen. So spielte er auch rund zehn Jahre beim Symphonischen Blasorchester des Werks Wörth von Daimler Benz mit.

 Im Verein in allen Bereichen aktiv

Im Musikverein Jockgrim dauert das Wirken des 77-jährigen bis heute mit unveränderter Kraft an. Ob beim Waldfest, bei der Jugend, bei der Notenverwaltung, bei der Versorgung der Musiker mit Getränken bei den Musikproben im Bürgerhaus, bei der Versorgung und Wartung des Inventars in der Vereinshalle, es gibt fast kein Bereich, bei dem Wladimir nicht mit anpackt. Seine Ideen, sein Wille und seine gutwillige Art des Umgangs mit den jeweils Mitwirkenden tragen viel zum Erfolg des Musikvereins bei.

Solange es seine Gesundheit zulässt, will er seine Liebe zur Blasmusik weiter pflegen und das Blasorchester am Baritonsaxophon, das er schon seit mehr als 20 Jahren gegen die Klarinette getauscht hat, unterstützen. (af)

Wladimir Speigls Funktionen im Musikverein Jockgrim:

Notenwart 01.11.1962 27.01.1991
Ausschußmitglied 10.01.1966 27.01.1991
Ausbilder 01.01.1970
Jugendvorsitzender 01.01.1982 22.01.1989
Ausschußmitglied 26.01.1993 17.01.1999
2. Vorsitzender 17.01.1999 31.01.2009

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Wladimir Speigl (2. von rechts) in seinem Element: Musizieren mit der
kleinen Besetzung beim Waldfest 2012.

 

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