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Migrationsforscher: Bald wird jeder Dritte ein Zuwanderer sein

Symbolbild: dts Nachrichtenagentur

Berlin – In 20 Jahren könnte jeder dritte Mensch in Deutschland ein Zuwanderer sein. Das berichtet die „Welt“ (Montagsausgabe) unter Berufung auf Voraussagen von Herbert Brücker, der den Forschungsbereich Migration am bundeseigenen Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) leitet.

In Großstädten wie Frankfurt am Main könnte demnach der Anteil der Migranten auf bis zu 70 Prozent klettern. Der Ökonom ist überzeugt: Um den Bedarf an Arbeitskräften zu decken, muss sich Deutschland künftig vielen Nationalitäten öffnen.

„Deutschland wird bunter werden“, sagte Brücker der Zeitung. „Derzeit hat etwa ein Viertel der Menschen in Deutschland Migrationshintergrund. In 20 Jahren werden es mindestens 35 Prozent, könnten aber auch über 40 Prozent sein.“ Frankfurt am Main sei ein gutes Beispiel. „Dort hat schon heute jeder Zweite Migrationshintergrund. In Berlin sind es etwa 35 Prozent. Was wir heute in den Großstädten sehen, ist künftig für das Land insgesamt normal.

Und in einer Stadt wie Frankfurt werden wir dann Anteile von Zuwanderern zwischen 65 und 70 Prozent haben.“ Ein „falsches Bild“ sei es allerdings zu glauben, eine „Minderheit“ von Deutschen stehe künftig einer „Mehrheit“ von Einwanderern gegenüber, sagte Brücker, der außerdem Direktor des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) an der Humboldt Universität ist, weiter.

„Die Deutschen werden immer die mit Abstand größte Gruppe bleiben. Die Migranten sind ja ganz unterschiedlich, eben sehr bunt. Einige sind Muslime, andere Buddhisten, die Mehrheit Christen. Einige haben akademische Abschlüsse, andere sind Hilfsarbeiter.“

Berechnungen des IAB zufolge braucht Deutschland bis 2060 pro Jahr netto 400.000 Einwanderer, damit die Erwerbsbevölkerung und somit die Wirtschaftskraft nicht schrumpfen. „Wir sind bei der Migration im Wettbewerb mit anderen Ländern – und zwar sowohl bei den Hochqualifizierten als auch bei geringer qualifizierten Menschen“, s agte Brücker. Klar sei, dass immer weniger Arbeitskräfte aus der EU zu uns kommen würden.

„Das Potenzial an Zuwanderern aus östlichen Beitrittsländern wie Rumänien und Bulgarien aber auch aus Spanien oder Portugal ist zunehmend ausgeschöpft“, so Brücker. Deshalb müsse sich Deutschland verstärkt anderen Ländern, etwa EU-Anrainerstaaten wie den Westbalkanländern oder der Ukraine öffnen. (dts Nachrichtenagentur)

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