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Martinipreis der südpfälzischen SPD für Renan Demirkan: „Hartz IV spaltet die Gesellschaft“ – Laudator war Martin Schulz

V.li.: Martin Schulz, Renan Demirkan und Thomas Hitschler.
Foto über SPD Südpfalz

Bad Bergzabern – Die Schauspielerin und Autorin Renan Demirkan hat den diesjährigen Martinipreis der südpfälzischen SPD erhalten.

Der Preis geht an Persönlichkeiten und Organisationen, die sich in besonderer Weise um Demokratie, politische Kultur, um Aufklärung und Wahrhaftigkeit verdient gemacht haben.

In seiner Begrüßungsrede berichtete der Unterbezirksvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Thomas Hitschler, dass der Vorschlag Renan Demirkan alle Vorstandsmitglieder sofort überzeugt habe und man sich einhellig für Renan Demirkan ausgesprochen habe.

Schulz warnt vor Rechtspopulismus

Laudator Martin Schulz, Ex-Kanzlerkandidat, würdigte die Preisträgerin als eine herausragende Persönlichkeit, die sich für die Grundwerte in der Gesellschaft einsetze und für den Geist der Toleranz, des Respekts und des Miteinanders in der Gesellschaft stehe.

Es bestünde die Gefahr, dass dieser Geist durch rechtpopulistische Parteien zurückgedrängt werde, sagte Schulz. Er lobt Demirkan als eine Persönlichkeit, die ihre Stimme erhebe und den Finger in die Wunde lege. Er kenne Renan Demirkan als eine streitbare Frau, als großartige Europäerin, die sich stark mache für Respekt unter Bürgern gleich welcher Hautfarbe.

Martin Schulz sprach auch zwei Projekte von Renan Demirkan an. So habe sie ein Wohnprojekt für an Brustkrebs erkrankte Frauen gegründet und den Verein „Checkpoint Demokratie“ mit ins Leben gerufen, eine Plattform, die zum Dialog über Rassismus, Rechtspopulismus und den Zustand der Gesellschaft einlädt.

Schulz zitierte Artikel 1 des Grundgesetzes, die „Würde des Menschen ist unantastbar“. Er sagte „Ich sehe Dich, Renan, deshalb als Persönlichkeit des Artikels 1“. Seine Laudatio schloss mit den Worten: „Für den Sieg des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun. Wir wollen ein Volk guter Nachbarn sein, nach innen und nach außen.“

Demirkan: Hartz IV-Gesetzte „demütigend“

In ihrer Dankesrede bezeichnete sich Renan Demirkan als Kind der 68er, überzeugt von Willy Brandt. Sie sprach an, was in Deutschland aus ihrer Sicht falsch läuft und besser laufen müsse. So kritisierte sie die Hartz-IV-Reformen, die zu einer Spaltung der Gesellschaft geführt hätten.

Sie nannte die Gesetze eine Demütigung für die betroffenen Menschen und forderte das Verbot von Zeitverträgen. Die Reformen hätten beispielsweise viele Kunstschaffende zu Tagelöhnern gemacht. Die Idee der Sozialdemokratie muss neu überdacht werden, verlange die Schauspielerin und forderte die SPD auf, Politik für eine moderne Gesellschaft zu machen. Diese Politik müsse soziale Balance und Teilhabe sichern.

Am Ende ihrer Rede richtete sie noch einen Appell an die Politik. Diese solle sich an Artikel 1 des Grundgesetzes orientieren und den Dialog mit den Bürgern führen. Die Einkommensunterschiede im Land sollten abgebaut und ein flächendeckender Demokratieunterricht an allen Schulen eingeführt werden.

Neben den Reden vom Martin Schulz und Renan Demirkan, die beide minutenlangen Applaus erhielten, waren die Besuchern begeistert von den Darbietungen der Jazz-Combo des Alfred-Grosser-Gynmasiums aus Bad Bergzabern. Die jungen Musiker sorgten für eine würdige Umrahmung der Feierstunde im Haus des Gastes.

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