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Martinipreis der SPD für Professor Dr. Alfred Grosser: Sein Lebenswerk ist die Versöhnung zwischen Deutschen und Franzosen

Professor Dr. Alfred Grosser nimmt von Thomas Hitschler und Jutta Steinruck den Preis entgegen.
Fotos: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Der deutsch-französische Politikwissenschaftlicher, Soziologe und Publizist Professor Dr. Alfred Grosser  erhielt in diesem Jahr den Martinipreis der südpfälzischen SPD.  Die feierliche Preisverleihung fand  in der  Kinckschen Mühle  in Landau-Godramstein statt.

Der Unterbezirksvorsitzende Thomas Hitschler begrüßte lokale SPD-Prominenz unter anderem Albrecht Müller, der sozusagen „Vater“ des Martinipreises ist.

„Der Martinipreis ist ein Preis, der weit über die Region hinausstrahlt“, sagte Hitschler. Wie er bei der Begrüßung erklärte, werde der Martinipreis an Personen und Gruppierungen vergeben, die sich um Demokratie, politische Kultur, Aufklärung und Wahrhaftigkeit im politischen und gesellschaftlichen Leben verdient gemacht haben.

An Martini gelte es, Bilanz zu ziehen und zu fragen, wer die Demokratie weiter entwickelt habe. Die Wahl fiel dieses Jahr auf Alfred Grosser, der quasi ein Symbol für Aussöhnung und Freundschaft darstelle und der eine besondere Verbindung zur Südpfalz habe. Der Unterbezirksvorstand hatte einstimmig für Grosser votiert, da auf ihn die Kriterien  für die Vergabe des Preises zuträfen.

„Wir haben den Ausbruch des ersten Weltkrieges vor 100 Jahren nicht vergessen“, so Hitschler „und unsere Lehren daraus gezogen“.

Alfred Grosser sei ein herausragender Wegbereiter für die deutsch-französische Freundschaft, er sei in all den Jahren immer wieder für den Dialog zwischen Deutschland und Frankreich eingetreten und habe sich für den Friedensprozess eingesetzt. Auch jetzt stünde Europa wieder vor großen friedenspolitischen Herausforderungen, sagte Hitschler. „Der Preis soll Zeichen setzen“.

Laudatorin Jutta Steinruck, SPD-Europaabgeordnete aus Ludwigshafen, skizzierte Alfred Grossers Weg, der seit 1947 publizistisch arbeite. Sein Lebenswerk sei die Versöhnungsarbeit zwischen Deutschland und Frankreich. „Die zentrale Feindschaft in Europa war die zwischen Deutschland und Frankreich“, sagte Steinruck. „Jetzt erleben wir eine lebendige Freundschaft, das spüren wir besonders hier im Grenzgebiet“.

Der 1925 in Frankfurt geborene Alfred Grosser musste 1933 mit seiner Familie Deutschland verlassen. Verwandte von ihm sind in Auschwitz umgekommen.

Steinruck zeigte sich besonders beeindruckt von Grossers innerem Kampf: „Ich habe eine Nacht gegen Rachegelüste gekämpft, und war mir dann sicher, es wird keinen kollektiven Hass geben“, hatte er einmal geschrieben.

Ab diesem Zeitpunkt und seit dieser Erkenntnis, widmete sich Grosser der Versöhnungsarbeit:
„Das Wichtigste ist die Jugend, mit ihr müssen wir die Versöhnung erreichen“.

Verallgemeinerungen wie: „DIE Deutschen, DIE Franzosen, DIE Juden, heute: DIE Spanier, DIE Griechen“, lehnt Grosser ab. Dies widerstrebe einem gemeinsamen, friedlichen Europa. Gegen Vorurteile zu kämpfen, sei nur möglich, wenn man einander kenne und nur wenn Vorurteile verschwänden, könne es Frieden geben.

So hat Grosser von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart mit zahlreichen Reisen und Vorträgen in Deutschland und Frankreich zur Festigung der Aussöhnung zwischen beiden Ländern einen erheblichen Beitrag geleistet.

Für die musikalische Umrahmung der Feierstunde sorgt die Band TwoMore. Alfred Grossers Dankesrede ist hier als audio-Datei  grosser.mp3 [1]  zu hören. (desa)

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