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Malu Dreyer in Kandel bei „Weltenbrand“ – Irrsinn des Krieges eindringlich dargestellt

Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit Alexander Schweitzer (li.) und Stadtbürgermeister Günther Tielebörger.
Fotos: Pfalz-Express/Licht

Kandel – Von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt ist Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Freitagabend an der Stadthalle eingetroffen.

Drinnen verfolgte die Landesmutter in Begleitung ihres Fraktionschefs Alexander Schweitzer, von Bürgermeister Günther Tielebörger und den Beigeordneten Gudrun Lind und Monika Schmerbeck die Theateraufführung „Weltenbrand“.

Die Stadthalle war nur bis etwa zur Hälfte gefüllt – bedauerlich, denn das Stück hat Gänsehautpotenzial. Es ist keine leichte Kost; die Inszenierung zwischen Schauspiel und Erzählung wird dennoch verständlich transportiert. Es ist mit zeitgenössischen Zitaten und Fotos, vertonten Gedichten August Stramms, Bildern von Otto Dix und Geräuschen und Musik versehen.

Irrsinn des Krieges

Weltenbrand ist die Geschichte des Kriegsfreiwilligen Reisiger und basiert auf dem Roman „Heeresbericht“ (1930), in dem der Autor Edlef Koeppen seine Erlebnisse im Ersten Weltkrieg verarbeitet hat.

Und wie so viele zieht auch der junge Student Reisiger euphorisch in den Krieg. Aber zuerst ödem Kriegsalltag mit stundenlangen Polieren von Waffen, dann im Schützengraben sinnlosem Trommelfeuer, Kavalleriemassakern und Gasangriffen ausgesetzt, erlischt die Begeisterung schnell. Er wird verletzt – auch seelisch, wird zum sogenannten „Kriegszitterer“, kehrt aber freiwillig zurück und erlebt, eingeholt von der Realität des Grauens und der Zerstörung, den Zerfall jeder Moral.

Top-Darsteller

Ganz hervorragend und absolut textsicher die Darsteller Markus Voigt, Michael Bideller und Oliver Hermann, die mit kräftigem Applaus im Takt belohnt wurden und drei Vorhänge absolvieren mussten. Am Vormittag hatten bereits Schulklassen die Aufführung besucht.

Malu Dreyer trug sich anschließend im Foyer in das Buch der Schauspieler ein, in dem man Kommentare und Grüße hinterlassen konnte, und plauderte noch eine Weile mit den Darstellern und Besuchern. (cli)

Information

Vor hundert Jahren brach mit dem Ersten Weltkrieg die Urkatastrophe über den europäischen Kontinent herein. Sie dauerte vier Jahre. Er war der erste „moderne“ Krieg, gekennzeichnet durch die Mobilmachung aller menschlichen, wirtschaftlichen und industriellen Ressourcen. An den Fronten im Osten wie im Westen verwüstete er weite Landstriche und trieb ganze Provinzen in den Ruin.

Drei Kaiserreiche tilgte er von der politischen Landkarte. Fast zehn Millionen Soldaten verloren in ihm ihr Leben – Menschen jeglicher Nationalität, Herkunft, Religion und Hautfarbe. Sie kamen aus Europa und Nordamerika, aus den Ländern des Commonwealth und den Kolonien in Afrika, Indien und Ostasien. Sie waren Söhne, Brüder, Ehemänner und Väter. Dazu kamen fünf Millionen tote Zivilisten: Kinder, Frauen, alte Menschen.

Darsteller und Schaffende

Darsteller: Michael Bideller, Oliver Hermann, Markus Voigt
Regie: Erik Schäffler
Komposition und Musik: Markus Voigt
Textbearbeitung: Michael Bideller
Produktionsleitung: Oliver Hermann

 

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