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Letzte Ratssitzung in Kandel: Quartier am Markt beschlossen, verhaltene Wut auf GDA, KiTa-Neubau geht voran

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Der Kandeler Stadtrat am 22. Mai 2014.
Fotos: pfalz-express.de/Licht
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Kandel – In der letzten Stadtratssitzung vor Ende der Legislaturperiode und der Sommerpause standen das Quartier am Markt, der Ausbau der KiTa in der Hubstraße, das „Retirement Village“ mit seinen viel zu hohen Preisen und eine eine Einwohnerfragestunde auf dem Programm.

Quartier am Markt

Während Jutta Wegmann (Grüne) das Gesamtkonzept im Grundsatz richtig fand, beklagte sie jedoch das Volumen der Planung: „Was uns stört, ist die wuchtige Überdimensionierung.“ Das denkmalgeschützte Gebäude würde nahezu verschluckt, insgesamt gebe es durch das Projekt zu viel Verdichtung und auch Lärmbelastung.

Die Versiegelung der Fläche betrage nicht mehr als momentan auch, hielt Bürgermeister Tielebörger entgegen. Zudem seien Schallschutzwände vorgesehen, als Straßenbelag nehme man am besten Flüsterasphalt. Manche Baukörper seien wegen der Schattenbildung bereits reduziert, und die Einfriedungsmauern könnten im Erscheinungsbild mit den Anwohnern abgesprochen werden.

Probleme sahen viele Ratsmitglieder bei den Zufahrten während der Märkte. „Wir hoffen, dass die Zufahrten und Abfahrten so umgesetzt werden, dass keiner zu Schaden kommt“, sagte Ludwig Pfanger (Freie Wähler).

Mit drei grünen Gegenstimmen wurde der Bebauungsplan am Ende beschlossen.

KiTa Hubstraße

Über den Stand des Baufortschritts bei der KiTa Hubstraße informierte Architekt Peter Bender.

Das Erdgeschoss sei nahezu fertig, die Arbeiten gingen zügig voran. Eine Eröffnung noch in diesem Jahr wird es aber nicht geben: Die Einweihung kann voraussichtlich erst Mitte nächsten Jahres stattfinden. Die Landesförderung von ca. 1 Million Euro – beinahe die Hälfte der Gesamtkosten – bleibe aber erhalten, versicherte Tielebörger: „Wir haben ordentlich gebettelt, die Förderung ist gut ausgefallen.“

Mit den Nachbarn im Bauumfeld gebe es ebenfalls keine Probleme: „Es ist alles ok beim KiTa-Neubau“, so der Bürgermeister.

„Retirement Village“ zu teuer

Große „Ent-Täuschung“ im wörtlichen Sinn zeigten Tielebörger und die Räte bezüglich des geplanten Zukunftsprojekts „Retirement Village“  im Baugebiet K7.

Die GDA (Gesellschaft für Dienste im Alter) sollte in der Mitte des Baugebiets seniorengerechte Häuser errichten. Bei der Vorstellung des Projekts vergangene Woche in der Stadthalle kam der Pferdefuß zum Vorschein: Das Wohnen im Village ist nahezu unerschwinglich und bei Miethöhen von beinahe 2.000 Euro allenfalls für finanziell bestens ausgestattete Personen zu bewerkstelligen (wir berichteten: http://www.pfalz-express.de/retirement-village-kandel-nach-kanadischem-vorbild-bislang-einmalig-deutschland-hohe-preise-enttauschen/ [2].)

Man habe von diesen Preisen im Vorfeld nichts gewusst, der Stadtrat habe einen ganz anderen Stadt der Dinge gehabt, betonte Tielebörger: „Das Finanzierungsprojekt war so mit uns nicht abgesprochen. Die Idee haben natürlich alle für gut befunden, aber mit Sicherheit nicht mit der Zielsetzung, die dort angeboten wurde.“ Noch im Herbst 2013 sei eine ganz andere Finanzierungsgrundlage mitgeteilt worden. Man wolle kein Quartier für reiche Leute – womöglich aus Baden-Baden – sondern das Wohnprojekt für die eigene Bevölkerung haben, bekräftige der Stadtchef.

Zumindest an Verträge ist man nicht gebunden: Es gibt bislang noch keine, konnte Tielebörger die Räte und Bürger beruhigen. Über die Durchführung müsse man nun noch befinden, aber „wir brauchen die GDA dazu nicht. Wenn wir die Zahlen vorher gewusst hätte, wäre das so nicht akzeptiert worden.“

Nach Alternativen umschauen und alles ein wenig verkleinern will Monika Schmerbeck (CDU). Auch die CDU-Fraktion unterstütze die Idee, so Schmerbeck, aber man müsse andere Anbieter finden und „die Leute mehr integrieren.“

Ludwig Pfanger (FW) stieß eine Bedarfsermittlung an. Die Finanzierung eines solchen Projekts sei immer schwierig. Auch Pfanger wollte keine Baden-Badener in teuren Kandeler „Etablissements“.

Jutta Wegmann (Grüne) schlug den umgekehrten Weg vor: Man solle zuerst auf die Bevölkerung zugehen und dann ein Konzept erarbeiten. Im Ausland gebe es ausreichend Beispiele für Modelle auf dieser Basis. Man brauche eine Plattform und ein umfassendes Beteiligungsprojekt.

Kandeler „Schandfleck“

Der mittlerweile berüchtigte Schandfleck, ein heruntergekommenes Grundstück an der Kreuzung Haupt- Bahnhof-Rhein-Marktstraße, prangt nach wie vor inmitten von Kandel.

Der Rat empfahl, nochmals den Eigentümer „anzuhauen“, etwas zu unternehmen. Dies sei wenig aussichtsreich, sagte Tielebörger, der die Lösung des Problems gerne in städtische Hände legen möchte. Solange keine Gefährdung der Allgemeinheit vorliege, gebe es keine Handhabe.

Da könne er helfen, erbot sich Ludwig Pfanger: „Vor einigen Tagen lagen Sandsteinplatten mitten auf der Straße.“ Das Schandfleck-Problem blieb dennoch an diesem Abend ungelöst.

 Turbulente fünf Jahre

Eine turbulente Legislaturperiode sei es gewesen, fasste Günther Tielebörger zum Abschluss der Sitzung zusammen. Er lobte die „gute und faire Gesprächskultur“ im Rat und dankte den Mitgliedern dafür. Viele Projekte seien umgesetzt oder begonnen worden, die Vorbereitungen dafür dauerten oft Jahre.

Als Beispiele nannte Tielebörger unter anderem die Lauterburger Straße, die Friedhofsanierung, die Parkplätze im Stadion, die Erneuerung sämtlicher Spielplätze, die Modernisierung des Bahnhofs, das Baugebiet Am Höhenweg, den KiTa-Neubau, die Sanierung der KiTa am Wasserturm, die Baugebiete K2 und K7, den Ausbau der Juststraße oder Tempo 30 in der Rheinstraße. Selbst die Stadthalle, die so viel Ärger bereitet habe, sein nun aber ein viel genutztes Schmuckstück in Kandel.

Auch auf dem unlängst eröffneten Tierfriedhof seien schon die ersten Haustiere bestattet worden, berichtete Tielebörger.

Kandeler Bürger mahnt Bedürfnisse der Jugend an

Thomas Schönitz aus Kandel mahnte während der Einwohnerfragestunde an, nicht gänzlich die Bedürfnisse der jungen Leute in Kandel zu vergessen. Das vielseitige Engagement für die Älteren sei sehr lobenswert, jedoch müsse man auch den Belangen der Jugendlichen Rechnung tragen.

Diese seien nun einmal hin und wieder etwas lauter, sagte Schönitz. Bei einer Generationen übergreifenden Wohnform müssten die Älteren auch Verständnis für die Jüngeren aufbringen.

Auch Thomas Schönitz´ Sohn meldete sich zu Wort und wollte wissen, was in der kommenden Legislaturperiode für die Jüngeren geplant sei. Er vermisse beispielsweise einen schnellen Internetanschluss. Auf diese Frage reagierte der Stadtrat verblüfft, man verstand offenbar nicht so recht, worauf der junge Mann abzielte.

Es gebe doch genügend Angebote wie die Skater-Bahn, das Jugendzentrum,den Kletterpark oder zwei Kunstrasenplätze, entgegneten die Räte. Anregungen seien aber immer willkommen und könnten eingereicht werden. (cli)

 

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