Haben wir denn schon vergessen, was wir von unseren Eltern und Großeltern lernten, wohin übertriebenes Nationalistisches und antisemitisches denken führt? Haben wir dies unseren Kindern nicht richtig weitergegeben?
Wieso stärken wir (wenn auch nur indirekt) mit ausländerfeindlichen Parolen und Demonstrationen das Handeln einzelner oder auch Gruppen von extrem rechten? Haben wir und die Welt denn nichts vom Völkermord und den ethnischen Säuberungen im ehemaligen Jugoslawien gelernt? Das ist doch noch gar nicht so lange her!
Eigentlich müssten wir (und vor allem die Begründer und Teilnehmer der Leipziger Montagsdemonstrationen) stolz sein das wir die Wiedervereinigung so friedlich schafften. Hätte mir dies jemand während meiner Bundeswehrzeit (1987) gesagt, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Und was machen wir aus diesem Erbe? Wir reden alles nur schlecht.
Natürlich gibt es nach wie vor Regionen wo die wirtschaftliche Lage und somit die Arbeitsplatz Situation nicht so rosig ist, dass stelle ich auch nicht infrage. Jedoch dies mit den Argumenten zu kommentieren „Die Asylanten sind schuld, dass es uns sooo schlecht geht“ das ist doch nur den Hass schüren und bestärkt die Gewaltbereiten in ihren Aktionen.
Ach ja, und dann noch was zu den ganzen Demonstrationen gegen Flüchtlinge und Ausländer. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wie viel Polizisten*innen gebunden werden und wie viele Überstunden dadurch entstehen? Das diese Kapazität dann bei der normalen Polizeiarbeit (spricht Straftäter, egal welche Nationalität, zu verfolgen) dann fehlt, ist ja egal.
Und zu guter Letzt, wie tief sind wir gesunken, wenn Teile unserer Bevölkerung es für normal finden und manche es sogar gut heißen dass bekannte und führende Politiker*innen mit bekannten „Nazi“Anhängern und Holocaust Leugnern auf die Straße gehen, um mit ihnen zu demonstrieren?
Das bestärkt doch auch noch die extrem rechten in ihrem „kranken“ denken (siehe Halle) das, dass was sie machen gewollt und richtig ist. Armes, armes Deutschland wohin steuerst du?
Michael Fast, Göcklingen
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Sehr geehrter Herr Fast,
Ihren Gleichsetzungen haben leider das Problem, dass sie allesamt flasch sind:
1. Wer gegen illegale Massenmigration ist, ist damit nicht gleich ein Ausländerfeind.
Wie bezeichen Sie denn, die vielen Ausländer, die auch gegen die illegale Massenmigration sind, beispielsweise Imad Karim?
2. Asylanten werden nicht zu Sündenböcken gemacht, sondern es wird mit recht gefragt, warum sie teilweise besser gestellt werden.
Wenn Sie das nicht glauben, dann Versuchen Sie mal bei einer Behörde vorstellig zu werden und irgendeine Leistung zu bekommen, ohne Ihre Identität nachweisen zu können.
3. Nicht jeder Demonstrant befürwortet Gewalt und Gewalttaten.
Die Demonstratonen In Kandel und Landau, sind in der Regel völlig friedlich und rufen nicht zu Gewalt auf.
„Wir schulden unseren Bürgern, wenn wir die Freiheit
stabil halten wollen, eine Ordnung, die das
friedliche Zusammenleben der Menschen sicherstellt.
Nur wenn wir unseren Bürgern das Gefühl geben und
bewahren, daß dieser freiheitliche Rechtsstaat in der
Lage ist, eine solche Ordnung des Zusammenlebens
zu garantieren, schaffen wir die notwendigen und
unverzichtbaren Grundlagen für Toleranz und für
entspanntes Miteinander von Deutschen und Ausländern
in diesem Land. Nur wenn wir die Zuwanderung
nach Deutschland besser steuern und begrenzen
können, als es bisher möglich ist, sichern wir auch für
die Zukunft ein friedliches und freundliches Miteinander
von deutschen und ausländischen Mitbürgern.“
– Wolfgang Schäuble am 26.05.1993 in Deutschen Bundestag
„Von den finanziellen Belastungen, die mit diesem
Zustrom verbunden sind, will ich nicht reden. Von den
Folgen aber muß geredet werden, die das alles für die
eigene Bevölkerung hat. Wer z. B. in Hamburg in
einem Stadtteil mit hohem Asylbewerberanteil lebt,
der spürt die Auswirkung sehr direkt und sehr konkret.
Die Menschen dort sind nicht etwa ausländerfeindlich,
aber ihre Lebensverhältnisse verschlechtern
sich oft in bedrückender Weise; sie fühlen sich
bedroht, persönlich und sozial.
(Beifall bei SPD, CDU/CSU und F.D.P.)
Es wäre nicht richtig, das alles zu leugnen. Es ist
gefährlich, einfach untätig zuzusehen, wie sich die
Verhältnisse entwickeln. Es gefährdet am Ende — das
ist meine sehr konkrete Angst — die Stabilität unserer
Demokratie.“ – Wolfgang Schäuble am 26.05.1993 in Deutsch
Ein Vergleich der politisch-medialen Reaktionen auf den Anschlag von Halle mit denen auf den Anschlag vom Breitscheidplatz offenbart die gesamte Heuchelei und Verlogenheit des politischen Mainstreams.
Während man damals ja nicht pauschalieren durfte und der Anschlag angeblich nichts mit dem Islam zu tun hatte, ist jetzt schon jeder Demonstrant der falschen Seite und jeder Gamer ein potentieller Massenmörder …
Haben Sie sich eigentlich mal darüber aufgeregt, wie viele Polizeiüberstunden durch Massenschlägereien von Menschen enstehen, die angeblich vor Gewalt nach Deutschland geflohen sind oder durch gut integriete Hochzeitszüge? Falls nicht, warum nicht?
„In der Silvesternacht wurden mehrere Polizeibeamte in der Mannheimer Neckarstadt aus einem Mob, bestehend aus bis zu 60 Personen, angegriffen und teilweise verletzt, berichtet die Polizei.“ wochenblatt-reporter.de
„Durch mehrere Streifenwagenbesatzungen wurde die Hochzeitsgesellschaft schließlich im Steenkenweg im Oldenburger Stadtteil Osternburg angehalten und kontrolliert.“ nwzonline.de
Gerade für Migranten, die regulär nach Deutschland kommen, sei es als Ehepartner oder als Arbeitskraft ist der Papierkrieg um Visa und Nachweise und Bürgen etc. ganz erheblich.
Gerade diese Leute sind stinksauer über das, was die Regierung auf einmal nicht mehr sehen will, nicht mehr wissen will und nicht mehr lesen will, wenn irgendwer das Wort „Asyl“ ausspricht.
Und dann muss man sich einmal überlegen, was für Menschen sich denn von der Aussicht, unabhängig von Herkunft und Vorleben in einem Land aufgenommen, versorgt und mit einer neuen Identität nach eigenen Angaben ausgestattet zu werden, angezogen fühlen?
Folgerichtig haben gegenwärtig über 50% der Asyl-Antragsteller keinerlei Papiere. Es gibt hierzu nicht einmal genaue Zahlen. Man will es schlicht nicht wissen.
„Als jüdischer Bürger steht mir die Galle bis zum Hals, wenn ich sehe, wie schamlos deutsche Politiker den Anschlag von Halle zur Selbstinszenierung mit geheuchelter Anteilnahme politisch vereinnahmen und sich medial in Szene setzen.“ – tichyseinblick.de
Naja man muss nicht weit suchen um festzustellen, dass Sie Hr. Fast handfestes CDU Mitglied aus Göcklingen sind. Naturgemäß im Einklang mit der Politik Ihrer Kanzlerin ist auch Ihr Leserbrief gefasst, dessen Inhalt sich auffällig einseitig interpretiert. Offensichtlich gibt es viele bestehende Probleme und Verwerfungen unserer Gesellschaft in Augen nicht. Wie blauäugig muss man denn sein, die definitiv schlechten Entwicklungen in unserem Land einfach auszublenden und dem politisch anders denkenden pauschal und unbegründet Rechtslastigkeit vorzuwerfen. Machen Sie sich doch bitte mal die Mühe und informieren Sie sich auf breiterer vor allem neutraler Basis. Lesen Sie mal eine Weile die NZZ anstelle der Rheinpfalz. Bemühen Sie sich mal auch andere Argumente zu verstehen. Danke.