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Leserbrief: Rufe zum Gebet oder Saure Gurken Zeit

Foto: red

„Es ist schon erstaunlich, was in diesen schweren Zeiten in Germersheim so alles passiert!

Da beschweren sich zwei fraktionslose Ratsmitglieder, weil sie nicht über die Genehmigung des Bürgermeisters Schaile, einen Muezzin zum Gebet rufen zu lassen, informiert wurden.

Ob sich am Ergebnis im Stadtrat was geändert hätte, darf man bezweifeln […]. Vielleicht will man ja auch nur das eigene Ego aufpäppeln, in dem man dem Bürgermeister ans Schienbein tritt.

Dass ich noch einen Schwarzen Bürgermeister erlebe, der so viel Mut hat, dies ausgerechnet in Germersheim erstmal zu erlauben, ‚Chapeau‘, Herr Schaile!

Bei den anderen Meinungsbeiträgen ist die Lage offensichtlicher. Ausgerechnet ein von den Republikanern zur AFD konvertierter Herr Alfons Braun, wer kennt nicht seine unnachahmliche Art, sich über die Vorgehensweise echauffiert und den Koran zitiert, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Einen Böhmischen Marsch zu dirigieren wäre besser gewesen.

Zusammen mit Herrn Joa, der gerne über Islamische Organisationen schreibt, darüber aber natürlich vergisst, dass die AFD, insbesondere deren Rechter Flügel unter dem Auge des Verfassungsschutzes steht. Anscheinend hat er in den Sitzungen des Landtags geschlafen, als Positionen der DITIB und anderer Verbände mit dem Land Rheinland-Pfalz ausgehandelt wurden.

Es würde dem Herrn Joa und seiner […] Gefolgschaft besser anstehen, sich mit dem eigenen Rechten Häuflein zu beschäftigen, als über die DITIB, die SPD oder die ANTIFA zu hetzen! Die zitierten Herren spielen sich ja gerne als Retter des Vaterlandes und der Abendländischen Kultur auf, um sich mit ihren kruden, rechten Meinungsbildern politischen Rückhalt zu verschaffen. Ich hoffe der geneigte Leser, egal mit welchen konfessionellen Vorlieben, wird diese leicht zu durchschauenden Manöver als das erkennen was Sie sind. Geschwätz!

Die bei uns lebenden Muslime sind schon lange fester Bestandteil unserer Gesellschaft und müssen damit auch gleichberechtigt behandelt werden. Die von der AFD geforderten Maßnahmen fördern höchstens Abschottung und Desintegration. Wir leben in einer freien, offenen Gesellschaft, da sollte, zumal in diesen schweren Zeiten, sowohl das Läuten der Glocken, als auch der Gebetsruf eines Muezzins erlaubt sein, um allen Konfessionen, auch den Muslimen in dieser Zeit beizustehen.

Schlusssatz: In Germersheim wurden wenigstens die Fraktionssprecher informiert, anderen Ortes werden nicht mal diese über strittige Vorgänge unterrichtet und es wird so manches im stillen Kämmerlein ausgehandelt.

Lassen Sie mich mit einem Schillerzitat schließen: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.

Bleibt gesund.

Willi Hellmann

Rheinzabern

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