Donnerstag, 25. April 2024

Leserbrief: Rodung in Kandeler Naturschutzgebiet ist Sauerei

1. März 2021 | Kategorie: Kreis Germersheim, Leserbriefe und Kommentare

Fotos: Helga Trauth

„In der Presse stehen im Moment fast täglich Berichte über radikale Rodungen von Hecken, die von Behörden, der  Bahn oder auch von Bauern ausgeführt werden.

In Kandel ist das jetzt schon das zweite mal innerhalb von 5 Monaten, dass ein unfassbarer Raubbau mit der Natur betrieben wurde. Am Freitag hat jemand mit einem grünen Trecker ganze Arbeit geleistet und das Südufer des Otterbachs radikal gerodet. Es stehen nur noch ein paar Baumstümpfe direkt am Wasserrand. Stellenweise fehlen 5 bis 6 Meter Hecke (Siehe Fotos). Der Weg ist grün, der braune Streifen waren Hecken, der abgerissene Baum war mal eine große Weide. Jetzt gibt es nur noch einen kleinen Zweig mit Kätzchen (Schönen Gruß von den Bienen.) Bis zum Wasserrand alles gerodet. Und das im Naturschutzgebiet!

 

Nun war das eine der letzten durchgehenden Hecken und ein Rückzugsgebiet für Vögel und Insekten in unserer so aufgeräumten Gemarkung. Hier sind für die nächsten Jahre Brutplätze für Vögel, und vor allen Dingen  Bodenbrütern, vernichtet worden. Wenn die gerodete Fläche fleißig mit schwerem Gerät befahren wird, wächst da nie wieder etwas.

Außerdem wurden zwei Heckenzüge über den Lösriedel komplett gerodet. Diese Hecken gibt es schon ewig und die Hecken waren die letzten Rückzugsgebiete für Vögel und Kleinsäuger.

Kleine Erinnerung an den Artenschutzbericht Rheinland-Pfalz: 40 % der Säugetiere, die Hälfte der Vögel und Insekten und zwei Drittel der Großfalter sind vom Aussterben bedroht. Es gibt  75 % weniger  Insekten als vor ein paar Jahren.

Leider wird in Kandel von einigen ewig gestrigen Stadträten versucht, eine Baumschutzsatzung zu verhindern. Die meisten Kommunen haben inzwischen so eine Satzung. Und das nur weil diesen Herren  kahle Flächen, am besten mit Asphalt drauf, besser gefallen. Mit einer solchen Satzung wären auch die Hecken geschützt gewesen und niemand hätte ohne weiteres diesen Raubbau betreiben können, nur weil  diese Hecken aus irgend einem Grund nicht genehm waren..

Nun gehe ich davon aus, dass eine solche radikale Rodung in einem Naturschutzgebiet nicht erlaubt ist. Es ist strafbar so etwas zu machen. Ich will wissen, wer das veranlasst hat und erwarte, dass die Verantwortlichen für diese beispiellose Sauerei zur Rechenschaft gezogen werden. Wir Bürger werden für jeden Pippikram mit Bußgeldern belegt, es wird Zeit, dass man bei diesem Raubbau gegen das bisschen Natur, was es noch gibt, hart durchgreift. Vor allen Dingen muss sich jemand dafür verantwortlich fühlen, dass es so ein Massaker in Zukunft nicht mehr gibt.

Solche Leserbriefe sind schon unzählige geschrieben worden. Leider ohne Erfolg, wie man gerade wieder sieht. Viele Menschen sind von solchen Maßnahmen sehr betroffen. Ich wünsche mir, dass diese Menschen, besonders aus Kandel, ihren Verwaltungen klar machen, dass sie das nicht wollen.

Ich bitte Sie alle um Unterstützung.“

Helga Trauth
Kandel

Foto: Helga Trauth

 

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