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Leserbrief: „Pflegemitarbeiter: Aufgemerkt!“

Foto: red

„Es scheint es so, dass die Corona Krise etwas beherrschbarer geworden ist. Deutschland ist und war offensichtlich gut vorbereitet. Ein Hohn für alle Pflegekräfte ist aber, dass wir am 22.4. von Jens Spahn erfahren haben, dass die Auszahlung der Sonderprämie für Pflegekräfte in Höhe von 1500 Euro noch nicht gesichert ist. Am 29.4. geht er jetzt einen Schritt zurück und spricht davon, dass der Staat 1000 Euro pro Pflegefachkraft plant. Den Rest in Höhe von 500 Euro sollen die Träger aufbringen.

Wir sind also wieder in der Realität angekommen und warum wundert mich das nicht? Warum übernimmt nicht der Staat sofort die Auszahlung der gesamten Sonderprämie. Alles was der Staat nicht bezahlt, wird letztendlich wieder bei den alten Menschen oder deren Angehörigen aus dem Portemonnaie gezogen.

Wenn Milliarden Euro da sind für Condor, muss der Staat auch das Geld locker machen für die Pflege. Nicht nur für das Fachpersonal, sondern generell für alle die im dieser Branche arbeiten und sich der Gefahr eines gesundheitlichen Schadens aussetzen. Also von der Putzfrau bis hoch zur Heimleitung. Dem Pflegepersonal wurde über Jahrzehnte vieles versprochen, aber nichts gehalten. Auch der von der Politik anvisierte Bruttolohn für Pflegefachkräfte von 2500 Euro ist für diesen anspruchsvollen Beruf deutlich zu wenig.

Wäre es jetzt nicht an der Zeit unser derzeitiges Versicherungssystem im Gesundheitswesen endlich einmal von Grund auf neu zu gestalten. Wäre es nicht klug, die gesamte Kommerzialisierung im Gesundheitswesen endlich zu stoppen. Herr Minister Spahn und der Staatsekretär Gebhart, schaffen Sie Bedingungen für eine nachhaltige Professionalität in der Pflege mit erheblich mehr Akademisierung! Sorgen Sie zudem für mehr Selbstständigkeit in der Pflege mit mehr heilkundlichen Aufgaben, auch solche, die bislang zu den ärztlichen Tätigkeiten gehören! Herr Spahn, Herr Gebhart, nehmen Sie professionelle Pflege mit, in alle Ihre Entscheidungswege. Wir sehen gerade, wie hoch die Not in den Pflegeheimen und Krankenhäuser ist! Der Mangel ist nicht erst seit Corona!

Die Politik hat über Jahren dafür gesorgt, dass wir in Deutschland in der Breitenmedizin europaweit sehr gut aufgestellt sind, und zugleich leisten wir uns einen Dauernotstand in der Pflege. Wir brauchen ein komplette Neuaufstellung im Gesundheitswesen. Dabei müssen Pflegekräfte, Mitarbeiter in der Verwaltung, Küchenpersonal und Reinigungskräfte müssen besser entlohnt werden. Dann wäre Corona auch als Chance zu verstehen.“

Hubert Keiber

Leimersheim

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