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Leserbrief: „Das demokratische Pfeifen“

Foto: red

Ein paar Anmerkungen zu den Äußerungen, die im Rahmen der AFD Wahlkampf Veranstaltung in Jockgrim gefallen sind.

Ich bin ja Einer von diesen linksversifften, radikalen Zecken, die nicht arbeiten und dort in Jockgrim ihren Protest gegen diese Partei  lautstark, das ist auch ein legitimes, demokratisches Mittel, zum Ausdruck gebracht haben. Pfeifen gegen Rassisten, die Blauen, ist allemal demokratischer, als dieser schräge Aufguss von 1933, den Sie da den Bürgern unterjubeln wollen.

Wenn die AFD der Hoffnungsträger für kommende Generationen sein soll, tut’s mir für die heute schon leid! Da sich das Asylantenthema mittlerweile abgekühlt hat, sieht‘s mit aktuellen politischen Themen bei dieser Partei zappendüster aus. Höchstens illegale Spenden und das Kasperletheater um die Erstellung der Germersheimer Stadtratsliste führt noch zu einer Debatte. Ob ehemalige Republikaner und andere  Opportunisten zu Recht gewählt wurden, gibt einen  beredten Einblick über das Innenleben dieser Truppe auch auf kommunaler Ebene.

Dann meldet sich ein parteipolitisches Chamäleon, das erst die CDU beglückt, dann 10 Jahre als Kreisbeigeordneter der Grünen im Kreishaus den Allerwertesten breit gedrückt, den nächsten Stellungswechsel vollzogen und bei den Blaunen gelandet ist. Bundestagsmandate sind anscheinend besser dotiert, als Stellen beim Kreis! Wenn dieser Herr verkündet , er wolle die Altersarmut bekämpfen und dann über die innere Sicherheit und die Bundeswehr referiert, kann man nur den Kopf schütteln. Ich vermute mal, dass der Gute  die Bundeswehr nie von innen gesehen hat. Darüber schweigt der Chronist, geschickterweise!

Wenn aber besagter Herr über einen Krieg gegen Luxemburg spricht, ist das nicht lustig, sondern eher eine Verhöhnung unserer Soldaten und unseres Nachbarlandes! Das brauchen wir nicht! Die Bundesrepublik führt keine Angriffskriege, ist Ihnen das entgangen, Herr Wildberg? Schon gar nicht gegen Nachbarn! Der Letzte fand 1939 statt und wie der aus ging, ist ja bekannt.

Die Zeiten, wo Deutschland andere Länder okkupiert hat, oder an den Grenzen geschossen wurde sind vorbei. Gott sei Dank! Das haben wohl alle begriffen, nur die AFD nicht. Ansonsten hat die Bundeswehr  Auslandseinsätze im Rahmen der NATO, die vom Bundestag zu genehmigen sind. Das sollte man als Bundestagsmitglied eigentlich wissen.

Polemik gegenüber einer Presse, die nicht das schreibt was der Herr gerne lesen möchte und an einer Kanzlerin Merkel, die Anstand und Menschlichkeit bewiesen hat, lassen denn doch starke Zweifel an diesen selbsternannten Verteidigern Deutschlands aufkommen. Dazu passt, dass Meuthen ja gerne beim WDR den MONITOR Chef Georg Restle wegen missliebiger Äußerungen über die AFD entlassen lassen wollte oder um im AFD-Jargon zu bleiben, den WDR ausmisten wollte. Ist das Ihr Demokratieverständnis?

Junge, Junge, Junge fordert Respekt ein, offeriert aber ein durchaus selbstgestricktes Weltbild. Respekt gegenüber einer Volksmeinung? Die Blauen sind nicht das Volk, allenfalls ein kleiner Teil – Tendenz rückfällig. Aussagen, dass man durch Wahlen andere Meinungen aus dem Parlament jagen, Bürgermeister verunglimpfen , Statistiken nach eigenen Gutdünken umdeuten, sind Praktiken die schon den Nazis 1933 geläufig waren und benutzt wurden um politisch anders Denkende mundtot zu machen und gleich zu schalten. Wir werden sehen, ob das auch 2019 möglich ist.

Junge und diese ‚seriösen Damen und Herren‘ ignorieren, dass der Protest gegen den Faschismus auch von ganz normalen, arbeitenden Bürgern, Handwerkern, Parteien, Vereinen und Gewerkschaften getragen wird. Nicht nur von der vermeintlich linksradikalen Antifa. Die allerdings in unseren Breiten noch nicht so aufgetreten ist, wie sie dargestellt wird. Jedenfalls nicht radikaler als die Nazis die durch Germersheim marschiert sind.

Und genau deshalb werde ich auch weiter das rote Fähnlein schwenken und pfeifen und meine Meinung kund tun. Auch wenn diese einer nachgemachten preußischen Rotznasbremse, die macht weder einen guten Offizier noch Politiker, und den anderen Blauen allem Anschein nach nicht so gefällt. Spanien hat’s uns vorgemacht. Mit der Wahl eines Sozialisten, der Abkehr von den Rechten und einem klaren Bekenntnis zu Europa.

Nachsatz: In Rheinzabern findet politische Wahlwerbung seit vielen Jahren auf drei von der Gemeinde aufgestellten Plakatflächen statt. Darauf haben sich die Parteien vor Ort geeinigt. Vielleicht nimmt auch die AFD freundlicherweise davon Kenntnis und hält sich daran.“

Willi Hellmann

SPD Fraktionssprecher

Rheinzabern

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