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Landauer Schwanenweiher „umgekippt“: War die „Frischzellenkur“ schuld?

Immer noch treiben tote Fische auf dem Schwanenweiher. Foto: Pfalz-Express/Ahme [1]

Immer noch treiben tote Fische im Schwanenweiher.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Landau. Ein Aufenthalt am Schwanenweiher ist zur Zeit nicht zu empfehlen: Es stinkt nach fauligem Wasser und ab und zu sieht man Fische auf dem Rücken treiben, an denen sich die Schmeißfliegen gütlich tun.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag informierten Anwohner des Ostparks den Feuerwehrinspekteur Dirk Hargesheimer über eine ungewöhnliche Geruchsbelästigung durch den Weiher. Hargesheimer reagierte schnell. In ersten Sofortmaßnahmen wurde Wasser in den Weiher gepumpt. Das DLRG hat mit Booten Wellen zur Sauerstoffproduktion generiert, das THW hat abgefischt. THW, Feuerwehr und DLRG arbeiteten Hand in Hand, zirka 50 Leute waren vor Ort.

„Das ging die ganze Nacht“, erinnert sich Umweltdezernent Klemm bei einer heutigen Pressekonferenz, bei der auch Ralf Bohde und Klaus Neubeck vom Umweltamt Rede und Antwort standen.

Erst am 23. August noch hatte das Umweltamt der Stadt Landau in Zusammenarbeit mit der Firma Söll aus Hof Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität des „Schwanenweihers“ im Ostpark durchgeführt.

Durch das Einbringen einer Mineralienkombination sollten sich die mikrobiologischen Aktivitäten so erhöhen, dass die Schlammschicht des Gewässers reduziert, Schadgase beseitigt und Phosphate gebunden werden.

Diese Methode habe sich in zahlreichen Gewässern als kostengünstige Alternative zum Ausbaggern bewährt, bekräftigt auch jetzt beim Pressegespräch Ralf Bohde. Das in das Weihersediment eingebrachte Mittel hätte keinerlei schädigende Wirkung auf Mensch, Tier und Umwelt, so Bohde.

In den warmen Sommermonaten kommt es immer wieder zu starker Algenbildung. Die starke Schlammbildung im „Schwanenweiher“ ist laut Experte Bohde auf organische Einträge, z.B. durch Blätter zurückzuführen. Zudem wirke sich aber auch das Füttern von Wasservögeln negativ auf den Weiher aus.

Ein unangenehmer Geruch liegt immer noch über dem Weiher. Foto: Pfalz-Express/Ahme [2]

Ein unangenehmer Geruch liegt über dem Weiher.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Immer wieder gibt es Probleme mit der Wasserqualität des Weihers und es bestehe immer die Gefahr des „Umkippens“, so Klemm. Mit dem Problem sei man schon zehn Jahre beschäftigt.

Eine Lösung wäre, die Verschlammung abzubaggern, doch das koste mehrere hunderttausend Euro. Nach ein paar Jahren sei die Verschlammung dann doch wieder da, so Klemm.

Wenn Anwohner sagten „es stinkt“, habe man gleich reagiert. „Das Problem war dann weg“, so Klemm. In den letzten Jahren habe es keine besonderen Vorfälle gegeben.

Immer mal seien Maßnahmen umgesetzt worden. Vor ein paar Jahren habe man zum Beispiel mit dem ESG Mikroorganismen eingebracht, die die Schlammbildung eindämmen sollten, außerdem wurden Hechte eingesetzt um den Fischbestand zu reduzieren. Auch der Springbrunnen sorge für Durchlüftung.

Vor drei Jahren hat man auch einen Grundwasserbrunnen mit Wasserlauf gesetzt, der bis zu 30.000 Kubikmeter Frischwasser pro Jahr, zirka 100 Tage lang, in den Weiher einbringt.

„Wir lassen zukünftig regelmäßige Messungen durch den EWL durchführen“, so Klemm. Es soll ein regelmäßiges Monitoring geben, vielleicht könne man auch die Uni mit ins Boot holen.

Der Fortbestand des Weihers selbst stünde nicht zur Disposition. Fragen nach den Kosten für den Einsatz sowie eine eventuelle Regressforderung an die Firma Söll, konnte Klemm noch nicht beantworten. Die Ergebnisse der Wasseruntersuchung wolle man abwarten, das könne sich noch ein paar Tage hinziehen.

„Sauerstoff war zu wenig, so viel steht fest“, so Ralf Bohde. Das Mittel jedenfalls habe nicht zur Sauerstoffreduzierung geführt, das könne man ausschließen. Vielleicht habe es aber fischgiftige Prozesse und Reaktionen gegeben. Man müsse die Untersuchungen abwarten.

Den Sauerstoffgehalt habe man nicht untersucht, weil das Mittel nicht sauerstoffvernichtend sei. Im Übrigen habe es keine Auffälligkeiten gegeben, so Bohde. „Es war nichts feststellbar, worauf man hätte reagieren müssen.“ Die letzte Messung habe man im Frühsommer durchgeführt.

Bachzulauf mit Brunnen. Foto: Pfalz-Express/Ahme [3]

Bachzulauf mit Brunnen.
Foto: Pfalz-Express/Ahme

Grüne fordern Sondersitzung des Umweltausschusses

Lukas Hartmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen zu dem Vorfall: „Die Fischpopulation des Schwanenweihers ist zum großen Teil zerstört worden und machte einen nächtlichen Einsatz von THW, Feuerwehr und DLR notwendig.

Fragen kommen auf, ob das plötzliche Fischsterben mit der städtischen „Frischzellenkur“ der vergangenen Tage in Zusammenhang steht, bei der durch Zugaben von mikrobiologischen Pulvern die Wasserqualität des Schwanenweihers verbessert werden sollte. Eine anfängliche Verschlechterung ist dabei normal und wird von den Herstellern offen kommuniziert.

Fraglich ist jedoch: War auch ein Fischsterben absehbar? Warum hat man keine Gegenmaßnahmen ergriffen? Und warum ein nächtlicher Einsatz der Rettungskräfte notwendig, wenn mit einer Verschlechterung gerechnet werden konnte?“

Es brauche eine Sondersitzung des Umweltausschusses, sagt Hartmann. Alle offenen Fragen müssten möglichst rasch geklärt werden, um „sinnvolle, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Wir danken den Einsatzkräften für ihr Engagement, langfristig kann es aber keine Lösung sein, auf diese Art und Weise den Sauerstoffgehalt des Wassers zu erhöhen.“

Fraglich sei auch, ob die schonende Methode der mikrobiologischen Aufwertung überhaupt noch erfolgsversprechend war angesichts der schon jahrelang bestehenden, schlechten Wasserqualität am Schwanenweiher und „ob man sich damit nicht nur vor einer kostenintensiven Ausbaggerung drücken wollte.“ (desa/red)

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